Hans Baldung gen. Grien
Kalvarienberg, um 1533/36
Lindenholz (Tilia spec.), 96 x 68,5 cm
1814 aus der Schlossgalerie Aschaffenburg, kurmainzischen Galerie; ursprünglich vermutlich für die Stiftskirche Halle geschaffen Aschaffenburg
Inv. Nr. 6277
Aschaffenburg, Staatsgalerie im Schloss Johannisburg
DetailsKalvarienberg
Die Kreuzigung Christi entstand im Auftrag Kardinal Albrechts von Brandenburg, dessen Wappen sich unten links im Bild befindet. Ein Zusammenhang mit der Altarausstattung des Neuen Stifts in Halle, die weitgehend von der Cranach-Werkstatt ausgeführt wurde, ist nicht belegt, wenngleich eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass das Gemälde 1540/41 mit jener Ausstattung in das Bistum Mainz nach Aschaffenburg transferiert wurde.
Der überwiegend am Oberrhein tätige Künstler, der um 1504 einige Zeit bei Albrecht Dürer in Nürnberg verbrachte, hatte bereits für Albrechts Vorgänger Ernst von Wettin gearbeitet. Für die Magdalenenkapelle der Hallenser Moritzburg malte er um 1506/07 zwei große Altäre: den Sebastiansaltar und den Dreikönigsaltar (heute Germanisches Nationalmuseum Nürnberg und Gemäldegalerie Berlin). Albrecht von Brandenburg gab 1522 eine „Steinigung des Stephanus“ bei Baldung in Auftrag (1947 in Straßburg verbrannt).
Die Kreuzigung Christi zeigt den eigenwilligen und einprägsame Stil Hans Baldungs, der in Komposition und sensiblem Kolorit ganz eigene Wege geht. Von großer Anmut ist die Figur der Maria Magdalena unter dem Kreuz, die den Betrachter unmittelbar anschaut. Bemerkenwert ist der geradezu athletische Körperbau der Gekreuzigten; besonders in dem rechten Schächer lässt Baldung seine anatomischen Kenntnisse zur Geltung kommen. Es herrscht heute Übereinstimmung in der Frage, dass das Gemälde am Anfang des eigentlichen Spätstils Baldungs, der „manieristischen“ Phase, steht; die rückseitige angebrachte spätere Datierung „1516“ ist irrig.