21. Juli 2016: Auf in die Ferien! #KultTrip-Entdeckungsreise

Kulturreise

Entdeckungsreise durch die Pinakotheken in Bayern

Es ist wieder soweit: Der Sommer ist in der Stadt und so manch einer kann es kaum erwarten sich in der Ferienzeit dem Trubel Münchens zu entziehen. Dass die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in ihren Staatsgalerien mit ihren barocken Gemälden, Altarbildern, Medieninstallationen und imposanten Bilderzyklen den perfekten Kulturtrip für den Sommer bieten, ist den meisten Besucherinnen und Besuchern noch nicht bekannt. Die Blogparade #KultTrip bietet daher einen geeigneten Anlass unsere Staatsgalerien vorzustellen.

Haben Sie gewusst, dass Versailles als Vorbild für die Sammlungsräume der Wittelsbacher im Neuen Schloss Schleißheim vor den Toren von München diente? Heute vermitteln Meisterwerke von Peter Paul Rubens, Luca Giordano, Joachim von Sandrart oder Nicolas Poussin vor tiefrotem Seidendamast, welche Bedeutung Gemälde zur Zeit des Absolutismus hatten.

Die Gemälde im Palas der Burg von Burghausen sind ähnlich imposant wie die Anlage selbst. Da ist z.B. der im 17. Jhdt. entstandene Gemäldezyklus mit Historien des Hauses Wittelsbach: Hans Werls Darstellung der Schlacht bei Mühldorf misst knapp elf Meter.

Die Epoche der barocken Malerfürsten ist im Schloss Neuburg an der Donau lebendig. Einst beauftragte hier Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm keinen Geringeren als Peter Paul Rubens, zwei  Altarbilder zu malen. Die Staatsgalerie ist allen Facetten der flämischen Malerei gewidmet.

Den schwäbischen Kunstzentren Augsburg, Ulm, Memmingen, Kaufbeuren und Nördlingen spürt man im Hohen Schloss zu Füssen nach. Werke von Hans Holbein und seiner Werkstatt, aber auch ein Porträt Kaiser Maximilians I. nach Bernhard Strigel sind sehenswert.

Zurück ins 20. Jahrhundert führt das Olaf Gulbransson-Museum am Tegernsee. Der gebürtige Norweger gilt als „Titan der Zeichenkunst“: Seine zeichnerische Darstellung von Zeitgenossen und Zeitgeschehen ist geprägt von Witz, von Scharfsinn und von der Zeit des Münchner Simplicissimus.

Eine ganz besondere Annäherung an unsere Staatsgalerien gelang im vergangenen Jahr dem Münchner Fotograf und Künstler Martin Fengel, der für eine Publikation erstmals alle Museen und Liegenschaften in ganz Bayern fotografierte. Auf seiner Reise durch den Freistaat und bei seinen Aufenthalten in unseren Museen begegnete er vielen interessanten Menschen, erlernte Vieles über die Kunstwerke in der umfangreichen Sammlung und erlebte dabei auch allerhand kuriose Geschichten. Wir möchten Martin Fengels Erfahrungen mit Ihnen teilen und über den Verlauf der Bilderreise berichten. Lassen Sie sich überraschen von den Pinakotheken in Bayern.  

Informationen über unsere Staatsgalerien erhalten Sie hier.

