Die Gärten von Montmartre mit Blick auf Sacré-Coeur im Bau (M+)

Pierre-Auguste Renoir

Mädchenkopf, 1876

Öl auf Leinwand, 24,0 x 19,2 cm
Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung, München - 1992 als Vermächtnis aus dem Nachlass von Ernst von Siemens erworben
Inv. Nr. ESK 5

Details   

Die Gärten von Montmartre mit Blick auf Sacré-Coeur im Bau

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Bildes wohnte Renoir in Montmartre in der Rue Girardon, in unmittelbarer Nähe zu der großen Baustelle von Sacré-Coeur. Aus dem im Bildvordergrund gezeigten Gebüsch heraus blickt man auf die im Bau befindliche Kirche, deren genauere Formen undeutlich bleiben. Beherrschend ist der Eindruck der üppigen Vegetation in dunklen Grün- und Violetttönen, die den Ausblick rahmt. Die dahinter ansteigende Landschaft liegt im Sonnenlicht, während das vorn wuchernde Gebüsch im Schatten bleibt. Einige helle Hauswände blitzen in verschiedenen Farbschattierungen zwischen den Grünflächen auf. Bei näherer Betrachtung sind es pastose Farbflächen in pastelligen Tönen, die erst aus einer gewissen Betrachterdistanz die Formen akzentuieren. Renoir arbeitete hier mit sehr malerischen, weichen Formen und vermied deutliche Abgrenzungen. Das Bild bezaubert daher durch sein transparentes Farbenspiel, in dem die eigentlichen Formen zurücktreten.
Insgesamt ist der Charakter des Stadtviertels von Montmartre noch sehr ländlich, und die großen Streben der Kirche scheinen in dieser Umgebung unwirklich. Der Bau der Kirche wurde 1876 begonnen, 1914 war sie vollendet. Eine etwas größere Variante des gleichen Motivs ist bei Julius Meier-Graefe abgebildet. Sie unterscheidet sich außerdem durch zwei Figuren und einen im Bildvordergrund dargestellten Weg.

Pierre-Auguste Renoir (1841 ‐ 1919)

Leben und Werk

Geboren am 25. Februar 1841 in Limoges, gestorben am 3. Dezember 1919 in Cagnes-sur-Mer. Nach einer Lehre zum Porzellanmaler von 1854 bis 1858 in Paris studierte Renoir 1862/63 an der École des Beaux-Arts, trat dann ins Atelier von Charles Gleyre ein und debütierte 1864 im Salon. Während in den Frühwerken noch die Wirkung der Malerei Gustave Courbets erkennbar ist, wandte sich Renoir um 1867 unter dem Einfluss der Maler von Barbizon der Freilichtmalerei zu. 1874 nahm er an der ersten Ausstellung der Impressionisten teil. 1881/82 führten ihn Reisen nach Algier, Italien und Südfrankreich, wo er seit 1899 vornehmlich lebte. 1892 feierte er mit einer Ausstellung bei Georges Durand-Ruel große Erfolge, die vom Herbst-Salon 1904 noch überboten wurden. Da Renoir zunehmend im Impressionismus die Gefahr der Formenauflösung zu sehen begann, wandte er sich zwischenzeitlich der strengeren Form zu, bevor er in späteren Jahren zu der für ihn charakteristischen malerischen Gelöstheit zurückfand.