05.05.2021: #PINABBEHIND: Museumstechnik und Gemälderestaurierung

#PINABEHIND: Museumstechnik und Gemälderestaurierung

#PinaBehind – Was passiert eigentlich hinter den Kulissen unserer Museen? Mit #PinaBehind starten wir eine Reihe, mit der wir euch in regelmäßigen Abständen einen Einblick geben wollen in das, was in unseren Räumen passiert, wenn sie für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich sind. Wer sind die Menschen hinter dem Museumsbetrieb? Und: Woran arbeiten sie? 

In unserer vierten Folge geben Museums- und Ausstellungstechniker Diego Villasante und Gemälderestauratorin Ulrike Fischer aus dem DOERNER INSTITUT Einblicke in ihren Arbeitsalltag. 

Diego Villasante & Ulrike Fischer - Fragen & Anworten

Museums- und Ausstellungstechniker Diego Villasante und Gemälderestauratorin Ulrike Fischer bereiten gemeinsam eine Umhängung vor. Foto: Julian Baumann

  • Was machen Sie da gerade auf dem Foto?

Ulrike Fischer: Immer wieder werden in unserer Galerie Gemälde abgehängt, um sie in Ausstellungen anderer Museen zeigen zu können. Die Vorbereitungen dafür sind auf dem Foto zu sehen. Hinter den Kulissen bedeutet in diesem Fall, dass wir zwar in der Galerie arbeiten, allerdings unbemerkt für Besucher, da es außerhalb der Öffnungszeiten geschieht. Hier werden die Gemälde sorgfältig gesichert auf rollbaren Bilderwägen in die Galerie gebracht.

Diego Villasante: Das Foto zeigt wie die Gemälde aus dem Depot in die Galerie gebracht werden. Die Alte Pinakothek besitzt eine Vielzahl an Kunstwerken, die aus Platzgründen nicht alle gleichzeitig ausgestellt werden können. Gemälde, die nicht in den Ausstellungsräumen hängen, werden in unserem Depot aufbewahrt, das die korrekte Lagerung bezüglich Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewährleistet und gleichzeitig große Sicherheit bietet.
Gelegentlich werden Bilder aus der Galerie durch Bilder aus dem Depot ersetzt, sei es aufgrund von Leihgaben, Änderungen des Ausstellungskonzepts oder der Pflege der Gemälde durch die Restauratoren. Das Bewegen der Kunstwerke, das sogenannte „art-handling“ ist Aufgabe der Museums- und Ausstellungstechnik.

  • Was ist das Spannende an Ihrem Beruf?

Ulrike Fischer: Als Restauratorin kümmere ich mich nicht nur um sichere Rahmenbedingungen für die Kunstwerke, sondern komme ihnen auch näher als die meisten Menschen. Aus allernächster Nähe untersuche ich sie und für Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten berühre ich sie natürlich auch. So erfahre ich spannende Details über die Materialien, Herstellungsart und den Erhaltungszustand und kann meine manuelle Geschicklichkeit einsetzen, wenn ich die Gemälde bearbeite.

Diego Villasante: Der Wert und die Bedeutung der Kunstwerke erfordern eine professionelle Handhabung durch die Museums- und Ausstellungstechnik, um keinerlei Spuren an den Objekten zu verursachen. Die Tatsache, dass es sich nicht selten um großformatige und schwere Gemälde handelt, verlangt außerdem die Arbeit im Team.
Rein technisch gesehen gefällt mir der Moment, in dem wir das Material auswählen und montieren, das später Werke von unschätzbarem Wert tragen soll. Dies erfordert höchste Konzentration, stellt aber gleichzeitig eine Motivation für mich dar. Schließlich bin ich mir unserer großen Verantwortung bewusst, mit einem der herausragendsten Kulturschätze hier in Bayern arbeiten zu dürfen.

  • Warum arbeiten Sie gerne am Museum?