Autoren: Nadine Engel und Antje Lange

Schloss Johannisburg Aschaffenburg Foto: Martin Fengel

Aschaffenburg

Martin Fengel in der Staatsgalerie im Schloss Johannisburg Aschaffenburg

Ich sitze in Aschaffenburg und esse einen Handkäs mit Musik. Den macht meine Mutter besser (am Ende dieses Textes verrate ich wie). Auf der Speisekarte standen auch gebratene Weisswürste. Alle sprechen hessisch. Es gibt "Schlappeseppel Bier", das so heisst, weil Joseph Lögler, der erste Brauer dieses Bieres, mit einer Kriegsverletzung versehrt, der „Lahme Seppel“ genannt wurde. Und das Bier dann auch fast so. Ein anderes Bier heißt „Faust“. Auf den Sonnenschirmen des Lokals steht „Faust - das bleibt unter uns“ - ich denke lange über die verschiedenen Bedeutungen dieses Satzes nach. Im Zug nach Aschaffenburg saß ein Mann, der im Bordrestaurant ein Bier bestellte. Das Bier kam. Der Herr fragte, ob er denn auch die Currywurst bestellen könnte, die es im Bordbistro gibt, doch das war der Bedienung unmöglich. „Kann ich nicht bonieren.“ Der Mann musste also sein Bier alleine im Bordrestaurant lassen, ins 10 Meter entfernte, und im selben Wagen, von den selben Leuten betriebene Bordbistro gehen, dort im Stehen die Currywurst essen, um dann zurückzugehen und im Sitzen wieder sein Bier zu genießen. Ich habe das auf der Rückfahrt ausprobiert. Es funktioniert und ist nicht zu verstehen. 

In Aschaffenburg ist es zunächst einmal wunderschön, Altstadt, Fachwerk, Main, es gibt einen Stadtteil, der "Leider" heißt. Gehen Sie in das Schloss Johannisburg - dort können Sie unter anderem viele Werke von Lucas Cranach dem Älteren sehen - und - Sie sollten sich beeilen, denn ab Oktober verschwinden die Bilder für 2 Jahre. Sie lieben Korkmodelle aus dem antiken Rom? Ich verspreche Ihnen - Sie werden weinen vor Glück! Alles dort im Schloss Johannisburg. Es wird erzählt, dass in der Schlosskapelle eine Licht-Ton-Installation die 31 Alabasterskulpturen und fast 150 Relieffiguren des Altars zum Sprechen bringt. Vom Schloss aus können Sie, oberhalb des Mains entlang zum Pompejanum spazieren, das ist der Nachbau eines römischen Hauses, welches Ludwig der 1. errichten lies. Im dortigen Garten finden Sie wärmeliebende Gehölze wie Feigen, Araucarien, Mandelbäume, Wein, Säulenpappeln und Kiefern. Dorthin bin ich leider nicht gegangen. Wo ich aber war, und das sollten Sie sich unbedingt auch ansehen, ist die Stiftskirche - am besten am Wochenende, denn dann werden Sie von einer freundlichen Dame mit leicht violettem Haar auf den Kreuzgang hingewiesen, der einer der schönsten der Welt ist. Da ich selten in Kreuzgängen bin, fehlt mir leider der Vergleich, ich glaube der Dame gerne. Das naturwissenschaftliche Museum war leider schon geschlossen.

Der Handkäs mit Musik wird viel besser, wenn man ihn über Nacht in Essig und Öl abgedeckt stehen lässt. Sie können gerne auch etwas Sahne und Senf hinzufügen, so meine Mutter.

Ottobeuren 

Martin Fengel in der Staatsgalerie in der Benediktiner-Abtei Ottobeuren 

Während eine Raumsonde, die vor 9 Jahren unsere Erde verlies, am Zwergplaneten Pluto vorbeirast, um uns neue Informationen zu liefern, sitze ich im Zug nach Ottobeuren und lese im Lokalteil der "Süddeutschen Zeitung" einen langweiligen Artikel über Bastian Schweinsteiger. Tags zuvor stand auf der Seite 3 derselben Zeitung ein journalistisches Meisterstück über die ehemalige Nr. 31. Die Abtei mit den Bildern der Staatsgemäldesammlungen ist nicht in Ottobrunn. 

Machen auch Sie sich auf eine längere Reise gefasst - und freuen Sie sich! Wann saßen Sie das letzte Mal in einem Überlandbus? Falls Sie auch so schlau sind, kein Auto zu besitzen, können Sie sich, nur durch das Betrachten der Sitzbezüge in den unterschiedlichen Transportmitteln, auf eine Reise durch die jüngere Kunstgeschichte machen. Sie müssen auch 2x umsteigen, wenn Sie nicht planen mit schweren Koffern nach Ottobeuren zu reisen, macht das überhaupt nichts. Sie kommen in Benningen "Einöde" und in Benningen "mittlerer Wirt" vorbei. Die Busstation, an der Sie aussteigen müssen, ist die erste nach der Schule, schauen Sie nach rechts, werden Sie eine riesengroße Kirche sehen. Dort steigen Sie aus, es ist das größte Gebäude im ganzen Ort. Die Benediktinerabtei von Ottobeuren.

