Kämpfende Formen

Franz Marc

Kämpfende Formen, 1914

Öl auf Leinwand , 91 x 131,5 cm
1949 erworben
Inv. Nr. 10972

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Kämpfende Formen

Franz Marc war beseelt von der Sehnsucht nach einem reinen, geistigen Sein. Ausdruck einer solchen Reinheit war für ihn im Gegensatz zum "unfrommen Menschen" das Tier. In seinen letzten Bildern wandte er sich jedoch selbst von den Tieren als Bildgegenstand ab und suchte die Reinheit in der abstrakten Form. So malte Franz Marc nur kurze Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vier, wohl als Zyklus aufzufassende Bilder mit den Titeln "Heitere Formen", "Spielende Formen", "Kämpfende Formen", "Zerbrochene Formen". Da die "Zerbrochenen Formen" (Guggenheim Museum, New York) weniger Zerstörung als einen schwerelos nach oben schwebenden Lichtbau zeigen, dürfen die "Kämpfenden Formen" wohl als notwendige Voraussetzung dazu gelten. Und zwar so, dass sowohl die rote wie die schwarzblaue Form an dem folgenden Bau teilhaben, den Marc ebenfalls aus Rot, Gelb, Blau und Schwarz gefügt hat. Diese Beobachtung widerspricht der bisher üblichen Deutung des Gemäldes. Sie sieht in der aggressiven roten Form links den Geist siegreich über die dunkle Form der Materie auf der rechten Seite. Da für Marc aber nie Rot, sondern Blau die Farbe des Geistes war, ist diese Auslegung wenig stichhaltig. Vielmehr scheint es eher der Kampf beider Formen aus dem das Neue, das Geistige, hervorgeht. Dem entsprach auch Marcs Sichtweise des Kriegs als reinigendes Blutbad, das das kulturell und moralisch verrottete Europa zu neuem Leben führen sollte. Dafür, so Marc 1914, wird "der deutsche Adler auch ein paar wichtige Krallen mehr in seinem Wappen bekommen." So ist es denkbar, dass die mit Krallen und Vogelschnabel versehene aggressive rote Form von Marc als Chiffre dieses deutschen Adlers im Fegefeuer des Kriegs gemeint ist. Von daher wären die "Kämpfenden Formen" - wie schon sein Bild "Tirol" - eine sehr präzise Allegorie auf Marcs Wunschvorstellungen vom erlösenden Weltkrieg, dem er 1916 vor Verdun selbst zum Opfer fallen sollte.

Franz Marc (1880 ‐ 1916)

Franz Marc

Der Turm der blauen Pferde, 1912

Vorzeichnung für das Gemälde von 1913, Tusche und Gouache auf Karton, 143 x 94 mm
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Schenkung Fohn, Depositum Staatliche Graphische Sammlung München

© Staatliche Graphische Sammlung München

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