MIX & MATCH. DIE SAMMLUNG NEU ENTDECKEN

Mix & Match: August Macke & David Claerbout

August Macke, Mädchen unter Bäumen, 1914
Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen

David Claerbout, Kindergarten Antonio Sant’ Elia, 1932, 1998
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Details   

MIX & MATCH. DIE SAMMLUNG NEU ENTDECKEN

Pinakothek der Moderne | Kunst
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Zum 20-jährigen Jubiläum der Pinakothek der Moderne präsentiert sich die Sammlung Moderne Kunst neu auf 3.600 qm Ausstellungsfläche mit rund 350 Werken von mehr als 150 Künstler:innen. Unter dem programmatischen Ausstellungstitel MIX & MATCH begegnen sich Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Videokunst erstmals in epochen- und medienübergreifenden Themenräumen. Kunstwerke aus 120 Jahren eröffnen in unkonventionellen Gegenüberstellungen lebendige Perspektiven auf zentrale Fragestellungen unserer Gegenwart.

Seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne 2002 haben sich nicht nur die Sammlungsbestände vergrößert und erweitert. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen überdenkt die Institution Museum vielfach ihre Kernaufgaben und Ausstellungspraxis. Im Zuge von Globalisierung und Vernetzung besteht der Wunsch nach einer Revision des eurozentristischen und nordamerikanischen Kanons. Das Bewusstsein für eine Kunstgeschichte der Wieder- und Neuentdeckungen ist geweckt.

Die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen während der vergangenen zwanzig Jahre haben für die Sammlung Moderne Kunst nicht nur eine willkommene Verjüngung und Internationalisierung mit sich gebracht, sondern auch eine bewusste Erweiterung der ehemals ausschließlichen Gemäldesammlung um die Bereiche Skulptur, Installation, Fotografie und Zeitbasierte Medien. Ein Meilenstein für die Ausweitung der fotografischen Bestände um die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war 2010 die Angliederung der Stiftung Ann und Jürgen Wilde. Die jüngst aufgenommene Kooperation mit der Written Art Collection verbreitert das Spektrum der Sammlung um Kulturräume des Nahen und Mittleren Ostens sowie Ostasiens.

Der neue Sammlungsrundgang beleuchtet Inhalte, die für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts von zunehmender Relevanz sind – wie sozialer Zusammenhalt, Migrationsbewegungen, neue Formen der Arbeit oder Umweltfragen. Aber auch kunsthistorisch traditionsreiche Gattungen und Motive wie der Akt, das Selbstporträt oder Naturbilder bis hin zu ästhetischen Konzepten des Anti-Akademischen oder des Spirituellen werden von Künstlerinnen und Künstlern neu befragt.

Als gattungs- und epochenübergreifende Präsentation folgt MIX & MATCH sowohl der interdisziplinären Gründungsidee der Pinakothek der Moderne als auch dem Bewusstsein für Diversität und Wandel in unserer unmittelbaren Gegenwart. Entsprechend ist MIX & MATCH auch keine statische Präsentation. Empfindliche Werke auf Papier oder textile Arbeiten werden in regelmäßigen Abständen ausgewechselt. Durch diese Umhängungen entstehen neue Dialoge und es können deutlich mehr Exponate aus den reichen Sammlungsbeständen gezeigt werden; einige von ihnen sind bislang noch nie präsentiert worden. Ein wiederholter Besuch ist daher lohnenswert.

Unter den Künstler:innen des Jubiläumsjahres sind:

Herbert Achternbusch, Bas Jan Ader, Etel Adnan, Siegfried Anzinger, Ida Applebroog, Joannis Avramidis, Monika Baer, Lewis Baltz, Georg Baselitz, Bernd & Hilla Becher, Max Beckmann, Laurenz Berges, Benjamin Bergmann, Joseph Beuys, Aenne Biermann, Karl Blossfeldt, Alighiero Boetti, André Butzer, Heinrich Campendonck, Lovis Corinth, David Claerbout, Robert Delaunay, Rineke Dijkstra, Peter Doig, César Domela, Carroll Dunham, Tracey Emin, Dan Flavin, Max Ernst, Omer Fast, Lee Friedlander, Otto Freundlich, Franz Gertsch, Rupprecht Geiger, Carl Grossberg, Katharina Grosse, Andreas Gursky, Hans Hartung, Haubitz + Zoche, Florence Henri, Jenny Holzer, Axel Hütte, Alexej Jawlensky, Asger Jorn, Wassily Kandinsky, On Kawara, Mike Kelley, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Jochen Klein, Oskar Kokoschka, Helmut Kolle, Käthe Kollwitz, Germaine Krull, Marie-Jo Lafontaine, Bo Christian Larsson, Maria Lassnig, Wilhelm Lehmbruck, Eva Leitolf, Zoe Leonard, Carl Lohse, August Macke, René Magritte, Mark Manders, Franz Marc, Henri Matisse, Jonathan Meese, Stephan Melzl, Olaf Metzel, Giorgio Morandi, Otto Mueller, Nicholas Nixon, Henrik Olesen, Martin Parr, Beate Passow, A. R. Penck, Paul Pfeiffer, Pablo Picasso, Adrian Piper, Sigmar Polke, Carl Theodor Protzen, Neo Rauch, Franz Radziwill, Albert Renger-Patzsch, Germaine Richier, Gerhard Richter, August Sander, Christian Schad, Josef Scharl, Oskar Schlemmer, Michael Schmidt, Bernard Schulze, George Segal, Friedrich Seidenstücker, Tschabalala Self, Gino Severini, Renée Sintenis, Thomas Steffl, Norbert Tadeusz, Rosemarie Trockel, Luc Tuymans, Andy Warhol, Jeff Wall, Fritz Winter, Amelie von Wulffen, Stefanie Zoche u. v. m.

Die Neueinrichtung der Säle wurde durch zahlreiche „Raumpatenschaften“ ermöglicht. Ihnen gilt ein herzlicher Dank für die großzügige Unterstützung.

Gefördert durch: 
Allianz; Atoss Software AG; Karin und Roland Berger; Deutsche Invest Capital Partners; DJE Kapital AG; goetzpartners, Herbert Schuchardt Stiftung; International Patrons of the Pinakothek e.V.; Martina und Florian Kurz; PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.; Ragaller Gruppe Deutschland; Dr. Helmut Röschinger; Theo Wormland Stiftung; VHV Stiftung; Adelhaid Winterstein; Written Art Collection

Medienpartner:
ARTE, egoFM, Süddeutsche Zeitung

#PinaMixAndMatch 

ARTIST TALK MIT MARY MISS

KÜNSTLERIN MARY MISS ÜBER FEMINISMUS UND MINIMAL ART

DO 06. JULI | 19.00-20.30
Ernst von Siemens-Auditorium in der Pinakothek der Moderne | Eintritt frei

Am 6. Juli spricht die amerikanische Künstlerin Mary Miss (*1944, New York City) in der Pinakothek der Moderne über ihr interdisziplinäres Werk, das sich von minimalistischen Setzungen bis hin zu ortsspezifischen Installationen erstreckt. Der Talk findet anlässlich der Erwerbung einer ihrer frühen Arbeiten – Knots, 1969/2020, durch die International Patrons of the Pinakothek für die Sammlung Moderne Kunst statt. Erstmalig kauft ein europäisches Museum damit ein Werk von Mary Miss an, das ab Anfang Juli 2023 im Rahmen der Sammlungsausstellung MIX & MATCH in Saal 34 der Pinakothek der Moderne zu sehen ist.

Mary Miss ist Teil einer Künstler:innengeneration, die sich sowohl mit konzeptuellen Fragestellungen von Form, Bewegung, Körper- und Raumverhältnis auseinandersetzten als auch den politisch-aktivistischen Zeitgeist der 1970er Jahre aktiv mitprägten. Ihre Kunst, die heute einen Schwerpunkt in sozial engagierten, partizipativen Projekten hat, ist Ausdruck für die Vereinbarkeit von feministischen Überzeugungen und reduzierter Formensprache. Das Gespräch zwischen der Künstlerin Mary Miss und Tatjana Schaefer, Assistenzkuratorin in der Sammlung Moderne Kunst, beleuchtet die verschiedenen Etappen des sechs Jahrzehnte umfassenden künstlerischen Schaffens von Mary Miss – von ihren skulpturalen Anfängen in der bildenden Kunst bis hin zu der von ihr gegründeten bis heute aktiven Organisation City As Living Laboratory. Im Vordergrund steht die kontinuierliche Entwicklung ihres Werks in Verbindung zu Kollektivität und feministischen Grundsätzen. Dr. Verena Hein, Sammlungsleiterin für die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gibt eine Einführung in den Abend und das Gespräch.