Eine brüderliche Gemeinschaft, die dort seit 764 angesiedelt ist. Ich warte im Erdgeschoss auf Pater Tobias, der mir sagt, ich solle doch schon einmal in den zweiten Stock gehen, immer dem Schild, auf dem „Museum“ steht, nach. Ich gehe einen Gang entlang, Treppen hinauf, und stehe staunend in einem langen Flügel des Riesen-Klosters. Wie von Geisterhand steht auch plötzlich der Pater neben mir. „Wie hat er das geschafft?“ frage ich mich. „Eine Erscheinung?“ „Ein Fahrstuhl?“ „Zauberei?“ „Superkräfte durch Beten?“ Wenn Sie das herausfinden möchten kann man - falls Sie ein junger Mann sind - dort „Kloster auf Zeit“ machen, das würde manch einem vielleicht gar nicht schlecht tun. Und vielleicht erfahren Sie, wie man plötzlich im zweiten Stock stehen kann. Man geht durch viele Räume mit vielen Dingen rund um das Mönchsleben, ein Jesuskind, das neben einem Totenkopf schläft, eine Darstellung der Dreifaltigkeit, Siegel, Originalräume, es ist wie das Deutsche Museum, Abteilung Äbte. Ich liebe das Deutsche Museum. Freuen Sie sich auf die Bilder der Staatsgemäldesammlungen! Sie werden sehen, wie eine Bärin ihren Jungen durch Abschlecken Gestalt gibt, wie das Tier Bonofa sein Weibchen durch Anhauchen befruchtet, oder wie die Sonne Straußeneier ausbrütet. Und das ist lange noch nicht alles.

Staatsgalerie in der Burg Burghausen Foto: Martin Fengel

Burghausen

Martin Fengel in der Staatsgalerie in der Burg Burghausen 

Ich fahre alleine nach Burghausen, unsere Katze hat Asthma, deshalb bleibt meine Frau zuhause. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so einen Satz schreibe.

Am Bahnhof kaufe ich mir seit Ewigkeiten einmal wieder den Spiegel. Dann setze ich mich in den Zug und die Reise beginnt. Während ich vom grausigen System der ISIS lese, lesen Väter ihren Söhnen von Rittern vor. Dann läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Ein Teil des Zuges ist mit älteren Damen aus Kroatien gefüllt, die mit zittriger Stimme anfangen Kirchenlieder in ihrer Sprache zu singen. Es ist wie die Filmmusik zu einem der Horrorfilme, die mit Exorzismus zu tun haben. Gott sei dank steigen sie in Altötting aus. Merkwürdig, wie manchmal des einen Leid, des anderen Freud ist. Obwohl – eigentlich ist das ja bei jedem Fußballspiel auch so. Mein Freund Steve, der aus der Gegend ist, erzählte mir, dass es auch Menschen gibt, die auf Knien nach Altötting rutschen.

In Burghausen wurde mir empfohlen, ein Taxi zur Burg zu nehmen, falls Sie auch sonntags nach Burghausen fahren und ein Taxi nehmen, werden Sie am Steuer einen sehr netten Mann erleben. Er ist sonntags der einzige Taxifahrer in Burghausen, wenn Sie die Taxizentrale in Burghausen anrufen, werden Sie mit seiner Frau sprechen.

Wir fahren bergan zur Burg. Die Bilder der Staatsgemäldegalerie befinden sich im hintersten Teil der Burg. Es ist die längste Burg der Welt. Wenn man ganz hinten anfängt, ergeht es einem nicht wie den anderen, die erschöpft vom Folterturm, Büchsenmeisterturm oder dem Burgcafe nur noch müde in einen Keller gucken, in dem es nichts zu sehen gibt. Links geht es nach oben – dort gibt es ewig lange Schlachtenbilder zu sehen, tausende von Soldaten, die sich mit Speeren und Schwertern bekämpfen. Herzöge die Bistümer zurückerobern, andere besiegen König Ottokar. Es gibt wunderschöne Teppiche zu sehen oder spätgotische Tafelbilder. Ich bin froh heute zu leben und nicht damals. Wenn Sie etwas über die Geschichte Bayerns lernen wollen, hier ist der richtige Ort.

