01.03.2020: Good bye…und welcome back Van Dyck

Ein Blick zurück

Jetzt ist es wirklich vorbei: Die letzten Van Dyck-Leihgaben haben die Alte Pinakothek verlassen. Von den aus aller Welt eintrudelnden Kurieren wurden sie abgeholt und wieder zu ihren Besitzern gebracht; die Ausstellungsräume stehen leer. Aber wir haben die Köpfe nicht hängen lassen, sondern uns gleich an die Arbeit gemacht: Tausende Post-Its, die ihr in den letzten Monaten geschrieben und gestaltet habt, wurden von uns Stück für Stück gesichtet! Mit Eurem Feedback habt ihr uns das größte Geschenk gemacht. So viel war dabei: Großes Lob und ganz wenig Kritik, Anregungen, Grüße an das Team und Eure Beobachtungen. Dass ihr entschieden habt, euren Geburtstag mit Van Dyck zu verbringen oder sogar auf dem Weg in die Ferien von Berlin nach Südtirol Van Dyck einen Besuch abgestattet habt, finden wir sehr nett. Aber nicht nur das: Wir haben auch gezählt und die verschiedenen Sprachen zugeordnet. Wir haben tatsächlich ein internationales Publikum, denn uns haben viele Van Dyck-Freunde aus Russland besucht, dicht gefolgt von jenen aus Amerika und Italien. Neben Besucherinnen und Besuchern aus Mexiko, Frankreich, Holland, Japan, Tschechien, der Schweiz, Argentinien, Brasilian, Griechenland, Korea, England, Norwegen, Österreich, Polen, Spanien, Australien, Ukraine und Ungarn sind auch Interessierte aus Costa Rica, Ecuador, Hong Kong, Indien, Israel, Istanbul, Kasachstan, Kolumbien, Kroatien, Malta, Neuseeland, Portugal, Taiwan, Uruguay, Venezuela und Zypern zu Besuch bei Van Dyck gewesen. Ein wahrlich globales Publikum! Die gesamte Post-It-Wand, die im Laufe der Ausstellungsdauer ganz organisch immer wieder ihre Form und Größe verändert hat, war ein einziges großes Kunstwerk!

Eine Ausstellung in der Ausstellung

Van Dycks jugendliches Selbstbildnis war der absolute Hit und der Liebling aller. Er hat es Euch wirklich angetan: Unter den Post-Its fanden sich nicht weniger als 32 Nachzeichnungen. Aber auch andere Motive haben euch begeistert: Einer der Hunde aus der „Eberjagd“, Sebilla vanden Berghe und ihr gewichtiger Ehemann – alle haben euch inspiriert. Ihr habt uns Rosen überreicht und uns zugewunken, einige haben einen besonderen Tag bei uns verbracht oder endlich den Namen ihres Babys gefunden. Unser Anliegen, das Museum zu einem lebendigen Ort des Austauschs, des Nachdenkens und des Zusammentreffens zu machen, hat sich erfüllt, und wir danken Euch für diese überwältigende Resonanz. Dass ihr so zahlreich zu unseren Führungen gekommen seid und mit uns bei den After-Work-Veranstaltungen mit flämischem Bier angestoßen und der Musik des Münchner Rundfunkorchesters gelauscht habt! Bekannte und neue Gesichter haben wir auch bei den Abendvorträgen gesehen, als Spezialisten aus aller Welt Aspekte der Ausstellung nochmal vertieft haben. In unseren Workshops haben wir uns gemeinsam mit euch nochmal selbst künstlerisch mit Van Dycks Oeuvre auseinandergesetzt und uns von dem großen flämischen Meister inspirieren lassen.

© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Alte Pinakothek

Was bleibt?

Die vielen enthusiastischen Beiträge von Journalisten und Kunsthistorikern, die für große Zeitungen wie die Süddeutsche, die Frankfurter Allgemeine oder NZZ unsere Ausstellung besprochen haben, werden eine schöne Erinnerung sein; aber auch die vielen, die für kleinere Blätter, aber auch für Fachzeitschriften wie den Apollo, das Burlington Magazine oder die Weltkunst geschrieben haben, haben mit ihrer Begeisterung unser Projekt mit getragen.

Dass viele von euch fanden, dass die Ausstellung Wissenschaft zugänglich gemacht hat, ihr viel gelernt habt und ihr es schön fandet, wie offensichtlich während der Ausstellungs-
vorbereitungen sowohl Restauratoren als auch Kunsthistoriker in gleichem Maße an einem Strang gezogen haben, hat uns sehr gefreut. Offenbar seid ihr regelrecht in das Goldene Zeitalter Flanderns eingetaucht, wart beeindruckt von Van Dycks Ehrgeiz und habt euch von seinen Meisterwerken bezaubern lassen. Aber auch, dass die Ausstellung gut gegen Liebeskummer geholfen hat, freut uns! Dass ihr so begeistert von unserem Audioguide wart, ist ein wertvoller Hinweis für ein Format, das sich auch für künftige Ausstellungen eignen würde. Euer konstruktives Feedback haben wir ebenfalls aufgenommen und sind euch dankbar, dass ihr somit die nächsten Ausstellungen mitgestaltet! Auch, dass ihr es zu schätzen wusstet, dass wir aus dem Vollen unseres großen Gemäldebestandes geschöpft haben, freut uns sehr. Nun kennen die Münchner unter euch die Sammlung ihrer eigenen Stadt wieder ein Stückchen besser!

Der Blick nach vorn

Damit ihr Eure Münchner Lieblingsbilder von Van Dyck nicht allzu lange missen müsst, haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt und mit unserem Team der hauseigenen Museums- und Ausstellungstechnik den Van Dyck-Saal der Alten Pinakothek wieder neu eingerichtet. Schon jetzt können wir euch sagen: Man sieht Altbekanntes nach der Ausstellung mit neuem Blick! Nicht nur, dass viele Werke restauriert wurden, sondern wir wissen jetzt auch um ihre verborgenen Botschaften: Wie die „Ostereier“, die ovalen weißen Flächen unter den Bildnissen eines unbekannten Ehepaares, bei der es sich, wie wir jetzt wohl vermuten können, um Kunden handelt, die nicht viel Zeit hatten und deshalb auf bereits weitgehend fertiggestellte Porträts zurückgriffen, in die Van Dycks Werkstattmitarbeiter nur noch ihre Konterfeis setzen mussten. Es lohnt also, bald wieder zu kommen: Seit dem 26. Februar sind die Van Dycks zu den gewohnten Öffnungszeiten wieder zu besichtigen. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch!

Autorinnen: Dr. Mirjam Neumeister, Kuratorin und Julia Thoma, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Fotos in diesem Blogbeitrag und im Video © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Alte Pinakothek