Sigmar Polke
Die drei Lügen der Malerei, 1994
Kunstharz und Lack auf Polyestergewebe, teils bedruckt, 300 x 400 cm
Inv. Nr. UAB 350
© The Estate of Sigmar Polke, Cologne / VG Bild-Kunst, Bonn 2016
Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen
DetailsDie drei Lügen der Malerei
In dem rebusartig zusammengesetzen Bild lässt sich in jedem Fall ein ganzes Bündel von Ungereimtheiten aufdecken. Alles an ihm widerspricht dem, was die Malerei über Jahrhunderte für sich reklamiert hat: Es reproduziert weder eine vorgegebene Realität, noch entwickelt es eine in sich stimmige Bildwirklichkeit. Natur erscheint zerstückelt und als >poverer< Abdruck, veritable Malerei findet nicht statt, und die Hände, die diese theoretisch ausführen könnten, sind lediglich Muster auf einem Polyestergewebe, das als Vorhangstreifen der transparenten Bildfläche vorgeblendet erscheint. Das tragende Holzgerüst schiebt sich optisch prägnant in den Vordergrund und steigert so das verwirrende Spiel zwischen Wahrheit und Täuschung, Original und Fälschung. Das Bild ist offen zum Umraum und verschließt sich zugleich in einem Kokon. Seine optische Klarheit und Prägnanz dienen der Verunklärung und Aufklärung vermeintlicher Sicherheiten.
Sigmar Polke (1941 ‐ 2010)
Leben und Werk
Der 1941 in Oels/Niederschlesien geborene deutsche Künstler Sigmar Polke studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Zusammen mit seinen Kollegen Gerhard Richter und Konrad Fischer-Lueg erfand er in den 1960er Jahren den Kapitalistischen Realismus, eine europäische Reaktion auf die amerikanische Pop Art. Der international angesehene Künstler verstarb im Juni 2010.
Polkes selbständiges Werk war geprägt von experimentellen Maltechniken und einem breiten Spektrum künstlerischer Medien. Inhaltlich ging es Polke stets um subversive Formen des Humors, die oft gesellschaftskritisch sind, aber auch von Selbstironie zeugen.
Die Bandbreite künstlerischer Medien und Techniken, die Polkes Werk kennzeichnet, lässt sich anhand der etwa 15 Werke in der Sammlung Brandhorst nachvollziehen. Angefangen bei dem kleinen intimen Format des Ölbildes Goethes Werke von 1963, über das monumentale und kämpferische Liberté, Egalité, Fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) (1988) bis zum teils gedruckten, teils gemalten Meisterwerk mittleren Formats, Die drei Lügen der Malerei (1994), umspannt die Sammlung Brandhorst Polkes gesamtes Schaffen.