Großes Stillleben mit Fernrohr

Max Beckmann

Großes Stillleben mit Fernrohr, 1927

Öl auf Leinwand, 141 x 207 cm
1964 Schenkung Sofie und Emanuel Fohn
Inv. Nr. 13454

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Großes Stillleben mit Fernrohr

Das hermetische "Große Stillleben mit Fernrohr" scheint ein Geheimnis zu bergen, das nur der Künstler kennt. Als undurchdringliche Kompositionsfigur präsentiert sich das berückend schöne Stillleben aus vier Blumensträußen, astrologischen Geräten, einer Zeitschrift mit dem Titel "Saturn" sowie der abgewandt sitzenden Frau mit einem Fächer. Ein leuchtend blauer, thronähnlicher Sessel schimmert verheißungsvoll, gleichwohl unzugänglich im Hintergrund. Eine dunkle Tür mit noch steckendem Schlüsselbund scheint uns den Einblick in dieses berauschende Ambiente geöffnet zu haben, ohne uns jedoch gleichzeitig den Schlüssel zum Verständnis mitzuliefern.- Die Funktion des Künstlers als Magier, als Wissender im Zeichen des Saturn, der sich dem Weltgeheimnis zu nähern vermag, diese Interpretation wurde wohl zu Recht mit dem Stillleben in Verbindung gebracht. Die strahlende Farbigkeit eines zwar rätselhaften, jedoch nicht beunruhigenden Bildrepertoires entrückt auch den Betrachter in einen phantastischen Bereich, in dem Unwahrscheinliches vorbehaltlos als wahr akzeptiert wird. Das Gemeinte wird wohl am ehesten durch einen Vergleich mit Henri Matisse deutlich, dem Beckmann mit größten Vorbehalten begegnete, ihm aber besonders in den Stillleben der zwanziger Jahre hinsichtlich der dekorativen, harmonischen Farbwerte und Farbkombinationen nahe kommt. Ähnlich wirkt bis zu einem gewissen Grad auch die formale Behandlung: So ist etwa die Art, die der Tisch nach oben in die Bildfläche geklappt erscheint und wie die Requisiten bildparallel darauf angeordnet sind, ohne das Vorbild Matisse' kaum zu denken. Während jedoch bei Matisse der Bildsinn mit dem optischen Bestand identisch ist, lässt sich bei Beckmanns Stillleben die formale farbliche Schönheit auch als trügerischer Schleier erfahren. Vor der Aktion "Entartete Kunst" befand sich das Werk im Museum der bildenden Künste Leipzig.

Max Beckmann (1884 ‐ 1950)

Leben und Werk

Max Beckmann zählt zu den international bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und nimmt im Bereich der figurativen Malerei einen nur Pablo Picasso vergleichbaren Rang ein. Dem trägt auch die Gegenüberstellung beider Künstler in der Pinakothek der Moderne in benachbarten Sälen Rechnung, die unmittelbar deutlich werden lässt, wie entschieden beide unsere Wahrnehmung von Realität geprägt haben. Beckmann reflektiert in seinen Figurenbildern, Selbstbildnissen und Porträts, aber auch in den Landschaftsbildern und Stillleben, im Spiegel seiner Zeit allgemeine menschliche Fragestellungen. Das Individuum in seiner Vereinzelung, seinen Brechungen, seinen komplexen Möglichkeiten und Gefährdungen steht im Zentrum seines Schaffens. Mit seinem Werk hat Beckmann einen singulären Beitrag zur modernen Kunst- und Geistesgeschichte geleistet.

Max Beckmann

Selbstbildnis in Schwarz, 1944

Öl auf Leinwand, 95 x 60 cm

Inv. Nr. 10974

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

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Max Beckmann

Selbstbildnis mit grauem Schlafrock, 1941

Leinwand, 95,5 x 55,5 cm
1974 als Stiftung von Günther Franke, München, erworben
Inv. Nr. 14387

© Estate Beckmann / VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München

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