11.10.2020: Die Neue Pinakothek – Auszug der Kunstwerke

Auszug der Kunstwerke

Große Gemälde zu bewegen ist oft Millimeterarbeit: Carl Theodor von Piloty (1826–1886), Seni vor der Leiche Wallensteins, 1855, Öl auf Leinwand (© Doerner Institut)

Von Renate Poggendorf (Leitende Restauratorin Neue Pinakothek und Sammlung Schack) und Bianca May (Gemälderestauratorin, Mitarbeiterin im Projekt Auslagerung)

Die Schließung eines Museums wegen Sanierung erfordert langwierige und umfangreiche Arbeiten, die allesamt hinter den Kulissen stattfinden. Tausende von Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Fotografien und Rahmen, die in der Neuen Pinakothek ausgestellt, gesammelt und bewahrt werden, sind für die Transporte und eine jahrelange Unterbringung außerhalb des Hauses vorzubereiten.

Konservatorische Bestandsaufnahme

Ziehwand für Ziehwand werden in den Depots Gemälde gesichtet (© Doerner Institut)

Das setzt ein komplexes Gesamtkonzept voraus, bei dem RestauratorInnen von der Einschätzung des Personal- und Materialbedarfs über Verpackungs- und Transportlogistik bis zur Kalkulation und Verwaltung des erforderlichen Budgets maßgeblich beteiligt sind.

Erster Schritt war die Beurteilung der Transportfähigkeit. Neben den ca. 450 ausgestellten Hauptwerken galt es auch die weitaus größere Zahl der deponierten Werke zu begutachten. Folglich bekamen die RestauratorInnen des Museums Unterstützung durch ein Team freiberuflicher KollegInnen unterschiedlicher Fachrichtungen. Jedes einzelne Kunstwerk wurde kotrolliert und wo nötig Konservierungsarbeiten durchgeführt. Zustand und Maßnahmen wurden ebenso wie Angaben zu Rahmung, Montage oder besonderen Anforderungen an Verpackung und Transport dokumentiert. So wurden bei der Auslagerung vielfältige Informationen über den Sammlungsbestand erfasst, die den Wiedereinzug nach der Sanierung erleichtern werden.

Verpackung und Transport

Kleinformatige Gemälde dicht gepackt in einem Transportbehälter – der grüne Punkt zeigt die restauratorische Freigabe zur Auslagerung (© Doerner Institut)

Ob Kleinskulptur oder großformatiges Gemälde – jedes Werk benötigt eine angepasste Verpackung, um auf Transporten geschützt zu sein und in den Auslagerungsdepots sicher gelagert zu werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Team der Museums- und Ausstellungstechnik wurden nach Objektart und -größe gestaffelte Verpackungen entwickelt, die konservatorische Anforderungen, sowie Aspekte wie Praktikabilität, Alterungsbeständigkeit und Platz- sowie Kostenbeschränkungen erfüllen. Auch das Verpacken und die Transporte von besonders bedeutenden, aber auch empfindlichen oder schwierig handzuhabenden Kunstwerken werden durch das RestauratorInnenteam begleitet.

Präsentation und Deponierung während der Schließung

Adolf von Hildebrand (1847 – 1921), Pietà, um 1915/18, farbig gefasster Gips – kurz vor der Aufstellung in der Alten Pinakothek (© Doerner Institut)

Hauptwerke der Sammlung werden in der Alten Pinakothek und der Sammlung Schack ausgestellt und bleiben damit in der Nähe und für die Besucher weiterhin zugänglich. Zahlreiche andere Werke werden befristet an Museen oder Ausstellungshäuser ausgeliehen. Der überwiegende Bestand jedoch wird vorübergehend in Außendepots untergebracht. Deren konservatorische Eignung muss im Voraus entwickelt und für die Dauer der Nutzung sichergestellt werden.

RestauratorInnen beim Montieren einer Schutzverglasung für ein besonders empfindliches Gemälde (© Doerner Institut)

Was machen Restauratoren während der Schließung?

Auch wenn die Neue Pinakothek geschlossen ist und viele der Werke für die Öffentlichkeit nicht zu sehen sind, werden die RestauratorInnen des Museums nicht arbeitslos. Gerade in dieser Zeit besteht die Gelegenheit, Kunstwerke, die sonst nie in den Sälen des Museums fehlen sollten, nach und nach eingehender zu untersuchen und bei Bedarf durch Restaurierungsmaßnahmen auf ihre erneute Präsentation nach der Sanierung vorzubereiten. Zugleich können an Hauptwerken der Sammlung Untersuchungen zur Maltechnik oder zu ihrer Restaurierungsgeschichte stattfinden, die das Wissen über die Bestände bereichern und der Öffentlichkeit in Ausstellungen und Publikationen präsentiert werden.

Berichtet werden soll natürlich auch künftig über den Verlauf der Sanierung in der Neuen Pinakothek hier auf unserem Blog. Gerne nehmen wir Feedback und Fragen zu diesem Beitrag über unser Kontaktformular wie auf Twitter, Facebook oder Instagram entgegen.

Dieser Beitrag erschien anlässlich des 3. Europäischen Tages der Restaurierung.