An den Süßen Wassern Asiens in Konstantinopel (M+)

Johann Michael Wittmer

An den Süßen Wassern Asiens in Konstantinopel, 1837

Öl auf Leinwand, 80,7 x 118,6 cm
1965 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 13690

Details   

An den Süßen Wassern Asiens in Konstantinopel

Dargestellt sind die öffentlichen Gartenanlagen zwischen Kandili und Andalou Hissar bei Konstantinopel am Ufer des Bosporus. Die dort mündenden Flüsse des Büjük Gök Su und des Kütschük Gök Su (des Großen und des Kleinen Blauwassers) bilden das so genannte Tal der Süßen Wasser Asiens (im Gegensatz zum Tal der Süßen Wasser Europas, nördlich des Goldenen Horns). Beides sind Volksgärten. Wittmer gibt den Blick über einen Uferstreifen mit dem Kiosk des Sultans und altem Baumbestand auf die spiegelglatte blaue Wasserfläche des Bosporus. Gegenüber wird das etwa 700 Meter entfernte europäische Ufer mit dem Kastell Rumeli Hisar sichtbar, das Mohammed der Eroberer 1452 als ersten Stützpunkt auf dem Westufer erbaute. Zwischen weiten Gärten sind der Tschiragan Serai und der Dolma Bagtsché Serai sowie die Türme und Kuppel der Walidé-Moschee zu erkennen. In weiter Ferne geht der Blick links auf die Einfahrt zum Goldenen Horn und die Südostspitze von Stambul. Im Mittelgrund rechts steht, umgeben von seinen Begleitern, Kronprinz Maximilian in bläulichem Gehrock und blauer Schirmmütze, den Stock in der Linken. Hinter ihm, von dem türkischen Wächter fast verdeckt, ist der Maler selbst im Profil mit Schirmmütze zu erkennen. Das Gemälde basiert auf Studien, die Wittmer auf der 1835 in Begleitung des Kronprinzen unternommenen Reise nach Griechenland und Kleinasien gemacht hatte. 1840 entstand eine Replik für den König von Württemberg.

Johann Michael Wittmer (1802 ‐ 1880)

Leben und Werk

Geboren am 15. Oktober 1802 in Murnau, gestorben am 9. Mai 1880 in München. Nach einer Goldschmiedelehre besuchte Wittmer seit 1820 die Münchner Akademie. Er studierte bei Johann Peter von Langer, seit 1825 bei Peter von Cornelius, der ihn 1827 an der Freskenausstattung der Glyptothek und des Odeons beteiligte. Von 1828 bis 1832 ging er mit Stipendien König Ludwigs I. nach Rom, wo er mit dem Kreis der Nazarener um Friedrich Overbeck bekannt wurde und im Atelier Joseph Anton Kochs arbeitete. Studienreisen führten ihn nach Umbrien, Neapel, Florenz und in die Toskana. Im Auftrag des Kronprinzen Maximilian von Bayern, den er 1833 auf eine Reise nach Sizilien, Griechenland, Konstantinopel und Kleinasien begleitete, schuf er Kopien nach italienischen Meistern. Nach den zahlreich entstandenen Reiseskizzen malte Wittmer noch in den 1840er Jahren Bilder mit Darstellungen aus dem orientalischen Volksleben. Seit den 1850er Jahren entstanden fast nur noch sakrale Werke.