24.01.2018: THINGS YOU DIDN'T KNOW ABOUT PAUL KLEE...Puppets

Part Three: Kaschperlkopf Klee

THINGS YOU DIDN'T KNOW ABOUT PAUL KLEE...

PART THREE
Kaschperlkopf Klee

Autorin: Susanne Glasl

Vergesst Fiffi und Rex, fernab der Hund-Katzen-Debatte betritt der wahre beste Freund des Menschen die Arena: das Steckenpferd. In einer Zeit, als ausgedehnte Netflix-Binges im Kampf gegen den unweigerlichen Sonntags-Blues noch keine Option darstellten, musste man kreativere Lösungen finden, um der existentiellen Langeweile des Lebens etwas entgegen zu setzen. Ganz klar, ein Hobby muss her! In den seltenen Fällen, wenn Violine und Pinsel einmal vergessen in der Ecke standen, musste auch der scheinbar voll ausgelastete Paul Klee eine sinnvolle Beschäftigung finden. Er bastelte gerne, der Paul, und er bastelte gut. Nutznießer dieses weiteren Talents des ohnehin schon unverschämt talentierten Vaters ist Sohn Felix. Für ihn fabrizierte Klee in den Jahren von 1915 bis 1925 eine kleine Handpuppen-Privatarmee. #letboysplaywithdolls

Doch Paul Klee bleibt Paul Klee, auch wenn er so putzigen Tätigkeiten nachgeht, wie ein Puppenkleidchen zu nähen. Es wird also kaum überraschen: die kleinen Leutchen haben ordentlich Flair. Einige der Puppen, wie das Kasperle, die kleine Gretl und das Krokodil erkennt man schnell als altbewährte Protagonisten des Kasperletheaters. Andere tragen da schon individuellere Züge: Inspiration für seine Klee'schen Mini-Mes suchte sich Paul nämlich auch gerne mal in seinem unmittelbaren Umfeld. Nebst Schwester Mathilde traf es wohl auch den beeindruckend bebarteten Klee-Papa Franz. Zwar ist heute nicht mehr ganz klar, für welches Mitglied der Puppen-Mischpoke das Familienoberhaupt Modell stehen durfte, man darf aber hoffen, dass das Ergebnis dieser speziellen Verpuppifizierung unerhört struppig ausgefallen ist.

Ein anderer kleiner Kamerad lässt sich dagegen zweifelsfrei dem korrespondierenden Original zuordnen – das oben zu bestaunende, markante Exemplar mit Mond-Augen und Hipster-Bärtchen ist Pauls ganz eigene Puppen-Persona.

Wer vor Familie und sich selbst keinen Halt macht, der lässt erst recht keine Gnade gegenüber seinen Künstler-Spezln walten: Koryphäen wie Oskar Schlemmer, Rainer Maria Rilke und Galka Scheyer fallen ebenfalls Pauls Verpuppungs-Passion zum Opfer. Man fragt sich, wie wohl die Resonanz unter den Betroffenen ausgefallen sein mag. Wie reagiert man angemessen auf die Konfrontation mit dem eigenen Holzkopf-Pendant? Es soll ja solche geben (mich), die die Herstellung einer Do-It-Yourself-Puppenschar mit, sagen wir, vorsichtigem Misstrauen beäugen würde. Ein Glück für unseren Hobbybastler, dass der Künstler-Status derartig schrullige Aktivitäten ganz schnell in charmante Exzentrik umdeutet.

Bei all dieser leidenschaftlichen Hingabe vonseiten Pauls ist es aber der rechtmäßige Besitzer und Regisseur-To-Be Felix, der bald zum einzig wahren Herren der Puppen avanciert: zum allgemeinen Amüsement der Schüler-, Kolleg-, und Sippschaft am Bauhaus bringt er mithilfe des Puppenensembles eigens geschriebene Sketche rund um das Leben an der Schule auf die Bühne. Frühkindliche Prägung; da schau einer an!

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Abbildung: 

Ohne Titel (Selbstportrait), Replik der Handpuppe von 1922, Kopf: Rindsknochen und Gips, gefasst, Gewand: Wollstoff, 37 x 23 x 14 cm
Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee
Copyright: Zentrum Paul Klee, Bern, Bildarchiv

PAUL KLEE. KONSTRUKTION DES GEHEIMNISSES

PAUL KLEE. KONSTRUKTION DES GEHEIMNISSES

Pinakothek der Moderne 
Sammlung Moderne Kunst 
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„Konstruktion des Geheimnisses“ ist die erste große Sonderausstellung zum Werk von Paul Klee in der Pinakothek der Moderne. Sie wird den umfangreichen Münchner Bestand zusammen mit über 120 Leihgaben aus bedeutenden Klee-Sammlungen in Europa, den Vereinigten Staaten und Japan präsentieren. Die Ausstellung folgt Paul Klees Weg als „denkender Künstler“, der in seinem Werk systematisch die Grenzen des Rationalen auslotet und überwindet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die 1920er- Jahre, in denen Klee auf die Herausforderungen der neuen technisierten Welt und deren Auswirkung auf das Schaffen des modernen Künstlers reagiert. Als Meister am Bauhaus stellt Klee die Dominanz des Rationalismus in Frage und strebt nach einer Balance von Verstand und Gefühl, von Konstruktion und Intuition. Die Ausstellung zeigt die ungebrochene Aktualität von Klees Werk, das sich den existentiellen Konflikten des modernen Menschen widmet.

ALLE INFORMATIONEN ZUR AUSSTELLUNG: https://www.pinakothek.de/klee