Vive le Pastel! Pastellmalerei von Vivien bis La Tour

Joseph Vivien (1657-1734), Charles, Herzog von Berry (1686-1714), 1700

Pastell auf Papier, 100,5 x 81,5 cm

Staatsgalerie im Neuen Schloss Schleißheim
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München

Details   

Vive le Pastel! Pastellmalerei von Vivien bis La Tour

Alte Pinakothek
Erdgeschoss Saal XII

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Oft sind sie in Gemäldegalerien oder Schlössern zu sehen, in prächtigen Zierrahmen, hinter Glas; aufgrund ihrer puderartigen Oberfläche erscheinen sie so empfindlich wie kostbar: Pastelle.
Im 18. Jahrhundert waren sie äußerst beliebt; vor allem in Frankreich entstanden zahlreiche dieser Werke, deren Farben trocken, mit Hilfe von Pastellkreiden, aber flächendeckend aufgetragen wurden. Insbesondere für lebendige, sensibel gestaltete Porträts wurde die Technik der Pastellmalerei vielfach eingesetzt.
Wie aber kam es dazu, welche Vorteile hatten Pastelle gegenüber Ölbildern, wer ließ sich im Pastell porträtieren – und wie genau wurden Pastelle damals angefertigt? Diesen Fragen geht  die Sonderausstellung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Alten Pinakothek nach.

Im Mittelpunkt steht der eigene Bestand, in dem so wichtige Namen wie Joseph Vivien, Maurice Quentin de La Tour, Rosalba Carriera und Jean-Étienne Liotard mit einzelnen Werken vertreten sind. Zum ersten Mal werden die Pastellgemälde der Alten Pinakothek mit denen aus der Staatsgalerie im Neuen Schloss Schleißheim gemeinsam zu sehen sein. Hinzu kommen selten gezeigte, teils anonyme Werke aus dem Depot sowie wenige ausgewählte Leihgaben. Insgesamt werden 23 Werke (davon 20 Pastelle) präsentiert. Die einmalige Zusammenschau ermöglicht es, die Künstler:innen und ihre Ansätze zu vergleichen, und sie möchte dazu einladen, die Vielfalt der in den Werken erzielten Effekte zu entdecken.

Die Ausstellung hat einen zweifachen Anlass: Dank der großzügigen Unterstützung durch die Corona-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung war es möglich, an den Schleißheimer Pastellen dringend notwendige Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten durch einen Spezialisten durchführen zu lassen. Die Werke befinden sich daher und aufgrund von Untersuchungen im Rahmen eines Forschungsprojektes zu den französischen Gemälden vorübergehend in München. Vor ihrer Rückkehr in die Schleißheimer Galerie soll nun die Gelegenheit genutzt werden, sie in der Alten Pinakothek und damit im größeren Kontext auszustellen. Zugleich feiert die Präsentation die Neuerwerbung des „Porträts Jean-Baptiste Philippe“ von Maurice Quentin de La Tour, das, gestiftet von Herrn Fritz Lehnhoff, als Leihgabe der Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen im Jahr 2021 in die Sammlung gekommen ist. 

#PinaPastel

Die Ausstellung wird gefördert durch die Herbert Schuchardt-Stiftung, München;
das Begleitprogramm wird gefördert durch die Karl Thiemig-Stiftung, München. 

Medienpartner: ARTE

Sammlungsführer

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Sammlungsführer zum Gesamtbestand der Pastelle des späten 17. und des 18. Jahrhunderts in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen: Elisabeth Hipp (Hg.), Pastellmalerei vor 1800 in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Mit Beiträgen von Bernd Ebert, Ulrike Fischer, Elisabeth Hipp, Xavier Salmon und Herbert W. Rott sowie mit einem Vorwort von Bernhard Maaz, Deutscher Kunstverlag Berlin/München, ISBN 978-3-422-98900- 9, 144 Seiten. 
Das Buch ist zum Preis von 14,90 Euro im Museum erhältlich.
Die Publikation wird ermöglicht durch die Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen sowie durch die Karl Thiemig-Stiftung, München.

