Carl Spitzweg
Türken in einem Kaffeehaus, um 1855
Öl auf Leinwand, 41,7 x 52,7 cm
Inv. Nr. 11552
Türken in einem Kaffeehaus
Eine Gruppe von Orientalen hat sich auf golddurchwirkten Teppichen und Kissen vor einem Kaffeehaus niedergelassen. Die fünf Männer gruppieren sich um eine Pfeife, ein sechster erscheint im Dunkel des Hauseinganges und wird sich wohl im nächsten Augenblick hinzugesellen. Ein zwischen die Häuser gespannter roter Baldachin spendet in der Mittagshitze Schatten. Im Hintergrund öffnet sich für den Betrachter der Blick auf einen morgenländischen Straßenzug.
„Ich gestehe, dass mir verschiedene Gemälde besonders deshalb lieb sind, weil sie mich an etwas Selbsterlebtes erinnern. Wie oft habe ich nicht in dem mohammedanischen Quartier von Algier, in Konstantinopel, Kairo, Aleppo solche Gruppen von Rauchern gesehen“, bemerkt Graf Schack zu diesem Gemälde. Spitzweg ist vor allem für seine humorvollen Darstellungen biedermeierlichen Lebens in süddeutschen Städten und Landschaften bekannt. Im Gegensatz zu Schack hat der Künstler die Länder des Orients nie selbst bereist. Anregungen zu orientalischen Themen bezog er aus den Berichten seines Bruders, der als Kaufmann in Ägypten lebte, aber auch aus eigenen Eindrücken auf den Industrie- und Weltausstellungen in Paris und London, die er 1851 gemeinsam mit Eduard Schleich d. Ä. besucht hat. Dort, auf den Basaren in den Pavillons, aber auch in den Werken der ausgestellten Orientmaler wie Alexandre-Gabriel Decamps, begegnete er farbenprächtig gekleideten Orientalen und hielt sie in zahlreichen Skizzen und Studien fest. Erste Gemälde entstanden unmittelbar nach der Reise. Spitzweg wurde damit zu einem Vorreiter der Orientmalerei in Deutschland und fand damit auch die Aufmerksamkeit des Orientkenners Graf Schack.