Auffahrende Artillerie (M+)

Théodore Géricault

Heroische Landschaft mit Fischern, 1818

Öl auf Leinwand, 249,5 x 217,5 cm
1978 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 14561

Details   

Auffahrende Artillerie

Allem Anschein nach handelt es sich bei diesem ungewöhnlichen Bild um das von Charles Clément (in der Gazette des Beaux-Arts 1867 und erneut 1868 und 1879) beschriebene Original Géricaults mit dem Titel »Le train d’artillerie ou le passage du ravin«, das 1814 im Salon ausgestellt war und sich zuerst im Besitz des Malers Alfred de Dreux befand. Das Bild, das der Entwicklung der Malerei des 19. Jahrhunderts weit vorausgreift, ist gleichwohl höchst charakteristisch für Géricaults immerwährende Faszination von energetischer Kraft und Bewegung, die er wie kein anderer Künstler damals thematisch umzusetzen verstand. Als Anregung dienten ihm Studien, die er in Militärstallungen, auf Exerzierplätzen und bei Manövern anfertigte. In unserem Fall soll ein Manöver der Leichten Artillerie in Vincennes zugrunde liegen. Mit bis dahin beispielloser Konsequenz erscheint das Sujet – Kriegsrösser, die in vollstem Lauf eine Kanone durch einen Graben befördern – von allem traditionell Inhaltlichen abstrahiert. Farbe und Form dienen allein der Intention, geballte Energie dreidimensional in Bewegung aufzulösen. Zusammen mit den aus dem Dämmer des kaum definierten Landschaftsraumes auftauchenden Reitern und den rechts im Mittelgrund feuernden Geschützen verstärkt sich noch, blitzartig beleuchtet, das Momentane des Eindrucks.

Théodore Géricault (1791 ‐ 1824)

Leben und Werk

Geboren am 26. September 1791 in Rouen, gestorben am 26. Januar 1824 in Paris. Géricault lernte in den Ateliers von Carle Vernet und Pierre Narcisse Guérin, bevor er 1816 zum Studium der italienischen Malerei, vor allem Michelangelos, nach Florenz und Rom ging. Schon 1819 präsentierte er im Pariser Salon mit großem Erfolg das dramatische »Floß der Medusa«, das als sein Hauptwerk anschließend auch für ein halbes Jahr in London, dann in Dublin ausgestellt wurde. Neben Eugène Delacroix war Géricault der wichtigste Vertreter der revolutionären romantischen Malerei in Frankreich. Durch seinen Hang zum Exzentrischen, der im eigenen Leben selbstzerstörerische Züge annehmen konnte, gehörten auch Wahnsinn und Verbrechen zum Repertoire seiner Themen.