Peter Paul Rubens
Anbetung der Hirten, 1619
Leinwand, 476 x 275 cm
Inv. Nr. 303
Anbetung der Hirten
Mit der Eröffnung der Staatsgalerie Neuburg 2005 kehrten zwei bedeutende Werke von Peter Paul Rubens wieder an ihren ursprünglichen Bestimmungsort zurück: Die „Anbetung der Hirten“ und die „Ausgießung des Heiligen Geistes“ schmückten einst, zusammen mit dem „Großen Jüngsten Gericht“ (heute München, Alte Pinakothek), die Altäre der Neuburger Hofkirche, bis sie 1703 nach Düsseldorf und von dort 1806 nach München gelangten.
Es war ein prominenter Auftrag, den Rubens ab 1617 für Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg ausführte, und er lässt sich – in Anbetracht der relativ unbedeutenden Residenz Neuburg – nur mit machtpolitisch-strategischen Erwägungen begründen: 1613 war der Herzog, um Ansprüche auf Gebiete am Niederrhein durchzusetzen, zum Katholizismus konvertiert. Im Zeitalter der Glaubenskriege war das Bekenntnis zu einer Konfession immer auch mit politischer Parteinahme gleichzusetzen. Da die Herzogtümer am Niederrhein für die spanischen Niederlande von strategischer Bedeutung waren, kam das katholische Bekenntnis von Wolfgang Wilhelm gerade recht, um ihn als Bündnispartner zu gewinnen. Peter Paul Rubens, als Hofmaler in Diensten der Statthalter Spaniens, war genau der Richtige, die Hinwendung zum Katholizismus mit bildmächtigen Kompositionen zu unterstützen.
Die „Anbetung der Hirten“ zeigt das neu geborene Christuskind, von Maria liebevoll präsentiert. Andächtig drängen die Hirten heran. Das obere Bilddrittel nimmt eine eindrucksvolle Engelsschar ein, die mit bewegten Gesten die Gläubigen einlädt, am Wunder der Geburt Christi teilzuhaben. Angesprochen ist das einfache Volk, wie die schmutzigen Fußsohlen – eine Bilderfindung Caravaggios – deutlich machen. Die zentrale Rolle, die Maria dem katholischen Glauben gemäß als wichtige Fürbitterin einnimmt, äußert sich in ihrer vermittelnden Stellung zwischen den Gläubigen und dem Gottessohn.