18. September 2017: Warum, wie und wann Social Media?

Warum, wie und wann Social Media?

Vorwort aus der Publikation zu #StadtLandBild:

Warum, wie und wann Social Media?

Autor: Bernhard Maaz
Generaldirektor, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Der digitale Wandel und die Entwicklungen der Gegenwart machen auch vor den Museen nicht halt, erfreulicherweise. Er verursacht einen Rollenwandel der Besucherinnen und Besucher vom  Rezipienten – potenziell – auch zum Produzenten und zieht damit auch einen Aufgabenwandel des Museums nach sich oder ermöglicht diesen zumindest. Unter anderem mit dem Relaunch der Website 2016, mit der Online-Veröffentlichung aller Sammlungsbestände 2017 und mit den sich stetig erweiternden Formen der digitalen Kunstvermittlung wird diesem Wandel in und an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nach Kräften Rechnung getragen. Angesichts der Tatsache, dass es hier nur eine einzige feste Stelle für diesen riesigen Themenbereich gibt, ist das keine leichte Aufgabe. Aber sie ist dennoch verlockend, denn sie ist zeitgemäß und zukunftsfähig. Und das Thema berührt unsere Verpflichtung gegenüber dem heutigen Publikum und den künftigen Erwartungen. Die Social-Media-Plattformen der Pinakotheken sollen und können neben den bisherigen Aufgaben der Vermittlung und Kommunikation der reichen und vielfältigen Schätze der Sammlungen auch eine moderne Form der Partizipation ermöglichen. Neue Strategien und Formate sind erforderlich, um den steigenden Anforderungen und den geränderten respektive sich – technisch und mental bedingt – weiter und stetig ändernden Nutzungsprofilen der Besucherinnen und Besucher gerecht zu  werden. Die Social-Media-Aktion #StadtLandBild basiert auf den Erfahrungen bisheriger Projekte in diesem Gebiet. Diverse Tweetups und Instawalks zu Ausstellungen von David Shrigley in der Pinakothek der Moderne bis hin zu Canaletto in der Alten Pinakothek, aber auch Aktionen wie #myRembrandt, die es immerhin bis zu Alexander Gerst auf die International Space Station geschafft hat, bilden den fundamentalen Erfahrungshintergrund, vor (oder auf) dem nunmehr das Format #StadtLandBild entwickelt wurde. Dabei gelang es erstmals, den analogen Raum des Museums mit dem digitalen Raum der Kunstvermittlung zu verbinden, indem die digitalen Beiträge der Nutzerinnen und Nutzer von Instagram in die Ausstellung vor Ort – also in die Ausstellung selbst! –integriert wurden. Die Anwendung von Social Media als Vermittlungsstrategie ermöglicht die Öffnung des musealen Raumes nach außen, entfaltet neue vielschichtige Ebenen des Umgangs mit Kunstwerken und regt allem voran die Kreativität der Besucher und Nutzer an, selbst neue Bildwerke zu produzieren.

Die Etablierung von Social Media in all ihren komplexen Formen in die Ausstellungskonzeptionen sowie die konstante strategische Weiterentwicklung und Anpassung der Formate ist ein besonderes Anliegen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: Es geht um eine Form der Aktualität, die neben die herkömmlichen Präsentations- und Vermittlungsformen tritt und ergänzend, nicht verdrängend wirksam wird. Die Diversifizierung der Gesellschaft und der in ihr wirkenden Kommunikationskanäle, die nicht immer einfach zu handhaben ist, greift auch hier und fordert Berücksichtigung: Wir hoffen auf eine moderne, nicht auf eine modernistische Weiterentwicklung unserer medialen Präsenz. Und wir sind dankbar und froh über Unterstützung dieser Absicht, die keineswegs aktionistisch sein will, sondern aufgeschlossen und wach.