Judith (M+)

August Riedel

Judith, 1840

Öl auf Leinwand, 131,0 x 96,0 cm
1841 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 826

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Judith

Judith, die Bezwingerin des Holofernes, ist in Dreiviertelfigur gegeben, den Blick ernst, fast forsch nach rechts gerichtet, ihre Linke fest auf das Heft des Schwerts gestützt. In der Rechten, für den Betrachter kaum sichtbar, hält sie Holofernes' abgeschlagenes Haupt. Das weiße Hemd ist unter einem mit Edelsteinen besetzten Band von der linken Schulter gerutscht, um Hüfte und Taille ist ein kostbarer Brokatstoff geschlungen. Grelle Beleuchtung von rechts taucht die Heroin in gleißendes Licht.

Der reichen Witwe Judith soll es während der Belagerung der Stadt Bethulia durch die Assyrer gelungen sein, das Vertrauen des Holofernes, des Feldherren Nebukadnezars, zu gewinnen. Nach durchzechter Nacht tötete sie den Despoten mit einem Schwertstreich. Die heldenhafte Tat gilt seit jeher als Vorbild für die sieghafte Erhebung des Einzelnen gegen die Tyrannis, oftmals ergänzt um die Vorstellung, was Frauen alles zu vollbringen vermögen. Zugunsten letzterer Vorstellung drängt Riedel die eigentliche heroische Tat eher in den Hintergrund. Das biblische Ereignis wird zum Vorwand für die pompös repräsentierende Darstellung des unbeugsamen Heldentums seiner Protagonistin, was dem Bild freilich bald den Vorwurf der äußerlichen Effekthascherei eintrug.

Riedel stellt mit der biblischen Tugendheldin eine frühe Vorläuferin für jene bedeutenden Frauengestalten dar, die unter den Deutsch-Römern, allen voran Anselm Feuerbach, als Inbild der Italienerin verewigt wurden. Tatsächlich soll dem Künstler die zwanzigjährige Brigantentochter Grazia aus Sonnino Modell gesessen haben.

August Riedel (1799 ‐ 1883)

Leben und Werk

Geboren am 25. Dezember 1799 in Bayreuth, gestorben am 6. oder 8. August 1883 in Rom. Von 1818 an studierte Riedel an der Münchner Akademie bei Robert von Langer. 1823 führte ihn eine Reise erstmals nach Italien. Wegen Schwierigkeiten mit dem neuen Akademiedirektor Peter von Cornelius ging er nach Dresden, wo er sich in der dortigen Galerie intensiv mit den Alten Meistern beschäftigte. 1832 zog er endgültig nach Rom. Riedel, der auch als psychologisch einfühlsamer Porträtist bekannt wurde, hat sich besonders mit Genredarstellungen italienischer Volksszenen einen Namen gemacht, wobei für seine Werke schon frühzeitig ein gesteigerter, leuchtender Kolorismus charakteristisch war.

August Riedel

Eine Mutter aus Alvito, 1848

Öl auf Leinwand, 120,2 x 90,3 cm
1848 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Inv. Nr. WAF 827

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