01.04.2021: #PinaBehind: Der Vergolder

Foto: Julian Baumann

#PINABEHIND: Was macht eigentlich ein Vergolder? Mit Johannes Engelhardt

#pinabehind – Was passiert eigentlich hinter den Kulissen unserer Museen? Mit #pinabehind starten wir eine Reihe, mit der wir euch in regelmäßigen Abständen einen Einblick geben wollen in das, was in unseren Räumen passiert, wenn sie für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich sind. Wer sind die Menschen hinter dem Museumsbetrieb? Und: Woran arbeiten sie? 

In unserer zweiten Folge erklärt Johannes Engelhardt aus dem Doerner Institut, wie man Vergolder:in wird und warum neben dem Handwerk auch ein fundiertes Wissen, zum Beispiel zur Geschichte der Gemälderahmung, im Berufsalltag notwendig ist.

Der Vergolder - Fragen & Antworten

Foto: Julian Baumann

  • Woran arbeiten Sie da gerade auf diesem Foto?

Auf dem Foto arbeite ich an einem vergoldeten Barockrahmen aus unserer Staatsgalerie im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg. Das Gebäude und die Galerieräume, mit nahezu 250 Gemälden der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, werden derzeit saniert und voraussichtlich im Herbst 2021 wiedereröffnet. Währenddessen werden die Bilder und ihre Rahmen im Doerner Institut in München gepflegt, konserviert oder restauriert. Auf dem Foto arbeite ich an den bei der Festigung lockeren Vergoldungsteilen mit Proteinleim. Dabei handelt es sich um einen tierischen Hautleim, der schon im alten Ägypten bei der Vergoldung mit Blattgold verwendet wurde.

  • Was ist das Spannende an Ihrem Beruf?

Der Beruf Restaurator:in ist sehr vielfältig und oft auch herausfordernd. Neben der Beherrschung aller historischen Vergoldungs- und Verzierungstechniken, verlangt er ein großes Feingefühl, Respekt vor der vorhandenen historischen Substanz sowie fundiertes Wissen zur Geschichte der Gemälderahmen. Ziel einer Restaurierung ist heute weniger das „Neuvergolden“  als vielmehr die Konservierung der originalen Fassung  und die ästhetisch stimmige, möglichst zurückhaltende  Ausbesserung der Schäden, welche die Rahmen mit der Zeit erlitten. Aber es sind oft auch ältere Restaurierungen oder Überarbeitungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte problematisch verändert haben. Und schließlich erzählt auch der Oberflächenschmutz etwas über die Geschichte des Objekts und wird deshalb selten komplett entfernt. Nachfolgenden Generationen sollen auch in vielen Jahren noch die ursprüngliche beabsichtigte Dekorationswirkung der Bilderrahmen nachvollziehen können, ohne dabei ihr Alter zu übersehen.

  • Wie wird man eigentlich Vergolder*in am Museum?

Vergolder:in ist heute noch ein Handwerksberuf, der mit der Gesellen- und Meisterprüfung abgeschlossen wird. Um in einem Museum als Restaurator:in zu arbeiten war der frühere Weg ein jahrelanges Volontariat bei einem:r erfahrenen:r Restaurator:in. Heute aber ist das Studium der Restaurierung die grundlegende Voraussetzung, um an historischen Objekten in einem Museum zu arbeiten. Dabei sind auch handwerkliche Fähigkeiten von großer Bedeutung und an den meisten Universitäten und  Hochschulen wird ein einjähriges Praktikum vorausgesetzt. Der Beruf Restaurator*in vereint Wissenschaft und praktische Fähigkeiten. Wer ein Kunstobjekt bearbeitet  sollte möglichst alles über seine Herstellungstechnik und Entstehungsgeschichte, eventuelle spätere Veränderungen und mögliche Schadensursachen wissen bevor er mit der Arbeit beginnt.

  • Worauf müssen Sie bei Ihrer Arbeit besonders achten?

Ich muss bei meiner Arbeit vielen Ansprüchen genügen. An erster Stelle bin ich dem historischen Gegenstand verpflichtet. Ihn in seiner ursprünglichen Aussage nicht zu verändern und die originalen Materialien zu erhalten ist das oberste Gebot. Daneben ist es meine Aufgabe, den Sammlungsleiter*innen in unseren Häusern bei Entscheidungen für Neurahmungen und der Entwicklung von Rahmenrepliken mit Fachkenntnis zur Seite zu stehen und deren Herstellung zu begleiten.

  • Eine persönliche Frage, zum Abschluss: Haben Sie ein Lieblings-Bild? Falls ja: Welches? Und: Was fasziniert Sie daran?

Ein spezielles Lieblingsbild habe ich nicht. Mir sind im Laufe meiner Berufsjahre alle Kunstwerke, mit denen ich mich oft wochenlang beschäftigte, ans Herz gewachsen. Es ist wie mit Kindern, sie kosten vielleicht viele Nerven bis sie einen verlassen aber anschließend möchte man die gemeinsame Zeit nicht mehr missen. Bilder bei denen ich in irgendeiner Art etwas Spirituelles spüren kann sind mir allerdings – egal ob sehr alt oder ganz modern – besonders nahe.