Selbstbildnis (M+)

Selbstbildnis

Die Künstlerin stellt sich in ihrem berühmtesten und wohl auch anspruchsvollsten Selbstbildnis bewusst in die römische Tradition der Porträts von Raffael und der Sibyllendarstellungen des Domenichino. Distanziert und kritisch, sich abgrenzend durch Reißfeder und Zeichenmappe, blickt sie forschend zum Betrachter. Die Haare sind aufgetürmt, mit einem Turban umwunden und auch in der Kostümdarstellung greift die Künstlerin auf die römischen Vorbilder zurück, die sie bereits vorher mehrfach studiert und umgesetzt hatte. Angelika Kauffmann lebte zum Zeitpunkt des Entstehens des Porträts schon seit geraumer Zeit in Rom und gibt sich im Alter von über vierzig Jahren betont jugendlich wieder.

Als Malerin gehörte sie zu den Ausnahmeerscheinungen im Rom des ausgehenden 18. Jahrhundert mit ihren weit verzweigten internationalen Verbindungen und einem großen Freundeskreis. Das Bild entstand im Auftrag des Grafen Franz Laktanz Firmian (1712-1786) aus Salzburg. Dieser hatte es für seine Sammlung von Künstlerbildnissen in Schloss Leopoldskron bestimmt, die aber schon bald nach seinem Tod 1786 aufgelöst wurde. Es gelangte dann in den Besitz des Münchner Hofjuweliers Trautmann und wurde mit fünf weiteren Künstlerporträts von König Ludwig I. erworben.

Angelika Kauffmann (1741 ‐ 1807)

Leben und Werk

Geboren am 30. Oktober 1741 in Chur, gestorben am 5. November 1807 in Rom. Durch den Vater schon früh mit der Malerei vertraut, kam Angelika Kauffmann über Parma, Bologna und Florenz 1763 nach Rom, wo sie Aufnahme in den Kreis um Johann Joachim Winckelmann und Anton Raphael Mengs fand und besonders die italienischen Meister des 16. Jahrhunderts studierte. 1766 reiste sie über Paris nach London, 1768 wurde sie in die Royal Academy aufgenommen. Nach ihrer Heirat mit dem Maler Antonio Zucchi kehrte sie 1781 nach Italien zurück. Ihr Salon in Rom war Treffpunkt wichtiger Persönlichkeiten der Zeit. Die Bedeutung Angelika Kauffmanns für ihre Zeitgenossen lag weniger in ihrem umfangreichen malerischen Oeuvre als vielmehr in ihrer klassisch-idealen Gesinnung und hohen Bildung.