Bretonische Bäuerinnen (M+)

Paul Gauguin

Die Geburt - Te tamari no atua, 1896

Öl auf Rupfen, 96,0 x 131,1 cm
1912 im Rahmen der Tschudi-Spende erworben
Inv. Nr. 8652

Details   

Bretonische Bäuerinnen

Das Gemälde zeigt vier junge Frauen im Gespräch an einer der charakteristischen niedrigen Mauern, von denen in der Bretagne die Grundstücke eingefasst sind. Gauguin kam es allerdings nicht darauf an, diese Mauer und die Figuren in prägnanter Körperlichkeit zu geben und damit auch klare räumliche Verhältnisse zu schaffen, vielmehr macht sich in diesem Schlüsselwerk seiner Entwicklung bereits das Interesse des Künstlers an flächig-dekorativen Werten bemerkbar. Bezeichnend dafür ist einerseits das Bildgefüge insgesamt, sind andererseits aber auch solche Partien wie die geschwungenen Formen der weißen Hauben und die gemusterten Röcke. Gauguins Herkunft vom Impressionismus erkennt man an dem anspruchslosen Motiv, den lichten Farben und den kleinen Pinselstrichen, die freilich hier auffallend geordnet und in das System der fast teppichartigen Formen eingebunden sind.
Von dem Gemälde sind drei Einzelstudien zu den Figuren bekannt. Außerdem hat Gauguin die Darstellung auf einem Fächer und einer Vase variiert, die er beide kurz nach der Entstehung des Bildes geschaffen hat. Auch in einer Lithographie und weiteren Gemälden erscheinen die Figuren der hier gezeigten »Bretonischen Bäuerinnen«.

Paul Gauguin (1848 ‐ 1903)

Leben und Werk

Geboren am 7. Juni 1848 in Paris, gestorben am 8. Mai 1903 in Atuona auf der Marquesas-Insel Hiva-Oa. Nach Jugendjahren in Lima und zur See, die Gauguin u. a. nach Rio de Janeiro und in die Karibik führten, arbeitete er zunächst von 1871 bis 1883 im Bankhaus Bertin in Paris. Im Salon von 1876 stellte er erstmals eine Landschaft aus. Durch seinen Kontakt zu Camille Pissarro bald mit dem Impressionismus vertraut, folgte er eine Zeit lang diesem Stil. 1886 schloss er Freundschaft mit Vincent van Gogh und machte in Paris Bekanntschaft mit Edgar Degas. 1887 bereiste er Panama und Martinique. Anschließend hielt er sich häufig in Pont-Aven in der Bretagne auf, wo er u. a. mit Paul Sérusier und Émile Bernard arbeitete; für kurze Zeit malte er mit van Gogh in Arles. Seit 1891 lebte Gauguin in Tahiti, wo er seinen expressiv-exotischen Stil weiterentwickelte. 1901 übersiedelte er auf die Insel Hiva-Oa. Durch die programmatische Überzeugungskraft seiner Malerei wie seiner Skulptur wurde Gauguin zum wichtigen Vorläufer der französischen Fauves und des deutschen Expressionismus.