30. November 2016: WIEDERERÖFFNUNG IN DER RESIDENZ WÜRZBURG

WILLKOMMEN IN VENEDIG!

WIEDERERÖFFNUNG DER STAATSGALERIE IN DER RESIDENZ WÜRZBURG

Autorin: Elisabeth Strobel

Heute machen wir uns auf den Weg nach Würzburg, um eine Staatsgalerie in einer der bedeutendsten barocken Schlossanlagen in Europa zu besuchen. Die Residenz Würzburg wurde 1720-1744 unter dem Architekten Balthasar Neumann erbaut und bis 1780 fertig gestellt. Neben der beeindruckenden Fassade, zahlreichen Sälen ­- einer prunkvoller als der andere - und einer eigenen Hofkirche gehören zu der Residenz auch prächtig angelegte Gartenanlagen. 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, lockt der ehemalige Sitz der Würzburger Fürstbischöfe heute zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus aller Welt in die unterfränkische Stadt.

Was hat die Residenz Würzburg mit den Pinakotheken zu tun?

Den wenigsten ist bekannt, dass der riesige Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der an die 25.000 Kunstwerke umfasst, nicht nur in den Münchner Pinakotheken gezeigt wird. 13 Zweiggalerien, die sich über ganz Bayern verteilen, beherbergen einige hochkarätige Schätze der Münchner Sammlungen. Von Ansbach bis Oberschleißheim und von Füssen bis Bayreuth sind in den Räumlichkeiten alter Burgen, prächtiger Schlossanlagen oder Residenzen einzigartige Werke ausgestellt. Im Nordflügel der Residenz in Würzburg findet sich eine solche Staatsgalerie, um die sich der Kurator für italienische Malerei und die Restauratorinnen und Restauratoren in München kümmern.

Die Lagunenstadt Venedig in der Staatsgalerie

Wir betreten die Residenz und blicken erst einmal staunend nach oben: ein überwältigendes Deckenfresko, 1752/53 von dem Venezianer Giovanni Battista Tiepolo geschaffen, erstreckt sich mit über insgesamt 18x30 Metern über das Treppenhaus und präsentiert eine der bedeutendsten Schöpfungen der venezianischen Malerei des 18. Jahrhunderts. Deshalb ist die Staatsgalerie auch den großen Jahrhunderten der venezianischen Malerei gewidmet. Die Gemälde aus den Werkstätten von Tizian und Veronese, aber auch von Palma Giovane und den Bassani rufen hier die glanzvolle Tradition der Kunst- und Handelsmetropole Venedig in Erinnerung. Amigoni, Piazzetta, Pittoni und die beiden Tiepolo setzten mit Intelligenz, Witz und kraftvollen Farben mythologische und religiöse Historien in Szene. Jedes Werk dort erzählt seine ganz besondere Geschichte: von der Liebe, von grausamen Opferungen, ausschweifenden Vergnügungen oder erbitterten Rivalitäten.

Giovanni Battista Tiepolo (1727-1804)
Rinaldo im Zauberbann Armidas, circa 1752/53

"Rinaldo im Zauberbann Armidas"

Giovanni Battista Tiepolo erzählt uns beispielsweise die Geschichte von Rinaldo und Armida: Der christliche Ritter Rinaldo wird auf seinem Weg zur Befreiung Jerusalems von der heidnischen Zauberin Armida entführt und verfällt ihren Reizen. Glücklicherweise nahen seine Gefährten im Hintergrund des arkadischen Gartens bereits zur Rettung. Auf dem zweiten Bild ist schließlich die Trennung Rinaldos von Armida zu sehen - er entkommt ihrem magischen Bann.

Joseph Heintz d. J. (um 1600-1678)
Il Ridotto. Der Spielsalon im Palazzo Dondolo, um 1648

"Il Ridotto. Der Spielsalon im Palazzo Dondolo"

Das von Joseph Heintz d. J. geschaffene Gemälde „Il Ridotto“ zeigt ein ganz außergewöhnliches Motiv, nämlich den Spielsalon im Palazzo Dondolo in Venedig. Dieser wird übrigens auch in den Memoiren Giacomo Casanovas erwähnt und erlangte dadurch Berühmtheit. Als Betrachter muss man sich ein bisschen Zeit nehmen, um alles im Inneren des geheimnisvollen Spielsalons zu entdecken: man kann minutenlang auf der Leinwand von Spieltisch zu Spieltisch schweifen, wo skurrile Persönlichkeiten Venedigs, aber auch unheimliche maskierte Figuren um Berge von Goldmünzen spielen.

Größer ist das Bild hier (PDF, 3 MB) zu sehen.

Paolo Veronese (1528 - 1588) (Werkstatt)
Fortitudo und Temperantia, um 1580

"Fortitudo und Temperantia"

Wie gut, dass im gleichen Raum noch vier Gemälde aus der Werkstatt Paolo Veroneses mit den Allegorien der wichtigsten Tugenden hängen, wobei immer weibliche Figuren die jeweiligen Eigenschaften darstellen: Die theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe finden sich gleich neben den Kardinaltugenden Klugheit und Tapferkeit. Man könnte fast meinen, die Gerechtigkeit und die Mäßigkeit wären mahnend zum Bildnis des Spielsalons platziert!

