Das Ende des 20. Jahrhunderts (M+)

Joseph Beuys

Das Ende des 20. Jahrhunderts, 1983

Basalt, Ton, Filz, 44 Steine, 48 x 150 cm je Stein

Inv. Nr. GV 81

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Das Ende des 20. Jahrhunderts

„Das ist das Ende des 20. Jahrhunderts“, äußerte Joseph Beuys 1983 in München über seine gleichnamige Installation, „das ist die alte Welt, der ich den Stempel der neuen aufdrücke.“ Die 44 naturbelassenen Basaltstelen, von Beuys zu einem spiralförmig kreisenden Steinfeld ausgelegt, versinnbildlichen keineswegs nur tote Materie und mithin ein apokalyptisches Jahrhundertende. Vielmehr hat der Künstler dieser über Jahrhunderte gewachsenen „alten Welt“ den Stempel der neuen aufgedrückt, indem er aus dem dichten und urtümlich wirkenden Stein am oberen Säulenende einen kegelförmigen Kern herauslösen ließ. In die entstandenen Löcher setzte er anschließend die abgeschliffenen Stöpsel wieder ein und erzeugte damit einen Kontrast zwischen gewachsener und bewusst hergestellter Form, zwischen Natur und Ratio, der zugleich als Dialog zwischen „alt“ und „neu“ gelesen werden kann. Darüber hinaus wurden unter jedem Kegel eine kleine, ursprünglich feuchte Tonkugel sowie ein Stück Filz eingebettet, sodass sich die Stöpsel, wie Beuys formulierte „nicht weh tun und es warm haben“. Alle Steine wirken so okuliert und mit teleskopartig aus dem Stein ragenden runden Augen wie archaische Urwesen, denen mittels Filz und Ton, den geläufigen Wärmeaggregaten im Beuysschen Materialkosmos, neues Leben eingepflanzt wurde. Dieser animistische Aspekt der Plastik wird durch die rätselhafte Herdenform der Anordnung der Steine noch verstärkt. – In der Umkehrung dieses belebenden Blicks auf die Steine bietet sich dem Betrachter der Eindruck eines ausgelegten Feldes naturgeformter Steine, die Gedanken an ein Gräberfeld wachrufen, an Steindenkmäler, an das Ruinenfeld einer Schlacht oder Erinnerungen an uralte Sippen, die längst von der Erde verschwunden sind. So behandeln Herstellungsweise und Gestalt der Arbeit offenbar ein vielschichtiges menschliches Dilemma: einerseits die respektvolle Einsicht in die Natur, andererseits ihre mit Verletzungen einhergehende Nutzung oder Ausbeutung. Um seine Arbeit verwirklichen zu können, griff Beuys in den Steinbruch ein und verletzte die gegebene Oberflächenstruktur der Steine. Mit dem anschließenden Arbeitsschritt bezeugte er jedoch sein Bedürfnis, die verursachten Verwundungen wieder zu heilen. Die aufeinander folgenden Handlungen lesen sich letztlich wie eine Beschreibung der alten und zugleich der neuen Conditio humana, denn nie zuvor wurden Berechtigung und Konsequenz der Aneignung der Natur so nachhaltig diskutiert wie am Ende des 20. Jahrhunderts.

Im Januar 2011 wurde der Saal den Mäzenen Christof und Ursula Engelhorn zum Dank für ihr herausragendes Engagement gewidmet.

Joseph Beuys (1921 ‐ 1986)

Joseph Beuys

Badewanne, 1961/87

Bronze, Blei, Kupfer; Ed. 3/3, Aufl.: 3 + 1 A. P., 90 x 140 x 340 cm

Inv. Nr. 16064

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Capri-Batterie, 1985

Glühbirne mit Steckerfassung, in Holzkiste, Zitrone. Ed.: 145/200; Aufl.: 200 + einige a.p., 8 x 11 x 6 cm

Inv. Nr. 16072

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

mit Schwefel überzogene Zinkkiste (tamponierte Ecke), 1970

2 Zinkkisten, eine mit Schwefel, Gaze, die andere unbearbeitet, je- 64 x 31 x 18 cm

Inv. Nr. 15790 1/2 - 2/2

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Rose für direkte Demokratie, 1973

Meßzylinder aus Glas, mit Schriftzug, Ed.: 65/unendlich, Aufl.: unlimitiert., Zylinder: 33,5 x 5 x 5 cm

Inv. Nr. 15799

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Letter from London, 1977

Litho auf Bütten auf Holzplatte, gestempelt, 89 x 118 x 2 cm

Inv. Nr. 15814

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Filzanzug, 1970

Filz genäht, gestempelt. Ed. 13/100; Aufl.: 100 + 10 h.c., nummeriert, nicht signiert. Hrsg.: Galerie René Block, Berlin, ca. 171 x 90 cm (ohne Kleiderbügel)

Inv. Nr. 16292

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Jason II, 1962/80

Zinkwanne, Holz, Jasonkopf aus Eisen, weiße Farbe, Bleistift Eisendraht, 240 x 67 x 48 cm

Inv. Nr. 16062

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Badewanne für eine Heldin, 1950/61/84

Zwei Teile. Ofen: Bronze, gelötet, 1950; Wanne: Bronze mit angelötetem Bleisteg und Tauchsieder, 1961; Auflage: 7 + 1 A.P., Ex. 5/7, Guss von 1984; Zertifikat, Ofen: 31 x 7 x 7,5 cm

Inv. Nr. B 993 1/2-2/2

© VG Bild-Kunst, Bonn

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Joseph Beuys

Erdtelephon, 1968

Telephon, Lehmklumpen mit Gras, Kabel, auf Holzbrett montiert, Zertifikat verbleibt bei der Sammlung Klüser, 20 x 47 x 76 cm

Inv. Nr. L 2376

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

o.T. (Vitrine), 1969-1985

Vom Künstler eingerichtete Vitrine mit Filzobjekt und verschiedenen Multiples:Ja,Ja,Ja,Nee,Nee,Nee, 1969 Ex. 95/100 (WV 14); Objekt zum Schmieren und Drehen, 1972, Ex. 80/100 (WV 53); Noiseless Blackboard Eraser, 1974, Ex. 373/550 (WV 101); Telephon , 206,5 x 230 x 50 cm

Inv. Nr. 16063

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Joseph Beuys

Intuition, 1968

Holzkiste mit Bleistiftzeichnung, 30 x 21 x 6 cm

Inv. Nr. 15787

© VG Bild-Kunst, Bonn

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