Originale digital erleben: Videos zur Ausstellung

Entdecken Sie die ästhetischen Besonderheiten der Pastellmalerei, finden Sie heraus, welche Geheimnisse sich unter der Bildoberfläche verbergen können und gehen Sie der engen Beziehung zwischen der Technik des Pastells und der Gattung des Porträts auf den Grund!

Zart, Brillant, Lebendig

Liotards Geheimnis

Die Wirklichkeit des Porträts

Begleitprogramm

Begleitend zur Ausstellung bietet die Alte Pinakothek ein umfangreiches Kunstvermittlungsprogramm und lädt zu einem Kammerkonzert und zu einem Vortrag.

Rosalba Carriera, Allegorie der Musik, München, Bayerisches Nationalmuseum;
Foto: Walter Haberland

Kammerkonzert

KAMMERKONZERT
Vive la musique! Beschwingte Tänze und klingende Porträts

Alte Pinakothek | In der Sonderausstellung "Vive le Pastel!"
MO 10. OKTOBER 2022, 19.30 Uhr

Die Ausstellung „Vive le Pastel!“ bildet den Rahmen für ein ganz besonderes Konzert: Zwischen den zarten Exponaten erklingen temperamentvolle und melancholische Werke von Marin Marais, Jean Philippe Rameau, Jean-Baptiste-Antoine Forqueray und Jacques Dupluy – allesamt Zeitgenossen der in der Schau vertretenen Künstlerinnen und Künstler. Als besonderes Highlight werden musikalische Charakterstücke zu Gehör gebracht, die sehr wahrscheinlich Persönlichkeiten beschreiben, die auch in den Pastellporträts zu sehen sind.

Es spielen Meisterklassen- und Masterstudierende des Instituts für Historische Aufführungspraxis an der Hochschule für Musik und Theater München (Leitung: Prof. Christine Schornsheim).

Eintritt: 15 € | Tickets hier erhältlich
WWW.MUENCHENTICKET.DE/TICKETS/PERFORMANCES/EO0RJZEFYE3Z

Jean-Étienne Liotard, Das Frühstück, um 1752 (Ausschnitt)
Dauerleihgabe der Sammlung HypoVereinsbank, Member of UniCredit
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München

Vortrag

VORTRAG
Point de touches. Jean-Étienne Liotards makellose Maloberflächen
Vortrag von Prof. Dr. Marianne Koos, Universität Wien, anlässlich der Sonderausstellung „Vive le Pastel!"

Pinakothek der Moderne | Ernst von Siemens-Auditorium
DO 13. OKTOBER 2022, 18.15 Uhr

Jean-Étienne Liotard gilt neben Maurice Quentin de La Tour und Rosalba Carriera als der bedeutendste Pastellmaler des 18. Jahrhunderts. Seine Werke zeichnet eine überaus feine, geschlossene, makellose Maloberfläche aus, die keine jener kühnen Kreidestriche (franz. touches) aufweist, die die Kunstkritik jener Zeit mit Bravour und künstlerischer Schaffensglut assoziierte. Obwohl hoch bezahlt, wurde Liotard für eben dieses fini auch stark kritisiert. Der Vortrag wird in Konzentration auf das Münchner Pastell «Das Frühstück» die künstlerischen Ideale Liotards erläutern, die Ursachen für die damalige Kritik erhellen, aber auch zeigen, dass Liotard in seinem ausgeführten Werk spannungsvoller vorgegangen ist als in seinem Traktat zur Malerei formuliert.