DO 06.07. | 19.00-20.30 | Ernst von Siemens-Auditorium in der Pinakothek der Moderne
In englischer Sprache | Teilnahme kostenfrei | Keine Anmeldung nötig

Die Veranstaltung wird von den International Patrons of the Pinakothek und dem American Patrons of the Pinakothek Trust gefördert. Der Ankauf und die Schenkung von Knots, 1969/2018 durch die International Patrons of the Pinakothek an die Sammlung Moderne Kunst erfolgt zu Ehren des 90. Geburtstags von Herzog Franz von Bayern, dem Kuratoriumsvorsitzenden der International Patrons of the Pinakothek.

Programm | Past & Present. DER GREIF im Pavillon333

Eine Kooperation von MIX & MATCH mit DER GREIF und der Abteilung Bildung und Vermittlung der Pinakothek der Moderne

Freitag, 16. Juni bis Sonntag, 18. Juni 2023
Öffnungszeiten:
FR 13.00 bis 18.00
SA + SO 10.00 bis 18.00
Pavillon 333 | Eintritt frei

SAMSTAG, 17. JUNI 2023
11.00 - 13.00 | KÜNSTLERISCHE INTERVENTION DURCH ANGELA AUX (LIVE-POESIE)
15.00 - 16.00 | KÜNSTLERISCHE INTERVENTION DURCH MIRA MANN (POESIE-LESUNG)

Jubiläen müssen gefeiert werden - erst recht, wenn sie gebündelt auftreten. Als gattungs- und epochenübergreifende Präsentation folgt die Jubiläumsausstellung MIX & MATCH sowohl der interdisziplinären Gründungsidee der Pinakothek der Moderne vor 20 Jahren als auch dem Bewusstsein für Diversität und Wandel in unserer unmittelbaren Gegenwart. Entsprechend ist MIX & MATCH auch keine statische Präsentation. Diesem Gedanken folgend, kooperiert die Pinakothek der Moderne erstmals mit der ebenfalls in München ansässigen Organisation für zeitgenössische Fotografie Der Greif, die vor 15 Jahren gegründet wurde und eine Plattform für aufstrebende und nicht oder unterrepräsentierte Künstler:innen schafft.

Vom 16. bis zum 18. Juni öffnet der Pavillon 333 der Pinakothek der Moderne seine Türen für ein Wochenende, das mit einer interaktiven Installation sowie zwei künstlerischen Interventionen aufwartet. Besucher:innen können sowohl auf Teile des beeindruckenden Greif-Archivs, als auch auf Einreichungen des letzten Open Calls zum Thema Past & Present zurückgreifen und haben die Möglichkeit, das Bildmaterial frei anzuordnen und beliebig zu re-arrangieren. So entstehen aus den Einreichungen und Einzelbildern der vergangenen 15 Jahre neue visuelle Narrative, die den Interpretationsprozess und damit einhergehende Erkenntnisgewinne sichtbar machen oder in Frage stellen. Die eingeladenen Münchner Autor:innen Mira Mann und Angela Aux reagieren mit Lyrik in Form von Texten und öffentlichen Lesungen auf die Ergebnisse. Am Ende eines jeden Tages können die verwendeten Bild-Karten gegen eine kleine Spende mitgenommen werden. Die Erlöse fließen in den Der Greif Guest Room Scholarship und kommen so direkt den Künstler:innen zugute. 

Weiterführend zum Programm im Pavillon 333 werden die Ergebnisse des ersten Ausstellungstages Samstagnacht in einer atmosphärischen Sound-Bild-Installation im Zentrum für interdisziplinäre Raum- und Kulturarbeit (ZIRKA) präsentiert.

Veranstaltung | Lunch Break – The Brown Sisters

Öffentliche Führung
DO, 09. März 2023, 12.30 Uhr – Pinakothek der Moderne | Sammlung Moderne Kunst | Saal 31
Treffpunkt: Rotunde

Seit 1975 porträtiert der US-amerikanische Fotograf Nicholas Nixon (*1947) seine Ehefrau und ihre drei Schwestern. Einmal im Jahr kommen Heather, Mimi, Bebe und Laurie zusammen, stellen sich in der immer gleichen Konstellation von links nach rechts auf, blicken direkt in die Kamera, seltener auch aufeinander. Es ist ein außergewöhnliches Langzeitprojekt, in dessen Abfolge der Bilder Entwicklungen und Stimmungen in der geschwisterlichen Beziehung ebenso zu beobachten sind wie die sich verändernde Mode und Prozesse des Heranwachsens und Alterns. Die Arbeiten aus den Jahren 2017 bis 2021 sind aktuell in der Jubiläumsausstellung „MIX & MATCH. Die Sammlung neu entdecken“ der Sammlung Moderne Kunst neben weiteren Arbeiten von Wade Guyton, Sven Johne, Donald Judd, On Kawara und Arnulf Rainer in der Pinakothek der Moderne zu sehen.

