Moritz von Schwind
Des Knaben Wunderhorn, um 1848
Öl auf Leinwand, 49,5 x 39,4 cm
Inv. Nr. 11576
Des Knaben Wunderhorn
Das Bild zeigt eine idyllische Waldszene; ein junger Mann, mit einem roten Wams und kurzen weißen Hosen bekleidet und damit sichtlich einer vergangenen Zeit angehörend, hat sich unter einer alten Eiche auf einem Rasenstück niedergelassen. Der mächtige Stamm wie auch die knorrigen, blattbegrünten Äste beherrschen den oberen Teil des Bildes. Der Junge hat den Kopf in den Nacken gelegt und ein geschwungenes Horn an den Mund gesetzt, das er locker mit seiner linken Hand umfasst und so gleichsam präsentiert. Während diese Szene von warmem Sonnenlicht beschienen ist, versinkt der Hintergrund im Dunkel des Waldes. Die Löcher in Wurzeln und Ästen wirken dabei wie Augen und lassen die Natur wie belebt erscheinen.
Graf Schack, der das Bild 1869 zusammen mit anderen Werken Schwinds erworben hat, berichtet, dass der Künstler das Gemälde als Des Knaben Wunderhorn bezeichnet habe. Der Titel verweist auf die berühmte Sammlung von deutschen Volksliedern, die Clemens Brentano und Achim von Arnim zwischen 1806 und 1808 in drei Bänden veröffentlicht haben. Bereits 1845/46 hatte Schwind eine Zeichnung zu diesem Motiv gefertigt, die jedoch nicht das Werk Brentanos und Arnims illustriert, sondern ein Gedicht Wolfgang Müllers mit dem Titel Im Walde. Schwind schuf damit eine einprägsame Verbindung zwischen der bildenden Kunst und der Lyrik, insbesondere dem im 19. Jahrhundert sehr populären Typus des Volksliedes:
„Waldeinsamkeit! Ins schwellende Moos,
Da streck ich mich hin, hoch über mir groß
Wölbt grün sich das Dach von Zweigen;
Rings wilde Blumen blühn – und kühn,
So stürzt sich der rauschende Bach durchs Grün:
Sei gegrüßt, Du Jugendreigen!
Mein Horn soll es sagen und tragen,
Trariro, trariro
Wie bin ich der Jugend so froh, so froh
In den lustigen Sommertagen.“
(Wolfgang Müller, Im Walde)