Das Rätsel der Begierde

Salvador Dalí

Das Rätsel der Begierde, 1929

Öl auf Leinwand, 110,5 x 150,5 cm
1982 erworben mit Unterstützung der Theo Wormland Stiftung
Inv. Nr. 14734

© Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí/ VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Details   

Das Rätsel der Begierde

Unter den Künstlern des Surrealismus bildet Dalí am "realistischsten", in einer oft nahezu altmeisterlich anmutenden Malerei seine Träume, Kindheitserlebnisse, psychischen Probleme und Verdrängungen ab. Mit Hilfe der Psychoanalyse Sigmund Freuds entwickelte er seine "kritisch-paranoide Methode", die er als systematische Vorgehensweise verstsand und durch die er seine bewusst schizophrenen Inhalte, Wahnvorstellungen, Visionen und Halluzinationen rational, das heißt mit "imperialistischer Genauigkeitswut" (Dalí) umsetzen wollte. Bei einem Zusammentreffen mit Sigmund Freud 1938 in London bemerkte der Arzt treffend: "In Ihren Bildern suche ich nicht das Unterbewusste, sondern das Bewusste [...] Bei Ihnen liegt das Mysterium auf der Hand. Das Bild ist nur ein Mechanismus, der das Geheimnis aufdeckt." Dalís Bilder sind typische Beispiele für die Distanz zwischen Theorie und Praxis im Surrealismus, der den Verstand letzlich durch den Verstand auszuschalten versucht. "Das Rätsel der Begierde" rechnete Dalí zu seinen zehn wichtigsten Bildern. Das Bildfeld wird von einer großen gelben, von der Architektur Antonio Gaudís inspirierten Form beherrscht. In den Einbuchtungen dieses phantastischen Gebildes erscheint wiederholt die Inschrift "ma mère" (meine Mutter). Sie endet links in einem Kopf (ein Selbstbildnis des schlafenden Künstlers?), hinter dem Dalí erscheint, der seinen Vater umarmt. Fisch, Grashüpfer, Dolch sind typische, allerdings oft schwer deutbare Zeichen des Künstlers. Die Bezeichnung "ma mère, ma mère, ma mère" geht auf ein Gedicht von Tristan Tzara zurück, das 1920 unter dem Titel "La grande complainte de mon obscurité" erschien.

Salvador Dalí (1904 ‐ 1989)