Ulrike Fischer: Ich empfinde es als großes Privileg mit dieser Vielzahl an herausragenden Gemälden zu arbeiten. Immer wieder ergeben sich interessante Aufgabenstellungen und vielfältige Lösungen. Dabei reicht der Fokus von allerkleinsten Details an einem einzigen Werk bis hin zu Themen, die den gesamten Sammlungsbestand betreffen. Ganz entscheidend ist für mich auch die Teamarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen, die eine große Bereicherung meiner eigenen Erfahrungen darstellt.

Diego Villasante: Umgeben von solch wertvollen Kulturgütern zu sein bedeutet für mich persönlich eine Bereicherung. Durch die enge Zusammenarbeit mit Restauratoren und Kunsthistorikern lerne ich etwas mehr über den Entstehungskontext der Gemälde und letzten Endes über deren kulturelle Bedeutung

  • Worauf müssen Sie bei Ihrer Arbeit besonders achten? / Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?

Ulrike Fischer: Vorsicht, Umsicht, Weitblick und Genauigkeit sind immer wichtig, um die Gemälde bestmöglich zu erhalten. In meinem Alltag gibt es viele Routinetätigkeiten, aber immer wieder auch neue Herausforderungen, die die Arbeit spannend und lebendig machen.

Diego Villasante: Meine Arbeit setzt sich aus drei Bereichen zusammen:

Verpackung und Transport der Werke

Zu unseren Aufgaben gehört die Bewegung und der Transport von Gemälden, sei es in das Restaurierungsatelier, in ein anderes Museum oder wenn ein Werk in der Galerie ausgetauscht werden soll. In all diesen Fällen müssen wir die Gemälde für den sicheren Transport vorbereiten.

Natürlich gibt es einen Unterschied, ob das Gemälde in ein anderes Museum gebracht werden soll, was eine sehr spezifische Schutzverpackung erfordert, oder, ob es nur innerhalb des Depots bewegt wird. Letzteres ist sicherlich die einfachere Variante, aber auch diese verlangt die richtigen Materialien und eine entsprechende Ausrüstung.

Inventarisierung und Lagerung der Werke

Wann immer ein Bild bewegt wird, muss diese Bewegung in unsere Datenbank eingetragen  werden, damit jederzeit nachvollziehbar ist, wo sich das Kunstwerk befindet. Wir sprechen in der Alten Pinakothek von mehr als 6000 Bildern, die exakt organisiert bzw. verwaltet sein müssen.

Aufbau von Ausstellungen

Nachdem die Exponate für eine neue Ausstellung ausgewählt wurden, kümmert sich die Museums- und Ausstellungstechnik um sämtliche technische Arbeiten, die für den Aufbau der Ausstellung nötig sind. Für jedes einzelne Werk wählen wir eine passende und sichere Hängung oder Installationsmöglichkeit aus.

Die anschließende Anbringung der Beleuchtung, der Beschriftungen sowie die Aufstellung und Einrichtung von Vitrinen komplettieren diesen Prozess.

  • Eine persönliche Frage zum Schluss: Haben Sie ein "Lieblingsbild" in den Pinakotheken? Und wenn ja, welches?

Ulrike Fischer: Im Rahmen der Forschungen zum neuen Bestandskatalog der Französischen Malerei untersuche ich zur Zeit viele Gemälde unter den Aspekten der verwendeten Materialien, der französischen Maltechnik und der Schaffenspraxis der französischen Künstler. Zudem überprüfe ich, wie gut sie uns heute erhalten sind. Besonders freue ich mich darauf, von Nicolas Lancret das Gemälde Der Vogelkäfig unter das Mikroskop zu legen, weil es in dieser feinteiligen Malerei besonders viele buntfarbige Pigmente zu erkunden gibt.

Diego Villasante: Ja, natürlich. Wenn ich mit Werken aus der spanischen Schule arbeite, tue ich dies mit einer speziellen Motivation, insbesondere bei den Gemälden Murillos mit den Kindern.