Die Erwartete (M+)

Ferdinand Georg Waldmüller

Die Erwartete, 1850 oder 1860

Öl auf Nadelholz, 81,1 x 63,2
1925 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9260

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Die Erwartete

Die Genremalerei bildet den Schwerpunkt in Waldmüllers spätem Schaffen. Seine Vorliebe galt nicht dem bürgerlichen Leben, sondern dem ländlichen, und hier nicht den Motiven der Arbeit, sondern Begebenheiten voller Lebenswärme. Das Bild der »Erwarteten«, auch unter dem Titel »Sonntagmorgen « bekannt, vereint alle künstlerischen Elemente aus den letzten Jahren des Malers. An einem Sommertag wartet ein Junge mit Rosen auf seine Liebe im Schatten des Waldes. Das Mädchen nähert sich, von üppig wogenden Feldern her kommend, auf den verschwiegenen Waldesrand zu. Beide tragen ihre Sonntagskleider. Während der Junge voll Hoffnung zu ihm sieht, blickt das Mädchen mit seinem blühenden Gesicht in Gedanken auf ihr Gesangbuch. Auf es hin ist die Komposition der Waldöffnung mit dem Landschaftsausblick angelegt. Der Betrachter wird zum Zeugen der erwartungsvollen Szene. Wird das Mädchen seine Gefühle erwidern?
Ein nah verwandtes, 1860 entstandenes Bild, »Die Begegnung«, erzählt die Geschichte weiter. Darin erscheint ein Paar in zärtlicher Umarmung an der Schwelle des Waldes. Auch das Münchner Bild wird 1860 entstanden sein. Waldmüller fand damals in der Bildform der Idylle zu seiner letzten Formulierung des Genrebildes. Die Zahl der Personen wird reduziert und die Figuren verschwinden in der größeren Schilderung der Landschaft. Auch das Kolorit erhält seine letzte Ausprägung. Es ist hier ganz auf die Erfassung der lichthaltigen Atmosphäre der Waldöffnung gestimmt.
Die Gattung des Genres erfreute sich schon in der Wiener Malerei des frühen Biedermeier besonderer Beliebtheit. Für den vielseitigen Waldmüller gewann sie aber erst gegen Ende seines Schaffens zentrale Bedeutung. In ihr fand seine von einem wirklichkeitsnahen Naturverständnis geprägte künstlerische Auffassung ihr konsequentes Ziel. In den Szenen des unverfälschten Lebens der Landleute scheint sich sein Ideal einer glücklichen Einheit von Mensch und Natur zu erfüllen. Waldmüllers Genrebilder gingen allerdings zu dieser Zeit in der Gunst des Publikums zurück. Nach seiner Kritik am akademischen Lehrbetrieb hatte er 1850 seine Professorenstellung verloren und lebte zurückgezogen in Wien. Bis ins Alter blieb er jedoch unbeirrt auf seinem künstlerischen Weg und wurde zum größten Naturschilderer der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts.

Ferdinand Georg Waldmüller (1793 ‐ 1865)

Leben und Werk

Ferdinand Waldmüller war der bedeutendste Maler des Wiener Biedermeier. Selbst aus einfachen Verhältnissen stammend, war sein Leben von Solidität und Bodenständigkeit gekennzeichnet, und auch sein künstlerisches Werk verlor nie den unmittelbaren Zugang zur Realität. Dies kam ihm vor allem bei seiner Tätigkeit als Porträtmaler zugute. Waldmüllers Malerei zeichnet sich durch die präzise und naturgetreue Wiedergabe unterschiedlichster Stofflichkeiten aus. Die Wiedergabe löst sich jedoch nie malerisch frei vom Gegenstand, sondern bleibt diesem in Detailtreue und formaler Linearität verhaftet. In der Feinheit der Darstellung sucht Waldmüller die Konkurrenz zu den alten Meistern, zur Malerei eines Hans Holbein des Jüngeren oder zu den niederländischen Feinmalern, an deren Werken er sich durch das Kopieren in Museen und Sammlungen geschult hat. Mit Holbein verbindet Waldmüller auch eine ähnliche Porträtauffassung: Zwar werden die physiognomischen Einzelheiten ungeschönt wiedergegeben, doch entsteht nie der Eindruck von Hässlichkeit oder Grobheit, sind die Personen immer würdevoll aufgefasst und vom Künstler mit großem Respekt ins Bild gesetzt. So treten in Waldmüllers Porträts Momenthaftigkeit und Wirklichkeitsgebundenheit auf der einen und überzeitliche Dauerhaftigkeit des Eindrucks auf der anderen Seite in ein spannungsreiches Verhältnis.

Ferdinand Georg Waldmüller

Waldmüllers Sohn Ferdinand mit Hund, 1836

Öl auf Holz, 39,2 x 31,2 cm
1925 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9274

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Ferdinand Georg Waldmüller

Mühle am Ausfluss des Königssees, 1840

Öl auf Eichenholz, 45,7 x 57,9 cm
1894 aus Privatbesitz erworben
Inv. Nr. 7950

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Ferdinand Georg Waldmüller

Bildnis einer Dame aus der Familie der Edlen von Managetta und Lerchenau (Katharina Jackson, geb. Bonin-Ghibaud?), 1837

Öl auf Eichenholz, 32,2 x 26,4 cm
1961 aus Privatbesitz erworben
Inv. Nr. 13116

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Ferdinand Georg Waldmüller

Frühling im Wienerwald, um 1860

Öl auf Laubholz, 54,2 x 67,9 cm
1926 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9324

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Ferdinand Georg Waldmüller

Abendlandschaft mit Ziegenherde, 1847

Öl auf Eichenholz, 55,5 x 69,0 cm
1930 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9660

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Ferdinand Georg Waldmüller

Vorbereitung zum Fest, 1860 (?)

Öl auf Holz, 63,5 x 81,0 cm
Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland
Inv. Nr. L 857

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Ferdinand Georg Waldmüller

Junge Bäuerin mit drei Kindern im Fenster, 1840

Öl auf Leinwand, 84,6 x 67,5 cm
1959 aus Staatsbesitz überwiesen
Inv. Nr. 12895

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Ferdinand Georg Waldmüller

Bildnis einer Dame, 1836

Öl auf Laubholz, 31,6 x 26,3 cm

Inv. Nr. 8619

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