Dornenkrönung Christi

Bartolomeo Manfredi

Dornenkrönung Christi, um 1608/10

Leinwand, 118 x 135 cm

Inv. Nr. 570

Staatsgalerie im Neuen Schloss Oberschleißheim

Details   

Dornenkrönung Christi

Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte der römische Maler Caravaggio einen aufsehenerregenden neuen Malstil, der sich durch eine sehr wirklichkeitsnahe Darstellung und starke Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnet. Seine Bildfiguren, die er im Halbfigurenformat nah an den Betrachter heranrückt, wirken auch durch ihre expressiv gestaltete Mimik und Gestik besonders unmittelbar. In Italien und den Niederlanden fanden Caravaggios dramatisch inszenierten Werke viele Nachahmer, die sogenannten Caravaggisten. Sehr konsequent führte der in Rom tätige Bartolomeo Manfredi den Stil des Meisters fort. Zu seinen zahlreichen halbfigurigen Historienbildern gehört die um 1608/10 entstandene Dornenkrönung. Im Zentrum des Bildes steht Jesus – gefesselt und fast aller Kleider beraubt. Zwei Schergen pressen mit langen Stöcken die Dornenkrone auf sein Haupt, einer von ihnen zieht ihn zudem an einem Strick nach unten. Schräg von vorne links wird die Szene wie durch einen Bühnenscheinwerfer schlaglichtartig erhellt, so dass die Figuren effektvolle Plastizität gewinnen. Der Blick des Betrachters wird auf den geschundenen Körper Christi gelenkt, wohingegen die Gesichter fast ganz im Dunkeln verschwinden. Durch den engen Bildausschnitt und kunstvoll gestaltete Details wie die Pelzmütze des rechten Schergen scheint die Szene greifbar nah.

Bartolomeo Manfredi (1582 ‐ 1622)

Leben und Werk

Der 1582 nahe Mantua geborene Bartolomeo Manfredi kam nach seiner ersten Lehrzeit in Mailand, Cremona und Brescia um 1600 nach Rom. Dort lernte er zunächst in der Werkstatt des Christoforo Roncalli und machte sich vor allem mit der Malerei Caravaggios vertraut. Ab ca. 1610 etablierte sich Manfredi als einer der erfolgreichsten Caravaggisten: Bedeutende Sammler in Rom und in der Toskana schätzten seine zumeist halbfigurigen, dramatisch inszenierten Historien- und Genrebilder.