Synthèse plastique de l’idée: Guerre (M+)

Gino Severini

Synthèse plastique de l’idée: Guerre, 1915

Öl auf Leinwand, 60 x 50 cm

Inv. Nr. 15036

© VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Details   

Synthèse plastique de l’idée: Guerre

Gino Severini nimmt im Futurismus eine Sonderstellung ein: Seit seiner Übersiedlung
nach Paris im Jahr 1906 setzte er sich zwar intensiver mit französischer als mit italienischer Kunst auseinander, aber der intellektuelle Kontakt zu seinen italienischen Freunden und die Solidarität mit deren Zielen blieben zunächst vorrangig. Das Gemälde „Der Krieg“ gehört zu einer Gruppe von insgesamt elf Bildern, die sich mit dem Krieg auseinander setzen und die 1915 in der Nähe von Paris entstanden sind, wo Severini nach eigenen Aussagen durch die vorbeifahrenden, mit Kriegsmaterial beladenen Züge zu diesem Thema an ge regt wurde. Dabei versuchte er, zu einer symbolischen Interpretation zu kommen, in der die realistische Darstellung ganz im Sinn des Futurismus aufgegeben wird und nur die Idee des Kriegs als einer von der modernen Technologie bestimmten Materialschlacht zum Tragen kommt. In der symbolischen Dar stellung der drei Waffengattungen Marine (=Anker), Artillerie (=Haubitze) und Luftwaffe (=Flugzeugflügel) geht es um die „plastische Synthese der Idee des Kriegs“, wie Severini selbst den Bildtitel interpretierend ergänzt. Severini be schrieb seinen Ansatz 1916 – anlässlich seiner Ausstellung in Paris, in der das Bild als „Nummer 1“ figurierte – im „Mercure de France“ folgendermaßen: „Ich habe versucht, die Idee ‚Krieg‘ durch ein plastisches Ensemble wiederzugeben, das aus folgenden realen Elementen besteht: Kanone, Fabrik, Fahne, Mobilmachungsbefehl, Flugzeug, Anker. Entsprechend unserer Konzeption des ‚ideistischen Realismus‘ vermag keine mehr oder weniger naturalistische Beschreibung von Schlachtfeldern
oder Gemetzel die Synthese der Idee ‚Krieg‘ besser zu vermitteln als die Objekte,
die seine leibhaftigen Symbole sind.“ Die trockene, ebenso harmonische wie zurückhaltende Malweise entspricht ganz dieser Interpretation des Kriegs als primär technologisch bestimmt.

Gino Severini (1883 ‐ 1966)