Ruinen in der Abenddämmerung (Kirchenruine im Wald) (M+)

Caspar David Friedrich

Ruinen in der Abenddämmerung (Kirchenruine im Wald), um 1831

Öl auf Leinwand, 70,5 x 49,7 cm
1933 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9872

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Ruinen in der Abenddämmerung (Kirchenruine im Wald)

Das Motiv der Ruine ist in der Romantik ein allgemein bekanntes Bildsymbol für die Vergänglichkeit irdischer Werte. Helmut Börsch-Supan stellt einen Katalog der hier von Friedrich verwendeten Symbole auf: »Die Ärmlichkeit der Hütte bedeutet die rasche Vergänglichkeit des Lebens und der Werke des Menschen. Das gilt, was durch die Ruine ausgedrückt wird, auch für die großen Leistungen früherer Epochen. Die beiden Baumstümpfe sind ein Memento mori. Eine absterbende, teilweise ausgehöhlte Eiche als das Symbol einer heidnischen Lebenshaltung neigt sich über die Hütte und droht auf diese herabzustürzen. Im Hintergrund ist der Eiche der Tannenwald als Symbol der gläubigen Christenheit gegenübergestellt. Das kleine Feuer ist ein Sinnbild des Glaubens, der die irdische Dunkelheit erhellt und erwärmt. Der Mond, der noch durch die wohl als Kirchenruine gemeinten Mauerreste verdeckt wird, symbolisiert Christus. Es wird die Vorstellung suggeriert, als steige der Mond bald über der Ruine auf. Dieses Verhältnis von Ruine und Mond dürfte als Kritik an der Kirche zu verstehen sein.« Auch wenn man dem nicht in allen Einzelheiten folgen will, so dürfte doch die Richtung der Interpretation Friedrichs Intention entsprechen.

Caspar David Friedrich (1774 ‐ 1840)

Leben und Werk

Caspar David Friedrich, in Greifswald geboren und an der Kopenhagener Akademie ausgebildet, war neben Philipp Otto Runge der wichtigste Vertreter der norddeutschen, "protestantischen" Romantik. Im Gegensatz zur zeitgleichen nazarenischen, "katholischen" Romantik suchten Runge und Friedrich ihre Legitimation nicht in einer am Mittelalter orientierten Rückbindung der Kunst an Kirche und Staat, sondern in einer nur dem eigenen Gewissen verpflichteten Verantwortung des Künstlers. Friedrich siedelte nach seiner Studienzeit 1798 nach Dresden über, das in den Jahren um 1800 ein Zentrum der frühromantischen Bewegung war. Der Austausch über neue künstlerische Ausdrucksformen zwischen bildenden Künstlern und Dichtern wie Friedrich Schlegel, Kleist, Novalis und Tieck war in dieser Zeit des Umbruchs und der Lösung von alten gesellschaftlichen Strukturen besonders intensiv und fruchtbar. Eine neue religiöse Malerei, wie sie Friedrich in seinen sakralisierten Landschaften anstrebte, gab einem neuen, pantheistischen Glaubensverständnis Ausdruck. Die Unendlichkeit von Universum und göttlicher Schöpfung, zugleich aber auch die Verunsicherung des Menschen in seiner Welt wurden zu Themen seiner Bilder. Friedrichs neuartige Bildschöpfungen stießen mit ihrer häufig sehr subjektiven Ikonographie in einer breiteren Öffentlichkeit auf Unverständnis. So war der Künstler schon bald nach seinem Tod kaum mehr bekannt. Erst in den Jahren um 1900 kam es zu einer Wiederentdeckung. Melancholie und Verunsicherung, wie sie viele von Friedrichs Bildern zum Ausdruck bringen, spiegeln nicht nur das Empfinden des schaffenden Künstlers um 1800 wider, sondern verleihen einer ganzen Epoche, deren Weltbild wankend geworden war, künstlerische Gestalt.

Caspar David Friedrich

Riesengebirgslandschaft mit aufsteigendem Nebel, um 1819/20

Öl auf Leinwand, 54,9 x 70,4 cm
1916 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 8858

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Caspar David Friedrich

Der Sommer (Landschaft mit Liebespaar), 1807

Öl auf Leinwand, 71,4 x 103,6 cm
1931 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9702

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