Die Lebensmüden (M+)

Ferdinand Hodler

Landschaft am Genfer See, um 1906

Öl auf Leinwand, 59,8 x 84,5 cm
1913 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 8715

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Die Lebensmüden

Ferdinand Hodlers Gemälde "Die Lebensmüden" ist ein Bild, das Anstoß erregte. Der harte Realismus der Figuren wie die Frontalität der Darstellung ließen das Gemälde auf Ablehnung beim Publikum stoßen, während die Kunstkritik erst nach und nach die Radikalität der Komposition zu würdigen vermochte. Denn der vertikale Parallelismus, der, wie auch in dem Berner Bild "Die enttäuschten Seelen", den Betrachter zur Ansicht von fünf nebeneinander aufgereihten Greisen zwingt, formulierte eine Bildsprache, deren formaler Rigorismus unversöhnlich und abweisend erscheinen musste. Dabei ist auch das Thema bereits eine Zuspitzung und Reduzierung aus den traditionellen Lebensalterdarstellungen, welche allerdings die Tragödie des vergehenden Menschen noch mit der Hoffnung des neuen Lebens verbinden. Nichts davon gibt es jedoch bei Hodler, der die Lebensmüden noch in der Gleichartigkeit der Haltungen und in der Symmetrie des Bildaufbaus zum ornamentalen Fries verhärtet.

Ferdinand Hodler (1853 ‐ 1918)

Leben und Werk

Geboren am 14. März 1853 in Bern, gestorben am 19. Mai 1918 in Genf. 1871 bis 1876 besuchte Hodler die Kunstschule in Genf, wo er von dem Landschaftsmaler Barthélemy Menn ausgebildet wurde. Auf Genfer Ausstellungen seit den späten 1870er Jahren mit Erfolg vertreten, riefen seine anschließende Lösung vom Naturalismus und sein Hang zur strengen, harten Form Kritik hervor. 1878/79 reiste Hodler nach Madrid, während der 1880er Jahre verbrachte er den Sommer überwiegend im Berner Oberland und in Langenthal. Durch seine Bekanntschaft mit dem Dichter Louis Duchosal lernte er um 1885 die symbolistischen Tendenzen in der französischen Malerei kennen. 1891 war er im Salon du Champ de Mars, 1892 im Salon de la Rose et Croix in Paris vertreten. 1900 wurde Hodler Mitglied der Berliner, 1903 der Münchner Secession. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1904 in Wien, wo die Secession ihn als Vertreter der den Impressionismus ablösenden »Stilkunst« zusammen mit Edvard Munch und Axel Gallén präsentierte. Der künstlerische Standort Hodlers, der sowohl in seinen großen historischen und allegorischen Kompositionen als auch für seine Bildnisse und Landschaften vollkommen eigenständige Lösungen entwickelte, ist im Rahmen des internationalen Symbolismus zu suchen.

Ferdinand Hodler

Jenenser Student, 1908

Öl auf Leinwand, 212,0 x 92,0 cm
1912 als Schenkung von Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing im Rahmen der Tschudi-Spende erworben
Inv. Nr. 8643

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