Gartenlaube (M+)

Caspar David Friedrich

Riesengebirgslandschaft mit aufsteigendem Nebel, um 1819/20

Öl auf Leinwand, 54,9 x 70,4 cm
1916 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 8858

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Gartenlaube

Das Bild »Gartenlaube« hat Caspar David Friedrich 1818 im Jahr seiner Heirat mit Caroline Bommer in Dresden gemalt. Ähnlich einigen anderen seiner berühmten Werke aus demselben Jahr wie »Kreidefelsen auf Rügen« (Winterthur, Sammlung Oskar Reinhart) oder »Auf dem Segler« (St. Petersburg, Eremitage) liegt auch hier derselbe private Anlass zugrunde und wir sehen dieselben Personen, den damals vierundvierzigjährigen Künstler mit seiner jungen Frau, dargestellt. Der Bildaufbau lässt, wie immer bei Friedrich, suggestiv alles bis ins Detail bedeutsam erscheinen. Wir vollziehen dabei als Betrachter nach, was die beiden Menschen als Vermittler des Bildgedankens still versunken in sich aufnehmen. Transzendentale Bedeutung vermitteln insbesondere die den Ausblick bestimmenden Vertikalen der
Weinstöcke und des gotischen Sakralbaues, hinter dem die Sonne emporsteigt.
Über die näheren Umstände der Entstehung dieses kleinen Bildes sind wir außergewöhnlich gut informiert. Nach der Eheschließung im Januar 1818 folgte im Sommer eine gemeinsame Reise nach Rügen. Auf dem Hin- und Rückweg blieb man bei der Familie Friedrichs in Greifswald. Eine flüchtige Bleistiftzeichnung (Dresden, Kupferstichkabinett) zeigt dieselbe Laube mit dem Ausblick über Reben auf die Greifswalder Nicolaikirche, jedoch mit dem noch heute existierenden barocken Turmaufsatz. Übereinstimmend mit unserem Bild sieht man zwei Gestalten in etwa gleicher Position, am unteren Blattrand in deutlicher Handschrift die Worte Friedrichs: »den 20t August 1818 / in Bruder Adolfs Garten.« Ein Brief von Friedrichs Frau Caroline vom 20. Dezember desselben Jahres an ihre Schwägerin Elisabeth in Greifswald erschließt uns den Zusammenhang: »… ich erinnere mich immer noch mit Vergnügen des 17. Augustes, als Magister Finelius kam und wir bis um 10 Uhr traulich in dem Garten beysammen saßen.«
Der genannte Magister Finelius war ein Jugendfreund Caspar David Friedrichs und wie er in jungen Jahren Schüler an der Zeichenschule von Johann Gottfried Quistorp in Greifswald. Ihm hat Friedrich offenbar dieses Freundschaftsbild zur Erinnerung gemalt. Aus dessen Besitz ging es dann an den Sohn Hermann, der es 1848 seiner Schwester Friederike testamentarisch vermachte. In der Folge gelangte es in Berliner Privatbesitz und galt seit Kriegsende als verschollen.

Caspar David Friedrich (1774 ‐ 1840)

Leben und Werk

Caspar David Friedrich, in Greifswald geboren und an der Kopenhagener Akademie ausgebildet, war neben Philipp Otto Runge der wichtigste Vertreter der norddeutschen, "protestantischen" Romantik. Im Gegensatz zur zeitgleichen nazarenischen, "katholischen" Romantik suchten Runge und Friedrich ihre Legitimation nicht in einer am Mittelalter orientierten Rückbindung der Kunst an Kirche und Staat, sondern in einer nur dem eigenen Gewissen verpflichteten Verantwortung des Künstlers. Friedrich siedelte nach seiner Studienzeit 1798 nach Dresden über, das in den Jahren um 1800 ein Zentrum der frühromantischen Bewegung war. Der Austausch über neue künstlerische Ausdrucksformen zwischen bildenden Künstlern und Dichtern wie Friedrich Schlegel, Kleist, Novalis und Tieck war in dieser Zeit des Umbruchs und der Lösung von alten gesellschaftlichen Strukturen besonders intensiv und fruchtbar. Eine neue religiöse Malerei, wie sie Friedrich in seinen sakralisierten Landschaften anstrebte, gab einem neuen, pantheistischen Glaubensverständnis Ausdruck. Die Unendlichkeit von Universum und göttlicher Schöpfung, zugleich aber auch die Verunsicherung des Menschen in seiner Welt wurden zu Themen seiner Bilder. Friedrichs neuartige Bildschöpfungen stießen mit ihrer häufig sehr subjektiven Ikonographie in einer breiteren Öffentlichkeit auf Unverständnis. So war der Künstler schon bald nach seinem Tod kaum mehr bekannt. Erst in den Jahren um 1900 kam es zu einer Wiederentdeckung. Melancholie und Verunsicherung, wie sie viele von Friedrichs Bildern zum Ausdruck bringen, spiegeln nicht nur das Empfinden des schaffenden Künstlers um 1800 wider, sondern verleihen einer ganzen Epoche, deren Weltbild wankend geworden war, künstlerische Gestalt.

Caspar David Friedrich

Der Sommer (Landschaft mit Liebespaar), 1807

Öl auf Leinwand, 71,4 x 103,6 cm
1931 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9702

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Caspar David Friedrich

Ruinen in der Abenddämmerung (Kirchenruine im Wald), um 1831

Öl auf Leinwand, 70,5 x 49,7 cm
1933 aus dem Kunsthandel erworben
Inv. Nr. 9872

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