Dank der großzügigen Förderung der Alexander Tutsek-Stiftung verfügen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen über alle 47 Arbeiten der Serie „The Brown Sisters“. Im Rahmen einer Lunch Break laden Dr. Franziska Kunze (Sammlungsleiterin Fotografie und Zeitbasierte Medien der Sammlung Moderne Kunst) und Dr. Jörg Garbrecht (Direktor der Alexander Tutsek-Stiftung) zu einer Intensivbetrachtung der fünf ausgestellten Arbeiten ein.

Die Teilnahme an der Führung ist im Eintrittspreis inbegriffen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Lunch auf eigene Rechnung und gemeinsamem Austausch im Café der Pinakothek der Moderne.

Programm | TALK ZU KUNST UND UMWELT

TALK ZU KUNST UND UMWELT
DO, 16. März 2023, 18.30-20.00 (Einlass ab 18.00) | Pavillon333 der Pinakothek der Moderne | Eintritt frei

Seit jeher leben wir in einem Verhältnis zur Natur, das von Abhängigkeit, Wertschätzung und Ausbeutung gleichermaßen geprägt ist. Doch das Zusammenwirken dieser Kräfte gerät zunehmend aus dem Gleichgewicht: Die rasant anwachsende Weltbevölkerung, eine sich ausbreitende Verstädterung und die rücksichtslose Zerstörung der Ökosysteme gefährden den natürlichen Lebensraum nicht nur der menschlichen Spezies. Zugleich steigt das Bewusstsein für die Fragilität unseres Planeten; der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen ist mittlerweile eines der dringlichsten Zukunftsanliegen.

In der Gesprächsrunde diskutieren die Kunstkritikerin und -theoretikerin Ann-Katrin Günzel, die Kunstbeauftragte des Umweltbundesamts Dessau Fotini Mavromati und die Künstlerin Stefanie Zoche gemeinsam mit den Kurator:innen Franziska Kunze und Bernhart Schwenk.

Eintritt frei
Gefördert durch die Theo Wormland Stiftung

Saal 2 | Die Kinder des Künstlers | Judith Csiki und Simone Förster

Saal 6 | Lampedusa | Franziska Kunze und Bernhart Schwenk

Saal 30 | Das Licht und Etliches | Oliver Kase und Tatjana Schäfer

Statements des Teams der Sammlung Moderne Kunst

Die Kurator:innen der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne (v.l.n.r.): Franziska Kunze, Tatjana Schäfer, Oliver Kase, Judith Csiki, Bernhart Schwenk und Simone Förster (Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Elisabeth Greil)

Oliver Kase, Sammlungsleiter Klassische Moderne / Sammlungsdirektor Sammlung Moderne Kunst:

Die bislang vorherrschende Präsentation von Meisterwerken der Klassischen Moderne, üblicherweise in mehr als einem Dutzend Sälen der Pinakothek der Moderne als Schwerpunkt der Sammlung gefeiert, weicht nun dem experimentellen Dialog mit anderen Medien und Epochen aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts. Durch diese Grenzüberschreitungen verspreche ich mir, das Publikum zu überraschen, Neugierde und Leidenschaft zu entfachen, es in seiner Reflexions- und Kritikbereitschaft anzuspornen. Den aktuellen multimedialen Rezeptionsgewohnheiten unserer Zeit entspricht diese Präsentation eher als eine voraussagbare Abfolge von Gemälderäumen.

Simone Förster, Sammlungsleiterin Stiftung Ann und Jürgen Wilde:

Das Sammler:innen- und Galerist:innenpaar Ann und Jürgen Wilde hat sich seit den 1960er-Jahren in seiner Arbeit und seinem Engagement für die Anerkennung der Fotografie als Kunst eingesetzt. Nicht zuletzt führte dies 2010 zur Angliederung ihrer Stiftung an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Mit der Beteiligung der Stiftung Ann und Jürgen Wilde an der gattungs- und epochenübergreifenden Neuhängung der Sammlung Moderne Kunst erfüllt sich in diesem Experiment also auch ein lang gehegtes Anliegen. Ich freue mich auf die Fotografie als eine weitere Stimme im vielsprachigen Dialog der Kunstwerke. Vielleicht wird sie in manchem Raum nur eine leise Anmerkung machen, in einem anderen hingegen eine laute These in die Debatte der Künste einwerfen.