Nachmittags spaziere ich noch durch Burghausen, dort waren wohl schon alle Jazzgrößen der Welt, ich gehe die Street of Fame hinunter, Ella Fitzgerald, Dave Brubeck, Chris Barber – nenn mir einen Jazzmusiker – er war schon hier. Ich höre nie Jazzmusik. Später (eine Taxifahrt mit dem Herren, den ich schon kannte) muss ich am Bahnhof wieder feststellen, dass es keine Bahnhofskneipe gibt.

Liebe Deutsche Bahn – was ist geschehen? Wo sind die schönen Bahnhofskneipen hin? Ich weiß nicht, der wievielte Bahnhof das war, in dem es kein Wirtshaus gab. Man findet zwar immer in der Nähe etwas – doch die Bahn mag anscheinend keine Reisenden, die mit einem Bier vor sich, auf den Zug warten. Hamburgerketten oder Tankstellenartige Gastronomie, wenn überhaupt, ist wohl die Zukunft in kleineren Bahnhöfen.

Und noch etwas – unsere Katze, die übrigens Martina heißt, damit wir uns nicht so viele Namen merken müssen, ist ihr Asthma los.

Reise nach Ansbach
Foto: Martin Fengel

Ansbach

Martin Fengel in der Staatsgalerie in der Residenz Ansbach

Gegen halb acht spaziere ich von meinem Büro nach Hause und denke darüber nach, wie es in Ansbach war. Ich kam dort am Bahnhof an und fragte eine ältere Dame, wo die Residenz ist. Sie sah mich ratlos an. Welche Residenz? War ich am falschen Ort ausgestiegen? Hatte ich irgendetwas verwechselt? Die Dame fragte, wo das denn sei? In welcher Straße? An der Promenade. Ach so, das ist dieses große Haus, ja, die Promenade, gleich dort hinunter. Ich ging also zu dem großen Haus. Ich erzählte einem jungen Mann, der dort arbeitete, was ich vorhabe. Er führte mich in den ersten Stock, zeigte mir die beiden Säle, in denen ich fotografieren sollte. Dann meinte er, er müsste jetzt wieder arbeiten, er würde unten Bescheid geben, dass ich nicht eingeschlossen würde. Ich war ganz allein in der Residenz. Es war fantastisch! 

Der Saal mit den Rokokogemälden, das Licht, das durch die Ritzen der Fensterläden schien, der knarzende Boden, die Leuchter, die grüne Bespannung an der Wand, die Stuhlreihe, geht es noch besser? Ich fing an alles abzufotografieren und schlenderte dann ganz alleine durch alle Säle der Residenz. Leider können Sie das nicht auch machen, Marktgraf Fengel durchschreitet die herrschaftlichen Räume - doch wo sind alle? Sie müssen nicht traurig sein, denn es gibt jede Stunde eine Führung, die mir dann auch begegnete, es war sehr interessant zuzuhören. 

Ich ging dann noch durch Ansbach. Ich sah eine Hochzeit, das Brautpaar war aus irgendeiner Jugendszene, leider kann ich Ihnen nicht verraten, was ampelrote Haare, Nasenring und Kind mit Punkfrisur 2015 bedeutet. Egal, sie waren sehr glücklich. Nebenan im Schwarzen Bock gibt es "Schäufele to go". Dann bin ich auf dem Holzweg. Er heißt wirklich so, man kann sich von Baum zu Baum durch Ansbach führen lassen. So gehe ich durch einen Laubengang zur Riviera, wo ein Teil der Berliner Mauer steht. Beim Juwelier Rossow kann man sich „Herr der Ringe“-Ringe machen lassen. Wurde in Ansbach nicht auch Kaspar Hauser von einem bärtigen Mann erstochen? Ich gehe an einem Geschäft vorbei, in dem man Regenschirme, Pokale und Wasserpfeifen kaufen kann. Es gibt dort auch Eis. Gruselige Puppen, die mir unbekannte Handwerkskunst betreiben, sind in Schaufenstern zu sehen. Dann noch im wunderschönen Hofgarten die Seufzeralle entlang und an den Himmelsweiher gesetzt. Ich weiß nicht, ob ich bis heute verstanden habe, was ich in Ansbach gesehen habe.