Eintritt frei; bitte melden Sie sich über München Ticket an: 
Vortrag: Point de touches. | München Ticket - Dein Ticketservice für Konzerte, Musicals u.v.m. (muenchenticket.de)

Führungen

Raumansicht VIVE LE PASTEL! © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München Foto: Margarita Platis

FÜHRUNGEN
„AUS ERSTER HAND“
DO 12. MAI 2022 | 16.00 | Kuratorin und Restauratorin im Dialog (Dr. Elisabeth Hipp und Ulrike Fischer)
DO 19. MAI 2022| 16.00 | Kuratorinnenführung (Dr. Elisabeth Hipp)
DO 30. JUNI 2022 | 16.00 | Dialogführung wissenschaftlicher Volontär und Restauratorin (Christopher Haaf und Ulrike Fischer)
DO 14. JULI 2022 | 16.00 | Dialogführung Kuratorin und Restauratorin (Dr. Elisabeth Hipp und Ulrike Fischer)
DO 04. AUGUST 2022 | 16.00 | Kuratorinnenführung (Dr. Elisabeth Hipp)
DO 29. SEPTEMBER 2022 | 16.00 | Dialogführung Kuratorin und Restauratorin (Dr. Elisabeth Hipp und Ulrike Fischer)
DO 20. OKTOBER 2022 |16.00 | Kuratorinnenführung (Dr. Elisabeth Hipp)

AUSSTELLUNGSFÜHRUNGEN
JEDEN SONNTAG 16.00-17.00
DI 31. MAI | 21. JUNI | 18.30-19.30
MI 11. MAI | 18. MAI | 29. JUNI | 06. JULI | 20. JULI | 27. JULI | 10. AUGUST | 28. SEPTEMBER | 12. OKTOBER | 18.30-19.30
FR 27. MAI | 10. JUNI | 01. JULI | 15. JULI | 05. AUGUST | 26. AUGUST | 16. SEPTEMBER | 23. SEPTEMBER | 07. OKTOBER | 21. OKTOBER | 15.00-16.00
SA 09. JULI | 20. AUGUST | 03. SEPTEMBER | 10. SEPTEMBER | 16.00-17.00

KURZFÜHRUNG 30 MINUTEN – EIN WERK
SO 14. AUGUST | 15.00-15.30
Maurice Quentin de La Tour, Mademoiselle Ferrand meditiert über Newton, um 1742

FAMILIENFÜHRUNGEN
SO 12. JUNI | 26. JUNI | 10. JULI | 24. JULI | 07. AUGUST | 28. AUGUST | 18. SEPTEMBER | 25. SEPTEMBER | 11.00-12.00

Für alle Führungen gilt: Teilnahme kostenfrei | Begrenzte Anzahl an Plätzen 
Anmeldung vor Ort ab 30 Minuten vor Beginn möglich 

LIVE CHAT
MO 06. JUNI | 17.30 Sensible Brillanz: Jean-Étienne Liotard, Das Frühstück
MO 05. SEPTEMBER | 17.30 Maurice Quentin de La Tour, Abbé Nollet
Anmeldung bis spätestens am letzten Werktag vor der Veranstaltung unter programm@pinakothek.de

WORKSHOPS

WE ARE FAMILY
Die Technik des Selfies

In der Ausstellung „Vive le Pastel!“ sehen wir viele kunstvolle Portraits. Doch sieht man wirklich die Person, die hier dargestellt ist? Oder wurde auch damals schon geschummelt, so wie es heutzutage mit Photoshop möglich ist? Zu welchem Zweck wurden diese Portraits angefertigt und wie sind sie entstanden? In diesem Workshop werdet ihr selbst ein Portrait anfertigen, entweder von euch selbst oder von jemand anderem und ihr werdet erfahren, wie anstrengend es sein kann, das Modell und nicht der Maler zu sein!
SO 22. MAI | 15.00-17.00
Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren
Begrenzte Anzahl an Plätzen | Anmeldung vor Ort ab 30 Minuten vor Beginn möglich

