29.01.2019: Ein neuer Rahmen für Pippin und Bertha

Das Triptychon „Pippin und Bertha“ von Leopold Bode

Pippin und Bertha (Die Sage von der Geburt und Kindheit Kaiser Karls des Großen), 1876, Öl auf Leinwand, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Schack, München

Autoren: Dipl.-Rest. Carola Sauter
Johann Engelhardt, Rahmenrestaurator, Vergolder
Dr. Herbert W. Rott, Referent für Malerei und Plastik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Hausreferent für die Sammlung Schack

Das Triptychon „Pippin und Bertha (Die Sage von der Geburt und Kindheit Kaiser Karls des Großen)“ hat zur Ausstellung Erzählen in Bildern. Edward von Steinle und Leopold Bode in der Sammlung Schack einen neuen Rahmen erhalten. Das dreiteilige Werk stellt die Sage von der Geburt und Kindheit Kaiser Karls des Großen dar und ist von Leopold Bode in den Jahren 1875/76 im Auftrag von Adolf Friedrich von Schack gemalt worden.

Spurensuche: Ursprüngliche Präsentation in der Sammlung Schack

Blick in die Ausstellung der Schack-Galerie mit dem Triptychon, historische Fotografie, 1909

Der ursprüngliche Rahmen des Triptychons wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seither waren die Leinwandgemälde mit einfachen Goldleisten gerahmt. Diese Präsentation wurde dem komplexen Werk nicht gerecht. Nach einer historischen Fotografie aus dem Jahr 1909 und einer Beschreibung in den Tagebüchern des Künstlers konnte nun der ursprüngliche, prächtige Rahmen rekonstruiert werden.

Aus Leopold Bodes Tagebucheinträgen wissen wir, dass die Frankfurter Architekten Alexander Linnemann und Philipp Strigler den Rahmen entworfen und die Münchener Vergolderfirma Gebrüder Pütterich diesen in Eichenholz gefertigt und direkt auf das Holz ohne Grundierung vergoldet haben. Die Fotografie aus dem Jahr 1909 zeigt, dass die Gestaltung des Rahmens – passend zum mittelalterlichen Sujet des Werkes – der gotischen Formensprache entlehnt war. Auch die Holzart, deren markante Maserung durch das hauchdünne Blattgold sichtbar blieb, war vermutlich bewusst im Hinblick auf die deutsche Herkunft Karls des Großen gewählt. Bilder und Rahmen bilden auf diese Weise eine wohl durchdachte Einheit.

Proportionsmuster für die Rekonstruktion des Rahmens
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Doerner Institut, München

Eine Rekonstruktion entsteht

Diese Informationen dienten als Grundlage für die Rekonstruktion des Rahmens, die von dem Rahmenbauer und Vergoldermeister Manfred Bleninger und seinen Mitarbeitern in den Jahren 2017/18 durchgeführt wurde. Als Erstes galt es, die richtigen Proportionen der einzelnen Rahmenelemente zu ermitteln. Erschwerend kam dabei hinzu, dass die historische Fotografie das Werk nicht frontal, sondern seitlich mit Verkürzung zeigt. Dank der hohen Qualität der Aufnahme und unter Verwendung von optischen Hilfsmitteln konnten schließlich auch die Details der Zierformen festgestellt und rekonstruiert werden. An mehreren Terminen mit dem Rahmenbauer, dem zuständigen Referenten und Restauratoren des Doerner Instituts wurde der Fortgang der Arbeit anhand von Mustern begutachtet, diskutiert und weiterentwickelt.

Detail des fertig ausgeführten Rahmens mit Drachenmotiv
© Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Doerner Institut, München

Vergoldung auf Eichenholz

Auch die Wahl des Blattgoldes und der Goldtönung erfolgte nach Bemusterungen. Wie in Bodes Tagebüchern angegeben, wurde der Rahmen in Eichenholz gefertigt und auf das ungrundierte Holz vergoldet. Die für Eichenholz charakteristische Holzmaserung ist gut erkennbar. Die Rahmenrekonstruktion stellt somit eine möglichst genaue Annäherung an den originalen Rahmen dar.

Entwurfszeichnung für die Drachenmotive
© Manfred Bleninger

Zur Ausstellung „Erzählen in Bildern“

Bis zum 10. März 2019 zeigen wir in der Sammlung Schack mit der Ausstellung Erzählen in Bildern Leopold Bodes „Pippin und Berta“ als einen Höhepunkt unter erzählenden mehrteiligen Bilderfolgen, die Maler der Spätromantik geschaffen haben. Sie gehören zu den reizvollsten, heute aber kaum mehr bekannten Facetten der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Das Triptychon wird zur zweiten Station der Ausstellung nach Neuss in das Clemens Sels Museum reisen.

Ab dem Sommer 2019 wird Bodes „Pippin und Berta“ dann wieder dauerhaft in der Sammlung Schack zu sehen sein, wo es zuletzt 2004 ausgestellt war. Es wird sich somit in die Gemäldesammlung Adolf Friedrich von Schacks mit ihren originalen, prachtvollen Rahmen stimmig einreihen.