Die Erfindung des korinthischen Kapitells durch Kallimachos (M+)

Johann Christian Reinhart

Die Erfindung des korinthischen Kapitells durch Kallimachos, 1846

Öl auf Leinwand, 95,8 x 135,0 cm
1846 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 815

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Die Erfindung des korinthischen Kapitells durch Kallimachos

1846 als letztes Werk Reinharts vollendet, zeigt das Gemälde eine große, ideal komponierte Landschaft mit einer Staffage, die eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte von der Erfindung des korinthischen Kapitells, Inbegriff des Reichtums und Schönheit der klassisch-antiken Architektur, wie sie Vitruv in seinem Architekturtraktat überliefert.

Nach antiker Sitte war die jung verstorbene Tochter eines wohlhabenden Bürgers von Korinth außerhalb der Stadt an einer Straße bestattet worden. Das Grabmal mit Eckprotomen trägt eine Inschrift in griechischen Buchstaben, die den frühen Verlust des jungen Mädchens beklagt ("Jungfau war Melite noch, da kränzte schon Niko, die Alte, ihr den Hügel. War das, Hades, gerechtes Gericht?"). Neben das Grabmal hatte die Amme einen Korb mit den Spielsachen des Mädchens gestellt und mit einer Steinplatte abgedeckt. Im darauf folgenden Frühjahr war nun der Akanthusstrauch, auf dem das Körbchen zufällig stand, seitlich ausgetrieben und hatte damit eine Form geschaffen, die an das spätere korinthische Kapitell erinnert. Reinhart zeigt nun den Augenblick, als der Bildhauer Kallimachos an diesem Grabmal vorüberkam und diese Form erblickte, die ihn dann zu der Neuschöpfung dieser besonders reichen Kapitellform angeregt hat. Im Hintergrund erscheint eine Ansicht von Korinth mit der Burg Akrokorinth, wie sie ähnlich Carl Rottmann in seinem Griechenlandzyklus gibt.

Johann Christian Reinhart (1761 ‐ 1847)

Leben und Werk

Johann Christian Reinhart, der seit 1789 in Rom lebte, gehört neben Joseph Anton Koch zu den Begründern der deutsch-römischen Landschaftsmalerei des Klassizismus. Ihre Kunst unterschied sich durch ein neues Naturverständnis von der vorher vornehmlich praktizierten Vedutenmalerei. In der Auseinandersetzung mit den klassischen, idealen Landschaften von Claude Lorrain und Nicolas Poussin auf der einen sowie mit der holländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts auf der anderen Seite entwickelten sie einen neuen, empfindsameren Zugang zur Landschaft. Während diese Tendenz zum Gefühlvollen bereits frühromantische Züge besitzt, ist die Art und Weise des Farbauftrages im Sinne des Klassizismus akribisch und detailgetreu, kleinteilig strukturiert und verrät immer die Vorarbeit in der Zeichnung. Reinharts Landschaften sind zu idealen Szenerien gestaltet. Erst die stimmungsvolle Charakterisierung bewirkt in Reinharts Verständnis die Erhebung eines Landschaftsgemäldes zur Kunst. Die arkadische Stimmung in seinen Bildern rührt von einer warmen, tonigen Farbgebung und der sensiblen Einbettung des Menschen in die Natur her. Reinharts Kompositionen folgen dabei den Mustern der klassischen Landschaftsmalerei: Der Blick auf die Szenerie wird seitlich durch aufragende Baumgruppen gerahmt, und durch farblich differenzierte, in die Tiefe gestaffelte Bildebenen wird räumliche Wirkung erzeugt.

Johann Christian Reinhart

Blick von der Villa Malta in Rom nach Norden, 1829/31

Tempera auf Leinwand, 166,5 x 267,4 cm
1835 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 814

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Johann Christian Reinhart

Blick von der Villa Malta in Rom nach Osten, 1831

Tempera auf Leinwand, 166,9 x 266,5 cm
1835 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 812

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Johann Christian Reinhart

Blick von der Villa Malta in Rom nach Westen, 1835

Tempera auf Leinwand, 167,0 x 266,5 cm
1835 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 813

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Johann Christian Reinhart

Gewitterlandschaft mit Gebirgssee und Wasserfall, 1831

Öl auf Leinwand, 49,0 x 66,8 cm
1832 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 816

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Johann Christian Reinhart

Blick von der Villa Malta in Rom nach Süden, 1834

Tempera auf Leinwand, 166,5 x 267,0 cm
1835 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 811

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