Augsburg | Glaspalast

Martin Fengel im Glaspalast in Augsburg

Also noch einmal nach Augsburg. Dieses Mal finde ich ein Bild von Walter Dahn, das mich sehr an meinen gestrigen Tag erinnert, ich verrate aber nicht, welches der Bilder es ist. Aber ganz von Anfang an – es ist der heißeste Tag in Augsburg seit Erfindung der Temperaturmessung. Das erzählt mir der Taxifahrer, der mich vom Bahnhof zum Museum fährt. Ich sage ihm, man solle möglichst viel trinken, aber nicht unbedingt Bier. Er meint, er würde ausschließlich Kaffe trinken, um dann mit einem Pappbecher nach hinten zu winken. Ich freue mich riesig über die Ausstellung „Augsburg in Aufruhr“. Nach all den Residenzen und Schlössern mit Bildern aus einer Zeit, in der ich nicht gelebt habe, ist hier deutsche Malerei zu sehen, die zwischen den 60er und 80er Jahren entstand. So wie ich. Ich freue mich über die Kippenberger-Bilder, von denen es in Münchens Museen viel zu wenige gibt.

Die lustigen Walter Dahn Bilder - manches Museum würde sich über so viele Immendorff Bilder freuen und als Besucher kann man das direkt dort machen. In der Ausstellung im Glaspalais kann man sehr viel über die Energie einer Zeit erleben, die es so nicht mehr gibt. Oder bin ich alt geworden? Seine Jugend im Museum zu sehen ist sehr interessant, nun, „meine Jugend“ ist vielleicht auch etwas zu viel auf einmal, da gab es natürlich auch vieles, was gar nicht ins Museum gehören würde. Schauen Sie sich unbedingt auch den merkwürdigen Film über Oehlen, Kippi, Herold an, er ist dort in der Ausstellung zu sehen. Oder lesen Sie das großartige Buch von Susanne Kippenberger „Der Künstler und seine Familien“, man erfährt viel über Ihren Bruder und eben jene Zeit.

Später erfahre ich von einer der sehr netten Museumsdamen, dass es München ohne die Zustimmung der Augsburger nie geben würde. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Falls die Dame Recht hat - herzlichen Dank an dieser Stelle an alle die damals für unsere Stadt gestimmt haben.

Reise nach Füssen mit Autogramm von Felix Magath
Foto: Martin Fengel

Füssen

Martin Fengel in der Staatsgalerie im Hohen Schloss Füssen

Wer hätte gedacht, dass Felix Magath am Bahnsteig des Starnberger Bahnhofs stand, als wir zurückkamen. Meine Frau lies sich von dem gutgelaunten Trainer ein Autogramm geben, ich weiß nicht, warum.

Morgens waren wir nach Füssen gefahren, der Zug war voller Japaner. Steigt man in Füssen aus, steht man vor einem riesigen Loch, dahinter steht ein Haus auf dem „Main Station Hostel“ zu lesen ist. Gott sei Dank ist es nicht überall so hässlich.

Wir spazieren durch die Fußgängerzone, alles sehr schön – Füssen beschreibt sich wie folgt: „Hier vereinen sich unterschiedliche Epochen zu einer Kulisse, die den Romantikurlaub unvergessen macht: Die kleinen, verwinkelten Gassen sind Zeugen einer florierenden, mittelalterlichen Stadt.“

