Living Room No. 3 (spinning)

Eric Fischl

Living Room No. 3 (spinning), 2002

Öl auf Leinwand, 216 x 290 cm

Inv. Nr. UAB 85

© Eric Fischl 2016

Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Details   

Living Room No. 3 (spinning)

Eine tanzende Frau in rotem Seidenkimono wird scheinbar von einem auf dem Sofa sitzenden Mann in dunklem Anzug fixiert. Jedoch sind seine Augen blicklos, seine Haltung ist verkrampft, fast linkisch. Zwischen beiden öffnet sich eine schwarze, unüberwindliche Leere, hinterfangen von einem Esszimmer, das mit dem strengen Bauhausmobiliar des gesamten Ambientes korrespondiert. Die kühle Atmosphäre, die dem Thema zu widersprechen scheint, erfährt durch die Schlaglichter und eine an den Rändern sich verwischende Malerei eine Steigerung. Diese Stilmittel setzt Fischl immer wieder zur Potenzierung des Ephemeren und zugleich Brüchigen seiner Werke ein, die von alltäglichen »Bestrebungen und Sehnsüchten« und deren Scheitern handeln. Bedeutend ist bei Fischl stets das, was Alltäglichkeit ausmacht, wobei bewusst offen bleibt, ob etwas hinter den Bildern steht, ob sie mehr meinen, als sie scheinen, oder lediglich etwas vorspiegeln, was sie im Innersten dann doch nicht sind.

Eric Fischl (1948)

Leben und Werk

Der 1948 in New York geborene amerikanische Maler und Grafiker Eric Fischl zog nach dem Kunststudium in Kalifornien und einem Lehrauftrag in Nova Scotia 1978 nach New York, wo er seither lebt. In den 1980er Jahren entwickelte er die Bildsprache, die ihm zu internationalem Erfolg verhalf. Seine in flächigem Realismus ausgeführten Figuren aus bürgerlichem Milieu befinden sich häufig in zweideutigen Situationen mit oft sexuellen oder gewalttätigen Untertönen. Fischl fordert damit dem Betrachter ein genaues Hinsehen ab, verweigert aber eine Erklärung im Bild. Dieses enigmatische Verfahren hat Vorläufer bei Eduard Manet und Edward Hopper, verrät aber zugleich auch enge Parallelen zur zeitgenössischen Fotografie, mit deren Paradigmen sich Fischls Werk immer wieder auseinanderzusetzen scheint.