25.09.2019: Königskunde der Königsklasse

Königskundlerin Zeynep Oktay mit jungen Besuchern vor der Installation aus Papierfliegern „Das Gute“ von Hans-Jörg Georgi

Stimme und Ohr für den Besucher – die Königskunde der Königsklasse

Die Königsklasse in Schloss Herrenchiemsee ist ein Geheimtipp für Kunstliebhaber. Besucher lieben die ungewöhnliche Anreise über den See auf die Insel im Chiemgau, sie schätzen den Spaziergang zum Königsschloss und staunen über Hauptwerke der Kunst, die in raumfüllenden Installationen seit 2013 in einem bislang ungenutzten Flügel des Gebäudes ausgestellt sind. Doch die Königsklasse ist viel mehr als eine Insel voller Kunst, sie ist ein Ort des Austausches. Dafür sorgt ein Team von Königskundlern, die Besucher zu persönlichen Gesprächen über die Kunst einladen. In diesem Beitrag wollen wir Euch das Programm der Königskunde vorstellen und verraten, warum wir uns für den Dialog über die Bilder genauso einsetzen, wie für deren Betrachtung.

Wer ins Museum geht, kennt die Situation: Man steht vor einem Werk und es türmen sich Fragen, Assoziationen vielleicht sogar Anregungen und Aufregungen in einem auf. Oder aber man steht hilflos vor einem Werk. An dieser Beobachtung setzt die Königskunde an, in der es darum geht, eine Sprache für das Gesehene zu finden. Gemeint ist hier das persönliche Formulieren von sinnlicher Wahrnehmung. Anstatt sich in einer Führung anzumelden, trifft der Besucher in der Königsklasse auf die Königskundler. Anders als bei der klassischen Museumsführung, laden die Königskundler den Besucher zum gegenseitigen Gedankenaustausch ein und lassen sich dabei auch mal gerne die Perspektive des Besuchers schildern:

„In der Königsklasse steht die Aufmerksamkeit für die eigene Wahrnehmung im Vordergrund. Die Königskundler unterstützen den Besucher dabei, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen. Sie verweisen auf besondere Blickwinkel oder einzelne Details und erkunden zusammen mit den Besuchern neue Perspektiven auf die Kunstwerke.“ – Corinna Thierolf, Kuratorin der Königsklasse

Alles kann, nichts muss. Die Königskunde ist ein Angebot zum Gespräch auf Augenhöhe, denn die Königskundler knüpfen dort an, wo Fragen entstehen:

„Was mich an der Königskunde inspiriert, sind die vielseitigen Reaktionen der Besucher: Sie beobachten, halten inne, stellen Fragen und reflektieren mit uns gemeinsam über die Kunst.“ – Zeynep Oktay, Teamleitung der Königskunde

Innovative Vermittlungsarbeit

Ob man nun über die Kunst diskutieren oder doch lieber im Alleingang durch die Künstlerräume der Königsklasse flanieren möchte, ist jedem Besucher selbst überlassen. Wesentlich ist, dass die Möglichkeit zum offenen Diskurs geboten wird. Dafür setzen sich gleich zwei Freundeskreise der Pinakothek tatkräftig ein: PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne und die International Patrons of the Pinakothek finanzieren die Königskunde gemeinsam und ermöglichen neben den Gehältern auch temporäre Unterkünfte für die Kunstvermittler, die sich täglich zum Schloss auf die Herreninsel begeben. Der Kuratorin liegt viel an der innovativen Vermittlungsarbeit, denn nicht zuletzt wecken die Königskundler auch das Interesse für die Pinakotheken in München: Es wird eine Brücke zwischen zwei Orten für die Kunst geschaffen, die auf dem starken Fundament des persönlichen Austausches fußt.

Die Königskunde findet im Rahmen der Königsklasse täglich von 9:30 – 17:30 statt und ist im Eintrittspreis integriert. Die Königsklasse läuft noch bis zum 3. Oktober 2019.

Autorin: Tatjana Schäfer, Assistenzkuratorin im Referat Kunst ab 1945