Je t'aime, No. IV (M+)

Robert Motherwell

Je t'aime, No. IV, 1955 - 1957

Öl auf Leinwand, 177 x 253,5 cm

Inv. Nr. 14836

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Details   

Je t'aime, No. IV

Den positiven, optimistischen Gegensatz zu den „Elegies“ bildet die „Je t’aime“- Gruppe, die hier mit dem wichtigsten Beispiel aus den Jahren 1955 bis 1957 vertreten ist. Die Bildidee entwickelte sich aus der Serie der „Staffelei-Bilder“, die ein insbesondere bei Juan Gris und Pablo Picasso häufiges kubistisches Motiv – die Staffelei mit darauf stehendem Bild, hier die blaue, dreieckige Farbform –
paraphrasieren. In Zusammenhang mit der Inschrift „Je t’aime“ kann das Bild als eine Hommage an die französische Malerei verstanden werden. Gleichzeitig entstand das Bildmotto nach der Aussage des Künstlers jedoch auch aus dem Gefühl, sich gegen die Verzweiflung und Trauer der „Elegies“ behaupten zu müssen. Wichtiges Merkmal dieses wie auch der meisten anderen Bilder des Künstlers ist das so genannte All-over-Painting, das von dem gesamten amerikanischen Abstrakten Expressionismus mehr oder weniger nachdrücklich vertreten wurde. Damit wird die Bildkomposition als eine durch den Bildrand begrenzte Fläche aufgegeben; die klassische Formulierung des Bildes als Blick durch ein Fenster tritt zurück. Stattdessen wird die Bildfläche als unendlich erweiterbar
aufgefasst, die Bildgrenzen sind eher zufällig. Diese für die amerikanische Kunst symptomatische Neuerung ist Folge eines prinzipiell neuen Kunstverständnisses: Das Bild zeigt keine in sich geschlossene Welt, sondern lediglich einen eher beliebigen Teil, der allerdings nach allen Seiten expandieren kann und theoretisch unbegrenzt ist.

Robert Motherwell (1915 ‐ 1991)