Auf dem Gemälde links ist Temperantia, die Mäßigkeit, übrigens die Figur in gelbem Gewand. Sie präsentiert einen goldenen Becher und einen silbernen Krug, denn sie verdünnt den Wein mit Wasser.

 

Wir könnten noch lange dort verweilen, denn es gibt ja noch die Geschichte von Amor und Psyche, die ihren Gatten nachts mit einem Dolch ermorden will, oder die Ansicht des Ponte dei Pugni, der Brücke der Fäuste, auf der zwei verfeindete Stadtviertel Venedigs ihre Rivalitäten austragen, oder der Göttin Venus, die ihren Geliebten Adonis mit einer anderen teilen muss…

All diese Geschichten wurden von namhaften Künstlern auf die Leinwände gebracht, die den Heldinnen und Helden aus den Märchen und Mythen ein Gesicht gaben. Sie hängen nun frisch restauriert an den Wänden der Staatsgalerie und wollen von den Besucherinnen und Besuchern neu entdeckt werden. Und es lohnt sich, denn die Staatsgalerie wurde nicht nur in eine neue und frische Ordnung gebracht, auch die inhaltlichen Schwerpunkte wurden verstärkt und die Präsentation um einige bedeutende Werke ergänzt.

Und was machen osmanische Sultane in der barocken Staatsgalerie?

Eine bemerkenswerte Kuriosität der Staatsgalerie Würzburg sind die 14 Porträts osmanischer Sultane, die aus der Werkstatt Veroneses stammen. Unter edlen Turbanen blicken Murad III., Selim I., Mahomed II. und elf weitere Herrscher etwas ernst in den Raum. Obgleich es uns ungewöhnlich erscheint, diese Bildnisse in einem barocken Bau zu sehen, waren solche Porträtreihen orientalischer Herrscher in westeuropäischen Sammlungen des 16. Jahrhunderts keine Seltenheit. Diese Portraitreihe zeigt lückenlos die türkischen Herrscher von der Gründung des osmanischen Reichs bis zu dem Sultan, der zur Entstehungszeit des Zyklus regierte. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis der engen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Lagunenstadt zur osmanischen Welt. Die gesamte Serie ist vollständig erhalten und deshalb auch aus kunsthistorischer Perspektive eine große Besonderheit.

Renovieren und Restaurieren – ein Blick hinter die Kulissen

Doch die Pracht der Räumlichkeiten und der Glanz der Gemälde währen nicht ewig – sie erfordern eine regelmäßige Instandhaltung. Und so wurden in den letzten eineinhalb Jahren nicht nur die Wände der Staatsgalerie mit Seide bespannt, sondern auch alle Gemälde in stundenlanger und sorgfältiger Arbeit in unseren Ateliers in München konserviert beziehungsweise restauriert. Durch die umfangreichen Arbeiten konnten die Restauratorinnen und Restauratoren deren ursprüngliche Strahlkraft wieder zurückgewinnen. Wie wichtig die Restaurierung der Gemälde war, wird vor allem im direkten Vorher-Nachher-Vergleich deutlich, den man vor Ort sonst nie erhalten kann. Wir haben für Sie Sultan Orchard II. im Atelier begleitet und sein Bildnis vor und nach der Restaurierung gegenübergestellt (siehe Abbildung).

 

Gute Gründe also, um sich einmal auf den Weg ins schöne Würzburg zu machen, wo es in der Staatsgalerie in der Residenz noch viele weitere Schätze zu entdecken gibt! Wir wünschen Ihnen viel Spaß!

Informationen für einen Ausflug nach Würzburg

Anfahrt
Mit der Bahn sind es von München aus circa 2,5 Stunden Fahrtzeit mit dem ICE.
Vom Hauptbahnhof Würzburg gelangt man in circa 20 Minuten zu Fuß zur Residenz.
Wer es etwas gemütlicher will, nimmt die Tram 1, 3 oder 5 direkt vom Hauptbahnhof und steigt an der Haltestelle „Dom“ aus. Auch unterschiedliche Buslinien fahren die Residenz an.

Auf der Homepage der Residenz Würzburg sind die verschiedensten Anfahrtswege mit dem Auto ausführlich geschildert und sogar ein Umgebungsplan (PDF) ist dort zu finden: http://www.residenz-wuerzburg.de/deutsch/tourist/anfahrt.htm

Eintritt
Am Eröffnungstag, Freitag, den 2. Dezember, ist der Eintritt in Residenz Würzburg komplett frei.  

Wer es nicht zur Eröffnung schafft, für den fallen folgende Eintritte an:

7,50 Euro regulär | 6,50 Euro ermäßigt | Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
Der Eintritt in die Hofkirche und den Hofgarten ist komplett frei.

Öffnungszeiten
Die Residenz ist bis auf einige wenige Feiertage täglich geöffnet.
April-Oktober: 9-18 Uhr | November-März: 10-16.30 Uhr

Weiterführende Informationen auch im Internet unter:

www.residenz-wuerzburg.de

https://www.pinakothek.de/besuch/staatsgalerien