Bildnis des Photographen Hugo Erfurth mit Objektiv (M+)

Otto Dix

Bildnis des Photographen Hugo Erfurth mit Objektiv, 1925

Sperrholz, 75,1 x 60,6 cm

Inv. Nr. 13459

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Details   

Bildnis des Photographen Hugo Erfurth mit Objektiv

Hugo Erfurth, einer der bedeutendsten Porträtfotografen der zwanziger Jahre, war Otto Dix durch ein Tausch abkommen eng verbunden. Für jede Fotografie, die Erfurth von Dix und seiner Familie machte, wurde er mit einer Zeichnung von Dix bezahlt. Auch für Dix’ Radierzyklus „Der Krieg“ von 1924 lieferte Erfurth fotografisches Material. Die se enge Arbeitsgemeinschaft mit dem Fotografen erklärt sich aus dem Credo von Dix: „Wir wollten die Dinge ganz nackt, klar sehen – beinahe ohne Kunst.“ Im Unterschied zum Momentanen der Fotografie empfand Dix freilich seine seit 1922 in Düsseldorf, seit 1925 in Berlin und ab 1927 wieder in Dresden entstandenen Porträts durchweg als Konzentrat der dargestellten Person, als Dar stellung des „Phänomen als Ganzes“. In altmeisterlicher, an Cranach, Dürer, Grüne wald und Baldung Grien geschulter Technik hat Dix hier mit illusionslos scharfem Blick das Ganze der Person Erfurths gegeben. Durch das Objektiv in seinen Händen als Fotograf ausgewiesen, ist Erfurth zudem durch seine konzentrierte, ja angespannt lauernde Haltung als professioneller Beobachter ausgewiesen. Die korrekte Kleidung kennzeichnet ihn darüber hinaus als Geschäftsmann. Die überaus sorgfältige Wiedergabe von In kar nat,
Anzug und Kra wat tennadel sowie die peinigende Nachbarschaft des Dornenmusters der Tischdecke mit den geäderten Händen des Dargestellten verfremden zugleich die so objektiv vorgestellte Person. Das „Bildnis des Photographen Hugo Erfurth“ wurde von den Nationalsozialisten im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ in der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden beschlagnahmt, wo es als Dauerleihgabe der Stadt Dresden aufbewahrt wurde. Von Sofie und Emanuel Fohn 1939 im Tausch gegen Werke aus ihrer Romantiker-Sammlung erworben, gelangte es schließlich 1964 als Schenkung in die Staatsgemäldesammlungen.

Otto Dix (1891 ‐ 1969)