Morgen nach einer Sturmnacht (M+)

Johan Christian Dahl

Morgen nach einer Sturmnacht, 1819

Öl auf Leinwand, 74,5 x 105,3 cm
1980 aus Privatbesitz erworben
Inv. Nr. 14631

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Morgen nach einer Sturmnacht

Das Bild "Morgen nach einer Sturmnacht" hielt Dahl selbst für sein bestes Werk. Es brachte für ihn in besonders eindrucksvoller Weise die ungestüme Gewalt der Natur zum Ausdruck. Das überwältigende Schauspiel brausender Wellen, die gegen eien hohe Klippenwand schlagen, setzte Dahl gekonnt in Szene. So türmen sich die Felsmauern rechts nicht nur als Bollwerk gegen die herandonnernden Wassermassen auf, sondern scheinen auch dem Betrachter den Blick über den Rand des Bildes hinaus versperren zu wollen.

Erst bei näherem Hinsehen bemerkt man, dass die Szene nicht menschenleer ist. Auf einem kleinen Felsvorsprung in der Klippenwand sitzt ein einzelner Matrose. den Kopf hat er in beide Hände gestützt und macht einen niedergeschlagenen Eindruck. Er hat allen Grund zur Verzweiflung, denn sein Schiff ist in der Nacht an den hohen Klippen zerschellt. Einzelne Trümmer treiben noch in der Brandung umher. Der Matrose scheint der einzige seiner Mannschaft zu sein, der den Untergang überlebt hat.

Trotz der Gewalt der Naturkräfte, denen der Mensch ausgeliefert ist, und die ihm wie in diesem Fall ein hartes Schicksal bereiten, klingt in Dahls Bild jedoch auch ein versöhnlicher Ton an. Ein Hund hat sich zu dem Matrosen gesellt, der wie jener die katastrophe überlebt hat und während der kalten und nassen Nacht seinem menschlichen Schicksalsgenossen zumindest etwas Wärme und Hoffnung spenden konnte. Und auch die am Horizont aufsteigende Sonne, die Himmel und Meer in einem rötlichen Schimmer erglänzen lässt, verweist auf den Neuanfang, der nun zu machen ist.

Johan Christian Dahl (1788 ‐ 1857)

Leben und Werk

Der Norweger Johan Christian Dahl gehörte zum engsten Freundeskreis Caspar David Friedrichs in Dresden - beide lebten lange Zeit zusammen im selben Haus. Der Einfluss Friedrichs wird in Dahls Kunstauffassung und seiner Hinwendung zu einer stimmungsreich aufgeladenen Landschaftsmalerei bemerkbar. Auch Dahl hatte wie Runge und Friedrich an der Akademie in Kopenhagen studiert. Erst nach einem Italienaufenthalt 1820/21 aber fand er zu einer eigenständigen Form der Malerei, die sich durch eine sichere und freiere Verwendung der Farbe auszeichnet. Die Landschaftsmalerei erlangte im 19. Jahrhundert besondere Bedeutung, weil sie wie keine andere Gattung dem gewandelten Naturgefühl Ausdruck verleihen konnte. Auf langen Wanderungen setzten sich viele romantische Künstler unmittelbar der Naturerfahrung aus. Das Nachempfinden der Schöpfung im Naturerlebnis war Voraussetzung für eine Umsetzung dieses Erlebens in der Kunst. Auch Dahl unternahm gemeinsam mit Caspar David Friedrich einige Wanderungen, auf denen zahlreiche Skizzen entstanden. Berühmt sind Dahls Wolkenstudien. Später im Atelier dienten solche Studien als Anregungen für ein durchkomponiertes Ölgemälde. Die Freilichtmalerei, in der das Ölgemälde direkt unter freiem Himmel in der Natur entstand, sollte jedoch erst nach der Jahrhundertmitte üblich werden.

Johan Christian Dahl

Frederiksholms Kanal in Kopenhagen mit dem Brauhaus Christians IV., 1817

Öl auf Leinwand, 42,2 x 60,5 cm
1972 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 14270

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Johan Christian Dahl

Schlucht in der Sächsischen Schweiz, 1820

Öl auf Leinwand, 63,0 x 48,0 cm
1931 aus Privatbesitz erworben
Inv. Nr. 9690

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