STILL LIFE. Fotografien aus der Stiftung Ann und Jürgen Wilde im Dialog mit Werken aus der Sammlung Goetz

Florence Henri, Abstrakte Composition, 1928

12,3 x 17,2 cm; Silbergelatine-Abzug
Stiftung Ann und Jürgen Wilde, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sibylle Forster
© Galleria Martini & Ronchetti, Genua

Details   

STILL LIFE. Fotografien aus der Stiftung Ann und Jürgen Wilde im Dialog mit Werken aus der Sammlung Goetz

Pinakothek der Moderne | Kunst
Sammlung+ | Saal 8

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Die Stiftung Ann und Jürgen Wilde nimmt in ihrer aktuellen Sammlungspräsentation „Still Life“ den in den umliegenden Räumen durch die Ausstellung „Au Rendez-vous des amis“ angeregten Dialog mit zeitgenössischen Werken der Sammlung Goetz auf. Sie legt dabei den Fokus auf das Medium Fotografie, das gerade in den letzten 100 Jahren in Ästhetik und Rezeption einen enormen Wandel erfahren hat.

Schon in der Fotografie des frühen 19. Jahrhunderts finden sich Darstellungen von Objektsammlungen und -arrangements wie beispielsweise in William Henry Fox Talbots „The Pencil of Nature“ (1844) ein mit Gläsern gefülltes Regal oder ein Obstkorb mit Früchten. Das Interesse lag hier jedoch vorrangig auf der Darstellung der Struktur der Dinge und auf dem Bezug zu Vorbildern in der Malerei. Als ein Reflex auf die zunehmende Technisierung und Mechanisierung des Alltags entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Fotografie, die sich mit technischer Perfektion auf die Oberflächen- und Materialbeschaffenheit der Gegenstände konzentrierte, und deren Themenspektrum auch Industrie- und Werbefotografie umfasste.

Albert Renger-Patzsch, einem der bedeutendsten Protagonisten der Fotografie der Neuen Sachlichkeit, gelang es mit rein fotografischen Mitteln „das Wesen des Gegenstandes“ darzustellen. Zeitgleich, aber jenseits des Anspruches auf Detailgenauigkeit und technischer Präzision, experimentierte die Fotografin Florence Henri als Protagonistin des sogenannten Neuen Sehens mit dem Einsatz von Spiegelungen, Montagen oder technischen Verfremdungen. In ihren subjektiv gesteigerten Kompositionen bringt sie eine surreale Rätselhaftigkeit und suggestive Kraft der Dinge zum Vorschein.

Dieses Wechselspiel zwischen der Autonomie des Wirklichen und einem übergeordneten Sinngehalt wirkt fort bis in die zeitgenössische Fotografie. Wolfgang Tillmans fotografische Werke rücken die poetisch abstrakten Eigenheiten von zufälligen Alltagskonstellationen und komponierten Arrangements ins Bild. Sie vermitteln eine zeitspezifische Narration und reflektieren zugleich das Medium selbst. Wolfgang Tillmans beschäftigt sich dabei mit Fragen zur Farbe, Form, Licht und Materialität des Mediums und lotet mit seinen Fotografien die Grenzen zu anderen künstlerischen Gattungen aus.

Die Präsentation zeigt 13 ausgewählte Werke von Florence Henri und Albert Renger Patzsch aus den Beständen der Stiftung Ann und Jürgen Wilde und drei großformatige Arbeiten von Wolfgang Tillmans aus der Sammlung Goetz.

 

Unter dem Titel Sammlung+ präsentieren die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Pinakothek der Moderne das Format von Studioausstellungen im Kontext der Sammlung: Präsentationen von Neuerwerbungen, Leihgaben und Künstler:innenräume zeigen die intensive Sammlungs- und Forschungsarbeit, die fachlich fundierte Auseinandersetzung und die Aktualität der Sammlungen.