Feine Gesellschaft
Pastellmalereien waren im Rokoko bei der feinen Gesellschaft besonders beliebt, weil die zarten Farben etwas Leichtes hatten und nicht so schwer und mächtig wirkten wie Ölgemälde. Es waren oft kleinere Bilder, auf denen Menschen manchmal auch in privaten Momenten präsentiert waren. Aber ihre Kleidung verrät dennoch ihre Stellung. Wir nehmen Kleidung, Frisuren, Schmuck und auch das gerade auf den Pastellen so schön pudrig wirkende Make-up unter die Lupe und finden dabei jede Menge über die dargestellten Personen heraus! Anschließend dürft Ihr Euch zurechtmachen und fotografieren (lassen).
SO 26. JUNI | 13.00-17.00 | Offenes Familien-Mitmach-Programm
SA 17. SEPTEMBER | 15.00-17.00
Workshop für Kinder ab 6 Jahren
Begrenzte Anzahl an Plätzen | Anmeldung vor Ort ab 30 Minuten vor Beginn möglich

Farbprächtige Kreiden - Malen mit Pastell
Das Pastell kam im 18. Jahrhundert, vor allem in Frankreich, in Mode. Das Malen mit den farbprächtigen Kreiden wurde "hoffähig" und kam vor allem bei Porträts des Adels, des reichen Bürgertums, aber auch der Königsfamilie zum Einsatz. Nicht zuletzt ließ sich die Madame de Pompadour von Maurice Quentin de La Tour, einen der führenden Maler in dieser Technik, porträtieren. Der Workshop gibt eine Einführung in diese "trockene" Mal- und Zeichentechnik, die schon im 18. Jahrhundert als sehr leicht handhabbar von Kritikern verspottet wurde. Nach einer kurzen historischen Einführung in der Sonderausstellung "Vive le Pastel!" versuchen wir uns unter Anleitung des bildenden Künstlers und Kunsthistorikers Dr. Dirk Klose mit modernen Pastellkreiden zunächst an grundlegenden Farb- und Technikübungen bis hin zu vereinfachten Porträts, Gesichtsdetails und Landschaftsdarstellungen. Ab 16 Jahren. Es sind keine Vorkenntnisse nötig.
SA 02. JULI | 20. AUGUST | 01. OKTOBER | 14.00-17.00
Teilnahme kostenfrei | Begrenzte Anzahl an Plätzen | Anmeldung unter PROGRAMM@PINAKOTHEK.DE

Vive le maquillage! Styling-Workshop für Familien
Schon im 18. Jahrhundert wurde die Pastellmalerei oftmals mit dem Schminken verglichen, denn der Maler konnte mit den Pastellkreiden Personen oftmals hübscher darstellen, als sie in Wirklichkeit waren. Inspiriert von den damaligen Materialien werden wir - angeleitet durch die Maskenbildnerin Moray Lindner - unseren eigenen Gesichtern den Look der Pastelle geben. Mit besonderen Rokoko-Perücken ausgestattet, flanieren wir anschließend durch die Galerie, wie es damals die feine Gesellschaft getan hat.
SA 02. JULI | 09. JULI | 16. JULI | 23. JULI | jeweils 10.00-13.00
Der Termin am 16. Juli muss leider krankheitsbedingt entfallen.

Teilnahme kostenfrei | Begrenzte Anzahl an Plätzen | Anmeldung unter programm@pinakothek.de | Treffpunkt: Eingang der Alten Pinakothek

Die Technik der Pastellmalerei
Die Portraits in der Ausstellung „Vive le Pastel!“ sind wahre Meisterwerke in der Kunst der Pastellmalerei. Rosige Haut, schimmernde Seide, glänzende Rüstungen - alles wirkt zum Greifen echt. Wie haben die Künstler das geschafft? - Aber Uups! Einige Gemälde in der Ausstellung wirken ganz anders als die anderen. Was ist da bloß schiefgegangen? In diesem Workshop bekommt ihr Tipps und Tricks der Pastellmalerei und fertigt selbst ein Bild nach allen Regeln der neu erlernten Kunst.
SO 17. JULI | 13.00-17.00 | Offenes Familien-Mitmach-Programm
SA 20. AUGUST | 15.00-17.00 | Workshop für Kinder ab 6 Jahren

Begrenzte Anzahl an Plätzen | Anmeldung vor Ort ab 30 Minuten vor Beginn möglich