Tatjana Schaefer, Assistenzkuratorin für Kunst ab 1945, Schwerpunkt amerikanische Kunst:

Im Gegensatz zu Bildwerken, die ein Fenster in einen Illusionsraum eröffnen, behaupten sich Minimal-Objekte im selben Raum wie die Betrachtenden. Aus dieser Diskrepanz resultiert die Herausforderung, Minimal Art mit Werken zu mischen, hinter denen ein anderes Bildverständnis steht. Die räumliche Erfahrbarkeit der Minimal Art wird dadurch aber nicht eingeschränkt oder ausgebremst. Ganz im Gegenteil. So verhelfen die an verschiedenen Punkten der Ausstellung platzierten Minimal-Werke dazu, die Besucher:innen immer wieder auch im Hier und Jetzt zu verorten, das Publikum also bewusst pendeln zu lassen zwischen dem Eintauchen in Bildwelten und der eigenen Vergegenwärtigung im Museumsraum.

Bernhart Schwenk, Sammlungsleiter Kunst ab 1960 und Gegenwartskunst:

In der Kunst sämtlicher Epochen spiegelt sich die Gegenwart. Zum einen war jedes Werk im Augenblick seiner Entstehung zeitgenössisch, zum anderen können wir auch ältere Kunst nicht anders verstehen als aus der Perspektive unserer Zeit. Die Annahme dieses Jetzt in jeglichem Kunstwerk ist aus meiner Sicht der große Reiz einer nicht chronologisch geordneten, generationsübergreifenden Ausstellung unserer Sammlung. Zudem gibt es verbindende Themen, die für Künstlerinnen und Künstler – unabhängig von der jeweiligen historischen, gesellschaftlichen oder politischen Situation – durchgehend von Bedeutung waren und sein werden. Kunst versucht immer, Konflikte spürbar zu machen, Balancen herzustellen oder Metaphern für existenzielle Fragen zu finden, wenngleich in jeder Zeit anders.

Franziska Kunze, Sammlungsleiterin Fotografie und Zeitbasierte Medien:

Natürlich ist es eine Herausforderung, den konservatorisch notwendigen Wechsel von fotografischen Werken in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus einzuplanen, das Thema des Raumes immer wieder aufs Neue durch eine starke Auswahl zu diskutieren und dabei die benachbarten Arbeiten nicht aus dem Blick zu verlieren. Gleichzeitig sehe ich darin aber eine große Chance. Im Schnitt können Museen nur drei Prozent der Werke, die sie besitzen, ausstellen. Es ist die Spitze des Eisbergs, die sich vor den Besucher:innen auftut, während im Depot ungleich mehr Werke schlummern. Hier kann ich nun aus dem Vollen schöpfen, den Bestand unter verschiedenen Aspekten aktivieren und beim gemeinsamen Planen meinen Sammlungsbereich durch die Augen der anderen Kurator:innen noch einmal neu entdecken.

Judith Csiki, Kuratorin Written Art Collection:

Als öffentliche Kunstsammlung ist man unweigerlich an der Kanonbildung einer bestimmten Epoche beteiligt. Diese Kanonbildung erzeugt notwendigerweise Gewichtungen von Künstler:innen, Kunstströmungen, Medien und Kulturkreisen, wodurch an anderer Stelle wiederum Desiderate entstehen. Die Sammlung Moderne Kunst ist geprägt von einem Fokus auf die herausragenden, international bekannten Künstler:innen aus dem Westen. Seit mehreren Jahren wird dieser Fokus um Werke aus nichtwestlichen Kulturen erweitert, wozu auch die seit 2019 bestehende Zusammenarbeit mit der Written Art Collection einen wesentlichen Beitrag leistet. Ihr thematischer Akzent, der von kalligrafischer über gestische bis hin zu informeller Kunst reicht, korrespondiert auf vielfältige Weise mit dem Museumsbestand und eröffnet dadurch stets neue Perspektiven auf die einzelnen Sammlungsbereiche.

Rundgang

Pinakothek der Moderne I 1. Obergeschoss I Saaltitel MIX & MATCH

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Diskussion um den Raum Panoptikum finden Sie in unserem Blog.