Die Vier Elemente - Erde und WasserTriptychon - Mittelteil (M+)

Adolf Ziegler

Die Vier Elemente - Erde und WasserTriptychon - Mittelteil, vor 1937

Leinwand, 171,3 x 110,5 cm

Inv. Nr. 11925

© Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Details   

Die Vier Elemente - Erde und WasserTriptychon - Mittelteil

Das Triptychon gehört zu den bekanntesten Werken der NS-Kunst. Es fand im „Dritten Reich“ nicht nur als Postkarte und in Kunstzeitschriften große Verbreitung, sondern schmückte auch, als großformatiger Gobelin nachgewebt, das „Deutsche Haus“ der Pariser Weltausstellung 1937. Im gleichen Jahr wurde es als eines der Hauptwerke der ersten „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im „Haus der Deutschen Kunst“ in München ausgestellt. Adolf Hitler erwarb es für den „Führerbau“, das Parteizentrum der NSDAP am Münchner Königsplatz, wo es repräsentativ über dem Kamin angebracht wurde. Ziegler zeigt die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft (von links nach rechts) als allegorische Frauenakte. Das antike kosmologische Thema der vier Elemente wird vom Künstler durch die „nordisch“ idealschönen Frauen mit nationalsozialistischen Rassen- und Weiblichkeitsvorstellungen verknüpft. Die Allegorien nehmen skulptural stilisierte Posen ein. Sie sind von ihrem Postament herabgestiegen und treten dem Betrachter nun auf gleicher Ebene gegenüber, wodurch sie in ein greifbares Tugend- und Schönheitsideal verwandelt werden sollen. Zieglers penibler Malstil hat die Zeitgenossen dazu veranlasst, den Künstler als „Meister des deutschen Schamhaars“ zu verhöhnen. Die sinnliche Präsenz der Frauenfiguren wird durch die allegorische Überhöhung und ihre Präsentation in der christlich-sakralen Bildform des Triptychons jedoch gleichzeitig relativiert. Zieglers Erfolg als Maler im Nationalsozialismus war eng verknüpft mit seiner einflussreichen Rolle in der Kulturpolitik. Aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Hitler wurde der bis 1934 weitgehend unbekannt gebliebene Künstler nun zum ordentlichen Professor der Akademie der Bildenden Künste in München ernannt, bevor er 1936 sogar Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste wurde. In dieser Funktion führte er mit Vollmacht Adolf Hitlers landesweite Beschlagnahmeaktionen moderner Kunst in deutschen Museen durch, die 1937 in der Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ gipfelten. Adolf Ziegler eröffnete die Ausstellung im Hofgarten am 19. Juli 1937 mit einer fanatischen Brandrede gegen die Moderne. Nach Kriegsende wurden „Die vier Elemente“ von den Alliierten im Central Art Collecting Point am Münchner Königsplatz, der zentralen Sammelstelle für Raubkunst, erfasst und als berüchtigstes Werk der sogenannten „Überweisungen aus Staatsbesitz“ den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen überstellt. Das Gemälde war in den letzten zwei Jahrzehnten auf zahlreichen Sonderausstellungen zu sehen und wird nun erstmals auch in die Schausammlung der Pinakothek der Moderne integriert.

Weitere Hintergrundinformationen zum Werk sowie dem Themenkomplex „Künstler im Nationalsozialismus“ finden Sie auf www.pinakothek.de/gegenkunst

Adolf Ziegler (1892 ‐ 1959)