Wir gehen bergauf zu dem Hohen Schloss. Es sieht eigentlich sehr lustig aus, voller Illusionsmalereien, die das Schloss an manchen Stellen noch dreidimensionaler aussehen lassen. Ich mache ein paar Fotos, und wir gehen wieder, da die Galerie noch geschlossen ist. Also wieder zurück, in die romantische Altstadt. Wir setzen uns in den Garten des Lokals „Woaze“ und hören den Kindern der Erich-Kästner-Schule zu, die dort in der Fußgängerzone „an Tagen, wie diesen, haben wir noch ewig Zeit…“ singen. Ich muss fast weinen, so schön ist das. Nur, wir haben heute nicht ewig Zeit. Inzwischen hat die Galerie im Hohen Schloss geöffnet. Die Menschen, die man dort auf den Bildern sieht, haben übrigens ewig Zeit. Eins der schönen Sachen in der Kunst – kein Kunstwerk wird Ihnen sagen, Sie müssen sich mit dem Betrachten, oder dem Nachdenken über das, was es erzählt, beeilen. Dort gibt es einen Rittersaal mit einer unglaublichen Kassettendecke. Grausige Darstellungen der Pest. Spätgotische Skulpturen. Tafelbilder. Man kann auch aus dem Fenster schauen, und sieht eine Allgäuer Postkartenidylle.

Später sitzen wir im Gasthaus „Zur Krone“, was sich leider als Mittelalter-Restaurant herausstellt, die Bedienungen sind wie in einem Ritterfilm angezogen. Allgäuer Kässpatzen bei 30 Grad waren auch keine so gute Idee. Der Bahnsteig ist voller Jugendlicher aus Japan und Amerika. Der mächtige schwarze Lehrer der amerikanischen Gruppe verrät, dass er gerne „Sex in the City“ sieht, die Mädchen lachen sich einen Ast – das ist die lustige Gruppe, die später in München Felix Magath in Empfang nehmen wird.

Staatsgalerie in der Katharinenkirche Augsburg
Foto: Martin Fengel

Augsburg | Katharinenkirche

Martin Fengel in der Staatsgalerie in der Katharinenkirche Augsburg

Wie schön es immer beim FC Augsburg war, wenn dort der FC Bayern spielte. Wie schön es beim Brechtfestival vor ein paar Jahren war, damals mit Christian Kracht, Eckhart Nickel, Alexander Gorkow, Stefan Gabanyi und sovielen anderen netten Menschen. Ich erinnere mich auch an ein anderes Mal, damals gab es eine fantastische Florian-Süßmayr-Ausstellung im dortigen Kunstverein zu sehen. Oder die Bernd-Zimmer-Ausstellung im Glaspalast, wohin ich mich auch dieses Mal begab, um nebenan, in den Räumen der Staatsgalerie zu fotografieren. Ich hatte wohl die Liste mit den zu fotografierenden Museen, Schlössern, Burgen nicht richtig gelesen. Stand da nicht groß „ab 2. Juli“? Nun - die Ausstellungsräume waren leer, aber, wie gerade erzählt, es macht überhaupt nichts, noch einmal nach Augsburg zu fahren.

Und es gibt ja noch die Katharinenkirche, zu der man gelangt, wenn man durch das Schaezlerpalais geht. Dort muss man durch einen Rokokosaal, in dem ein riesengroßer, silberner, aufgeblasener Hase liegt. Es sieht ein bisschen aus, wie das, was Jeff Koons in Versailles gemacht hat, aber eben nur ein bisschen. Und warum etwas machen, das aussieht, wie etwas, das es schon gibt und ja – besser? Manche Sachen wurden schon gedacht und gemacht, soll man noch einmal eine bemannte Rakete erfinden, die zum Mond fliegt oder eben fast bis zum Mond?

Aber weiter zur Staatsgalerie. Dort in einer ehemaligen Kirche ist die älteste „Filiale“ der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Sie können z. B. das berühmte Portrait des Jakob Fugger von Albrecht Dürer sehen und wunderbare Bilder Holbeins, Cranachs und vieler anderer Maler der Frührenaissance und des späten Mittelalters. Wer war das eigentlich, dieser Jakob? Das war einer der allerersten „Banker“, der europaweit agierte. Er finanzierte den Aufstieg des Kaisers Maximilian des I. - auch seinem Enkel Karl wurde geholfen, römisch-deutscher Kaiser zu werden. Dieser Jakob, der auch „der Reiche“ genannt wurde, war an einer portugiesischen Flotte beteiligt, die Handelsmission einer spanischen Flotte zu den Molukken scheiterte leider, auch da war Jakob dabei. Die Augsburger lieben ihn, denn er hat Ihnen die Fuggerei, eine damalige Armensiedlung gestiftet. Liebe Banker von heute – wäre das nicht eine Idee? Helfen? Wenn dann im Glaspalast „Aufruhr in Augsburg“ zu sehen sein wird, schaue ich mir diese Bilder bestimmt noch einmal an.

