Franz von Lenbach
Hirtenknabe, 1860
Öl auf Leinwand, 107,7 x 154,4 cm
Inv. Nr. 11450
Hirtenknabe
„Wie ist das Leben und Weben der Natur an einem glühenden Sommernachmittage, das Wimmeln und Sich-Bewegen in Gräsern und Kräutern hier aufgefasst […]! Wir glauben den sengenden Brand, die blendende Glut der Sonne zu sehen und zu fühlen, möchten uns mit dem Knaben, der sich in göttlicher Faulheit dahinstreckt, von den Mittagsstrahlen durchwärmen lassen!“ Mit diesen Worten würdigt Graf Schack den Hirtenknaben von Lenbach, den er als erstes Werk des Künstlers bald nach dessen Vollendung erworben hat. Lenbach, ein Schüler Pilotys, hatte mit diesem Bild den Höhepunkt seines noch von Naturstudien und realistischen Genrebildern geprägten Frühwerks erreicht. Innerhalb der Sammlung des Grafen Schack, der den zeitgenössischen realistischen Tendenzen weitgehend kritisch gegenüberstand, nimmt es eine Sonderstellung ein. Doch bietet das Gemälde eine über den Realismus hinausgehende, poetisch-lyrische Überhöhung der Idylle und damit den Ausdruck einer Sehnsucht.
Der Hirtenknabe ist auf dem Rücken liegend dargestellt. Zum Schutz vor der mittäglichen Sonne hat er die linke Hand vor die Augen geführt. Den rechten Arm wie auch das linke Bein hat er dabei entspannt von sich gestreckt und kontrastierend dazu das rechte Bein angewinkelt. Über ihm wölbt sich ein wolkenloser, blauer Himmel, der Boden unter ihm ist mit Gräsern und Blumen bewachsen. Mit dem Motiv eines in der Sonne liegenden Hirtenjungen hat sich Lenbach erstmals 1858 in Rom beschäftigt. In zahlreichen Skizzen und Ölstudien hat er das Thema vorbereitet, das zunächst als Teil einer größeren Komposition gedacht war. Im Gemälde der Sammlung Schack hat Lenbach das Motiv jedoch zum eigenständigen Bildthema erhoben.