23.09.2021: #PINABEHIND: Marc Chagall am Tegernsee

Sebastian und Michael Beck positionieren das Bild „Über den Blumen“ von Marc Chagall (1928-30, Öl und Gouache auf Leinwand, Privatsammlung, © VG Bildkunst Bonn 2021)

#PINABEHIND: MARC CHAGALL. EINE LIEBESGESCHICHTE

In dieser Folge reisen wir an den Tegernsee, wo bis zum 9. Januar 2022 die Ausstellung „Marc Chagall. Eine Liebesgeschichte“  im Olaf Gulbransson Museum gezeigt wird. 
Die Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen wird von der Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. geleitet. 
Der neue Vorstandsvorsitzende Michael Beck gewährte uns einen spannenden Blick hinter die Kulissen und auf seine Arbeit. 

MICHAEL BECK - FRAGEN & ANTWORTEN

  • Was passiert auf dem Foto gerade?

Hier platzieren wir gerade eines der Hauptwerke unserer Ausstellung von Marc Chagall. Ich neige dazu, ,tief’ zu hängen, da ich es mag, wenn man leicht von oben sozusagen in die Bilder hineinsieht - man ist dann doch mehr mit ihnen verbunden und näher an ihnen dran. 

  • Was ist das Besondere an dieser Sonderausstellung?

….dass alle 62 Werke von privaten Sammlern ausgeliehen wurden und dadurch viele von ihnen seit langem nicht in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Im Zentrum steht die antike Liebesgeschichte von Daphnis und Chloé. Wir präsentieren Marc Chagall im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ als Künstler jüdischer Herkunft und zeigen eine umfangreiche Werkauswahl. Das bringt uns auch gleich zu zwei aktuellen Bezügen: nämlich Flucht und Rassismus. Beide Themen musste Marc Chagall am eigenen Leib erfahren. Wir konnten eines seiner Tagebücher aus den Jahren 1939-45 in die Ausstellung integrieren und dies ermöglicht es uns, tiefe Einblicke in sein Seelenleben zu erhalten. Chagalls Texte in jiddischer Sprache erzählen von Leid,  Angst und Zorn. Auch dieses Skizzenbuch ist etwas ganz Besonderes in unserer Präsentation. 

  • Was macht der Verein im Museum genau?

Die Olaf Gulbransson Gesellschaft organisiert in Abstimmung mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen die wechselnden Sonderausstellungen. Seit 1966 engagieren wir uns mit viel Leidenschaft dafür, das Werk von Olaf Gulbransson zu pflegen und zu fördern. Hoffentlich stehen wir mit dieser Chagall-Ausstellung vor einem „Neustart“ dieses kleinen, schönen Museums, das als Zweiggalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sich an deren Vorbild und Qualität orientieren möchte . Auf unserer Wunschliste stehen Ausstellungsprojekte zu Künstlerpersönlichkeiten wie Pierre-Auguste Renoir, Alexej von Jawlensky und Ernst-Ludwig Kirchner. Und nicht zu vergessen: Picasso! 

  • Was ist die besondere Herausforderung an Ihrer Tätigkeit? 

Den besten Weg zu finden, Inhalte der Kunst mittels unserer Ausstellungen auf eine spannende und animierende Weise zu vermitteln. Dies geht von der Auswahl der Kunst über die Hängung und Präsentation hin zu den pädagogischen Möglichkeiten von Wandtexten und der Möglichkeit, Berichten von verschiedenen Experten zuzuhören. Die Tonspuren können Besucher:innen mit dem eigenen Smartphone über QR-Codes direkt vor den Werken in der Ausstellung abrufen – vergessen Sie Ihre Kopfhörer nicht! 

  • Eine persönliche Frage, zum Abschluss: Haben Sie ein Lieblings-Bild im Olaf Gulbransson Museum? Falls ja - welches? 

Zunächst das Gemälde auf dem Foto: „Über den Blumen“, das die ganze Originalität des frühen Chagalls in sich hat. Es ist so wunderbar ,komisch komponiert’ und kommt so unverfälscht ehrlich daher. Bei Olaf Gulbransson spricht man immer in erster Linie über seine Zeichnungen. Natürlich ist er mit diesen für den Simplicissimus berühmt geworden. Ich liebe jedoch mindestens genauso sehr seine Gemälde. Sie sind so wunderbar still, meditativ und bescheiden. Leere Flächen bestechen durch ihren monochromen Farbauftrag, oft ist es nur das Weiß. Bei meinem letzten Betrachten dieser Bilder im Museum war es das kleine Bild „Feuerstätte im Freien“ von 1946, ein kleines Ölbild, dem meine Bewunderung besonders gilt.