Vittoria Caldoni (M+)

Friedrich Overbeck

Italia und Germania, 1828

Öl auf Leinwand, 94,5 x 104,7 cm
1832 durch König Ludwig I. aus dem Besitz des Frankfurter Buchhändlers Johann Friedrich Wenner erworben
Inv. Nr. WAF 755

Details   

Vittoria Caldoni

Vittoria Caldoni, die fünfzehnjährige Tochter eines armen Winzers aus Albano, war 1820 von Georg August Kestner »entdeckt« worden. Ihr »über alle Beschreibung schönes Gesicht von vollkommen antiker Bildung« veranlasste ihn, das Mädchen durch die Gesandtin von Reden nach Rom einzuladen, wo sie in der Villa Malta, der damaligen hannoverschen Gesandtschaft, für die Künstler »einige Stunden jeden Tages« zu sehen war. Kestner weiß allein von 44 Porträts dieses Mädchens zu berichten, das die Verkörperung des Schönheitsideals der Zeit gewesen sein muss. Als Porträtisten nennt er, neben Overbeck, Horace Vernet, Heinrich Maria von Hess, Julius Schnorr von Carolsfeld, Bertel Thorvaldsen, Rudolph Schadow, Pietro Tenerani, Johan Niklas Byström u. a.
Wie aus einem Brief Schnorrs von Carolsfeld vom 16. November 1821, nachdem er Overbecks Bild gesehen hat, hervorgeht, entsprach nur das Gesicht des Mädchens dem Schönheitsideal: »Das Bild ist nicht sehr groß, dennoch ist das Mädchen in ganzer Figur wenig unter Lebensgröße gemalt. (…) Mit ihrer Gestalt war nichts anzufangen, denn sie ist ganz unansehnlich.« Die kleinere Fassung des Bildes im Von der Heydt-Museum, Wuppertal, gilt allgemein als die unmittelbare Vorstufe der Münchner Fassung. Vittoria heiratete den russischen Maler Gregor Lapcenko, der bereits in Albano erblindet war. Sie lebte später in St. Petersburg mit ihm zusammen.

Friedrich Overbeck (1789 ‐ 1869)

Leben und Werk

Friedrich Overbeck gehörte zu den Begründern des Lukasbundes, aus dem später die Nazarener hervorgingen. Aus einer angesehenen Lübecker Familie stammend, studierte er 1806 an der Wiener Kunstakademie. 1809 formierte sich dort ein Kreis junger Künstler, zu dem neben Overbeck auch Franz Pforr gehörte. Unter dem Einfluss der Schriften Wackenroders, Tiecks und Schlegels formulierten sie ein romantisches Programm, das sich gegen die an der Akademie vermittelte klassizistische Kunstauffassung richtete und zur ersten Abspaltung einer Künstlergruppe von der offiziellen Kunst führte. 1810 gingen Overbeck und Pforr mit einigen Freunden nach Rom, wo sie sich im ehemaligen Kloster San Isidoro niederließen. Dort lebten sie in mönchischer Abgeschiedenheit ihren Idealen folgend. Bald stießen weitere Künstler wie Peter Cornelius und Wilhelm Schadow zu dieser Gruppe. Das Anliegen, die Kunst wieder an Kirche und Staat zu binden und das wachsende Interesse an einem Einwirken der Kunst auf die Öffentlichkeit machte die Künstler dieses Kreises empfänglich für das Werben Ludwigs I. Der König berief führende Nazarener wie Cornelius und Julius Schnorr von Carolsfeld nach München, um sie an der Umsetzung seines Kunstprogramms zu beteiligen. Overbeck entzog sich jedoch als einer der wenigen nazarenischen Künstler Angeboten aus Deutschland und blieb Zeit seines Lebens in Rom.

Friedrich Overbeck

Maria und Elisabeth mit Jesus und Johannes, 1825

Öl auf Leinwand, 146,4 x 101,7 cm
1857 durch König Ludwig I. aus der Sammlung des Grafen Schönborn erworben
Inv. Nr. WAF 754

Details