Reise nach Bayreuth
Foto: Martin Fengel

Bayreuth

Martin Fengel in der Staatsgalerie Bayreuth

Wenn man mit dem Zug nach Bayreuth fährt und aus dem Bahnhof geht, sieht man leider erst einmal etwas nicht sehr Schönes. Figuren, jede in einer anderen Farbe, alle mit Klumpfüßen und -händen, klettern, so soll es wahrscheinlich aussehen, die Fassade der örtlichen Industrie und Handelskammer hinauf. Meine Frau sagte: „Schau mal, das sieht ja lustig aus.“ Manchmal haben wir einen sehr unterschiedlichen Geschmack. Eine Dame der IHK schrieb mir, das Kunstwerk ist von Rosalie aus München. Gebe ich das bei google ein, komme ich zu einer wahrscheinlich ganz anderen Rosalie. Wir gehen nach links Richtung Altstadt. In einem Lokal nahe der Parsifal-Apotheke gibt es den Barrock-Topf für acht Euro zwanzig. Falls es jemand nachkochen möchte – die Speise besteht aus folgenden Zutaten: Kalbfleisch, Tomaten, Champignons, Kartoffeln, Knoblauch, Zwiebeln und Paprika - das alles wird mit Käse überbacken. Ich kann Ihnen nicht verraten, wie es schmeckt. Wir spazieren zum neuen Schloss um die Malerei des Spätbarock zu sehen. Die Räume, grün, blau und weiß, die Bilder, die dort zu sehen sind, der Schlosspark, die bunten Blumenbeete – alles wunderschön. Besuchen Sie Bayreuth! Auch, wenn gerade nicht die Nibelungen dort sind. Später spazieren wir noch in ein Urweltmuseum, wo man Dinge sehen kann, die noch viel älter als der Spätbarock sind. Das Haus Wahnfried wird gerade renoviert, und das Freimaurer Museum – ich dachte, alles, was dort geschieht, ist komplett geheim – war leider schon geschlossen. Ein freundlicher Herr, der einen sehr gepflegten Schnurrbart trug, kam heraus, um zu fragen, ob wir denn nicht am nächsten Tag kommen wollten, doch dann sollten wir schon in Bamberg gewesen sein.

Schleißheim 

Martin Fengel in der Staatsgalerie im Neuen Schloss Schleißheim 

Die erste Reise führt nach Oberschleißheim. Ich erinnere mich, dort früher mit meinen Eltern gewesen zu sein. Und ich bin mir nicht ganz so sicher, ob das damals eher schöne oder eher anstrengende Sonntage waren. Ich fahre also mit meiner Frau nach Oberschleißheim, ins Neue Schloss, welches übrigens gar nicht neu ist, denn seine Realisierung begann bereits 1700. Joseph Effner, der die Bauleitung des Schlosses übernahm, wurde später ein Platz in München gewidmet, über den er wahrscheinlich nicht sehr glücklich wäre. Es gibt in dem Schloss eine große Galerie, in der Meisterwerke der europäischen Barockkunst zu sehen sind, es gibt Rubens oder van Dyck zu sehen, die Italiener Carracci, Giordano und man bekommt einen sehr schönen Eindruck, wie das höfische Leben im Absolutismus war. Zumindest stellt man sich irgend etwas vor – ob das damals dann wirklich so war, wer weiß?

Wir spazieren durch den Schlosspark, unter den Schuhen knirschen die Kieselsteine. Ich sehe eine Hochzeit vor dem Schloss und weiß plötzlich nicht mehr, ob das eine Hochzeitsfotoproduktion ist oder wirklich zwei Menschen sind, die sich lieben. Nach dem Spaziergang zum Lustschloss, wo es schönes Porzellan zu sehen gibt, kehren wir zurück – das Paar sitzt mit Trauzeugen, oder eben nur Modells, auf einer anderen Bank, um wieder gefilmt, oder fotografiert zu werden. Es wird ein Geheimnis bleiben, ob es nun echt oder falsch war.