Seni vor der Leiche Wallensteins (M+)

Carl Theodor von Piloty

Seni vor der Leiche Wallensteins, 1855

Öl auf Leinwand, 312 x 365 cm
1855 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 770

Details   

Seni vor der Leiche Wallensteins

Das bereits im Jahr seiner Fertigstellung von König Ludwig I. erworbene Gemälde begründete Pilotys Ruhm als Historienmaler. Piloty entwickelte die Szene in Anlehnung zu Schillers Wallenstein-Trilogie, die sich der historischen Fakten lediglich als Gerüst bedient. Die bei Schiller "hinter den Kulissen" angesiedelte Szene wird hier zum eigentlichen Bildthema, und zwar konstruiert aus Hinweisen, die Piloty der Vorlage entnahm. Besonders aufschlussreich sind Haltung und Ausdruck des Astrologen Seni. Kurz vor der Ermordung Wallensteins hatte Seni den Freund beschworen, noch in der Nacht zu fliehen, denn auch der Planetenstand künde drohendes Unheil an: "Die Zeichen stehen grausenhaft, nah, nahe umgeben dich die Netze des Verderbens". Seine resignierte Trauer findet hier die eigentliche Begründung: Er kann nicht entsetzt, nicht überrascht sein, weil er eben diese Entwicklung in der Gewissheit, dass die Gestirne nicht lügen, als unausweichlich ansehen musste.
Was von den Zeitgenossen als außergewöhnlicher Naturalismus gerühmt wurde, stellt sich bei näherer Betrachtung als perfekte Inszenierung dar. Piloty verstand es geschickt, die Gefühle seines Publikums zu schonen und gleichzeitig eine patriotische Stimmung auszunutzen, indem er die historische Figur Wallensteins in der Interpretation Schillers zum Bildthema erhob und damit indirekt zwei Größen deutscher Geschichte in einer Komposition vereinigte.

Carl Theodor von Piloty (1826 ‐ 1886)

Leben und Werk

Geboren am 1. Oktober 1826 in München, gestorben am 21. Juli 1886 in Ambach am Starnberger See. Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Vater ging Piloty 1840 an die Münchner Akademie zu Julius Schnorr von Carolsfeld. Studienreisen führten ihn nach Brüssel, Antwerpen und Paris, wo er den Kolorismus und Realismus der belgisch-französischen Historienmalerei kennen lernte und entscheidende Impulse durch Werke Louis Gallaits und Paul Delaroches erhielt. Seit 1856 hatte er eine Professur an der Münchner Akademie inne, zu deren Direktor er 1874 ernannt wurde. Piloty, der für seine großformatigen Historienbilder mit ihren pathetischen Inszenierungen berühmt wurde, kann als ein Wegbereiter der gründerzeitlichen Malerei in Deutschland gelten.

Carl Theodor von Piloty

Kolumbus, 1865

Öl auf Leinwand, 316,0 x 229,5 cm
1865 durch Adolf Friedrich von Schack vom Künstler erworben
Inv. Nr. 11443

Details   

Carl Theodor von Piloty

Tod Alexanders des Großen, wohl 1885

Öl auf Leinwand, 44,9 x 70,7 cm
1959 aus Staatsbesitz überwiesen
Inv. Nr. 13049

Details   

Carl Theodor von Piloty

Thusnelda im Triumphzug des Germanicus, 1873

Öl auf Leinwand, 490 x 710 cm
1874 durch König Ludwig II. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 771

Details