Joseph Beuys
Rose für direkte Demokratie, 1973
Meßzylinder aus Glas, mit Schriftzug, Ed.: 65/unendlich, Aufl.: unlimitiert., Zylinder: 33,5 x 5 x 5 cm
Inv. Nr. 15799
© VG Bild-Kunst, Bonn 2016
DetailsRose für direkte Demokratie
Auf der documenta 5 in Kassel richtete Beuys 1972 für die gesamte Dauer der Ausstellung – 100 Tage also – sein „Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ ein, in dem er mit Besuchern über seine Ideen diskutierte, wie die Gesellschaft durch kreatives Handeln verändert werden könnte. Bei allem revolutionären Impetus, den seine Konzepte hatten, distanzierte er sich dabei nachdrücklich von Gruppierungen wie der RAF (Rote Armee Fraktion) in West-Deutschland oder den Roten Brigaden (Brigade Rosse, BR) in Italien, die ihren Anspruch auf gesellschaftliche Veränderung mit gewalttätigen Mitteln durchzusetzen versuchten. Demgegenüber setzte sich Beuys für einen friedlichen Weg ein, über den der gesellschaftliche Fortschritt als Entwicklungsprozess verlaufen solle.
Auf dem Schreibtisch in Beuys’ Kassler „Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ stand eine schmale Glasvase mit einer Rose, die jeden Tag ersetzt wurde. Auf diesem Arrangement basiert das Multiple Rose für Direkte Demokratie, nur dass die Vase hier durch einen Messzylinder aus Glas ersetzt wurde, auf den der Titel der Arbeit geschrieben ist. Wie eine Spirale windet er sich nach oben und verweist damit nicht nur auf das Wachstum der Pflanze, sondern führt auch den evolutionären Aspekt vor Augen, den Beuys mit den angestrebten gesellschaftlichen Prozessen verband. Insbesondere die Rosenblätter erschienen ihm als Symbol dieser Entwicklung.